9% durch EMF gesundheitlich beeinträchtigt

Umfrage im dt. Mobilfunkforschungsprogramm
Ermittlung der Befürchtungen und Ängste der breiten Öffentlichkeit hinsichtlich möglicher Gefahren der hochfrequenten elektromagnetischen Felder des Mobilfunks - jährliche Umfragen 2003 - 2006.

In der deutschen Bevölkerung sind nach INFAS (2006) immerhin 27 % der Bevölkerung wegen EMF besorgt und 9 % fühlen sich beeinträchtigt.

Quelle

Bundesamt für Strahlenschutz - Deutsches Mobilfunk Froschungsprogramm

Thema

Ermittlung der Befürchtungen und Ängste der breiten Öffentlichkeit hinsichtlich möglicher Gefahren der hochfrequenten elektromagnetischen Felder des Mobilfunks - jährliche Umfragen

Beginn 01.09.2003 Ende 31.10.2006

Projektleitung

Institut für angewandte Sozialwissenschaften (Infas)

Zielsetzung

Ziel des Projektes war es, in bundesweit repräsentativen Telefonbefragungen die Wahrnehmung der Bevölkerung im Bereich Mobilfunk zu untersuchen. Durch vier Erhebungen im jährlichen Abstand sollten mögliche Veränderungen in den verschiedenen Befragungsinhalten zwischen 2003 bis 2006 beleuchtet werden.

Im Zentrum der Befragungen standen die möglichen gesundheitlichen Befürchtungen und wahrgenommenen gesundheitlichen Beeinträchtigungen der Bevölkerung im Hinblick auf hochfrequente elektromagnetische Felder (EMF) des Mobilfunks. Darüber hinaus wurden verschiedene Parameter der Handynutzung, Informationsstand, sowie Kenntnis und Anwendung von Vorsorgemaßnahmen erhoben.

Ergebnisse

In den Jahren 2003 bis 2006 wurden jährlich 2.500 Bürgerinnen und Bürger (insgesamt 10.020 Interviews) ab 14 Jahren über mögliche Gefahren der elektromagnetischen Felder des Mobilfunks befragt.

Die durchschnittliche Interviewlänge betrug etwa 20 Minuten. Das Fragenprogramm hatte Kernfragen, die jährlich wiederholt und durch Schwerpunktthemen ergänzt wurden. Den Erhebungen ging jährlich ein Pretest zur Überprüfung der Verständlichkeit der Fragen und der Länge des Interviews voran.

Rahmenparameter der Mobilfunk-Nutzung

Sowohl das Telefonieren mit dem Handy als auch die Nutzung von schnurlosen Festnetztelefonen hat in der Bevölkerung ab 14 Jahre zwischen 2003 und 2005 von 73 bzw. 76 Prozent auf 79 bzw. 82 Prozent zugenommen. In 2006 war der Bevölkerungsanteil, der mit dem Handy telefoniert, wieder leicht rückläufig (76 Prozent); der Anteil der Nutzer von Schnurlostelefonen konsolidiert sich bei 83 Prozent.

Hinter der Nichtnutzung von Handys steht in allen vier Befragungsjahren nicht zwingend eine Ablehnung dieses Kommunikationsmittels, sondern einfach ein mangelnder Bedarf. Einen Verzicht auf das Handy können sich selbst unter der Annahme eines Nachweises von gesundheitsschädigenden Einflüssen nur etwa die Hälfte der befragten Handynutzer vorstellen.

Fast die Hälfte der Befragten (47 Prozent in 2006 bis 2004, 43 Prozent in 2003) weiß um den Standort einer Mobilfunk-Sendeanlage im Umkreis von bis zu 5 km um die eigene Wohnung bzw. vermutet zumindest eine solche Sendeanlage im Umkreis. Dabei ist sich nur etwa ein gutes Drittel aller Befragten sicher, eine Mobilfunk-Sendeanlage auf den ersten Blick erkennen zu können.

Besorgtheit und Beeinträchtigung der Bevölkerung durch elektromagnetische Felder des Mobilfunks

Ohne nennenswerte Veränderung sind in den Jahren 2003 bis 2005 die Anteile der Bevölkerung, die sich im Hinblick auf hochfrequente elektromagnetische Felder des Mobilfunks besorgt (etwa 30 Prozent) oder gesundheitlich beeinträchtigt (etwa 9 Prozent) beschreiben. Der Anteil der Besorgten ist in 2006 leicht auf 27 Prozent gesunken (jedoch nicht signifikant). Über alle Befragungsjahre bleibt die Besorgnis wegen EMF des Mobilfunks weit unter dem Grad der Besorgnis wegen möglicher gesundheitlicher Gefährdungen durch Luftverschmutzung, Nebenwirkungen von Medikamenten, Verzehr von Fleisch unbekannter Herkunft, starken Zigarettenrauchens sowie der Teilnahme am Straßenverkehr.

Dabei hat sich anhand unterschiedlicher Messgrößen gezeigt, dass Mobilfunk-Sendeanlagen insgesamt als bedrohlicher und als eher beeinträchtigend wahrgenommen werden als Handys oder Schnurlostelefone.

In einem statistischen Modell (logistische Regression) wurden mögliche Einflussgrößen auf die Wahrscheinlichkeit untersucht, ob Menschen wegen EMF besorgt sind oder nicht. Besonders hoch ist die Wahrscheinlichkeit, zu den wegen EMF Besorgten zu zählen, unter anderem in der Region Südwest (Bayern, Baden-Württemberg), unter den Befragten zwischen 35 und 64 Jahren, Befragten mit höherem Schulabschluss, Befragten ohne Handynutzung, Befragten ohne Schnurlostelefon sowie Befragten mit Mobilfunk-Sendeanlage in unmittelbarer Wohnumgebung.

Kopfschmerzen, Schlafprobleme und allgemeines Unwohlsein in Form von Schlappheit zählen zu den häufigsten konkreten Beschwerden durch elektromagnetische Felder. Allerdings kann die Mehrheit (etwa 60 Prozent) der nach Selbsteinschätzung durch EMF Beeinträchtigten keine genauen gesundheitlichen Beschwerden benennen.

Informationsstand der Bevölkerung bezüglich EMF

34 Prozent der Befragten haben sich im Jahr 2006 vor ihrer Befragung noch nie mit dem Thema elektromagnetische Felder des Mobilfunks befasst. 27 Prozent bezeichnen sich als gar nicht hierüber informiert. Nur 8 Prozent haben sich vor der Befragung schon "viel" mit dem Thema beschäftigt, als sehr gut informiert bezeichnen sich 3 Prozent. Die Aufmerksamkeit für das Thema EMF ist - gemessen an der hohen Nutzungsquote - als eher gering einzuschätzen.

Der SAR-Wert ist nur einem guten Viertel der Befragten bekannt (in 2006: 27 Prozent). Auch im Zeitvergleich ist seit 2003 die Bekanntheit des SAR-Wertes nicht gestiegen. Zur verhältnismäßig niedrigen Bekanntheit des SAR-Wertes kommt die geringe handlungsleitende Wirkung dieses Merkmals: in 2006 haben sich erst 15 Prozent derer, die den SAR-Wert kennen, bei einer Entscheidung über die Anschaffung eines Handys am SAR-Wert orientiert. Bezogen auf die Gesamtbevölkerung ab 14 Jahre macht dies einen Anteil von etwa 4 Prozent aus.

Vorsorgeverhalten

Vorsorge zum Schutz gegen elektromagnetische Felder ist im gesamten Befragungszeitraum für 8 von 10 Befragten kein relevantes Thema; sie ziehen solche Maßnahmen weder in Erwägung noch führen sie diese durch. Die übrige Minderheit nennt neben Maßnahmen, die sich auf das Handy beziehen, eine ganze Reihe weiterer Verhaltensweisen von Maßnahmen der Abschirmung über den Umgang mit elektrischen Geräten bis hin zum politischen Engagement.

Empfehlungen zur Handynutzung besitzen in der Bevölkerung einen sehr unterschiedlichen Bekanntheitsgrad. Am bekanntesten sind die Empfehlungen, auf das Handytelefonat zugunsten des Festnetzes zu verzichten, Gespräche mit dem Handy kurz zu halten sowie die Empfehlung zur Verwendung von Freisprechanlage/Head-Set und Außenantenne im Auto. Nur bei gutem Empfang mit dem Handy zu telefonieren, ist als Vorsorgemaßnahme beispielsweise weitgehend unbekannt.

Fazit

Die jährliche Befragungsreihe zur Wahrnehmung des Mobilfunks in der Bevölkerung zeigt eine hohe Konstanz über sämtliche Befragungsinhalte hinweg. Bezogen auf die Gesamtgesellschaft weist somit das Thema Mobilfunk eine stabile Relevanz auf.
Die Daten geben Aufschluss über die Rolle des Mobilfunks im Vergleich zur Wahrnehmung verschiedener anderer möglicher Gesundheitsrisiken, sowie über die Ausprägung und die Entwicklung verschiedener Parameter der Risikowahrnehmung über die Zeit hinweg.

Die Ergebnisse dienen damit dem BfS als wichtige Grundlage für die Ausrichtung der Öffentlichkeitsarbeit und weiterer Aktivitäten zu Risikokommunikation (z.B. im Kontakt mit verschiedenen Stakeholdern), sowie als Ausgangspunkt für weitere gezielte Erhebungen und Analysen zu dieser Thematik.

Der Abschlussbericht - wie die Ergebnisse der vier Befragungsjahre - mit den vergleichenden Ergebnissen der Befragungen 2003 bis 2006 liegt unter Downloads vor.

Artikel veröffentlicht:
30.12.2009
Quelle:
Bundesamt für Strahlenschutz

Downloads

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