Die Kinder wurden alle mit Handy und Kopfhörern ausgestattet und sollen den französischen Lernstoff in ihrem eigenem Tempo, unabhängig von jenem des Lehrers, bewältigen können.
In ähnlicher Weise hatte schon vor einigen Wochen COOP mit einer Handysafari
(siehe nebenstehenden Link zu unserem entsprechenden Artikel)
negativ auf sich aufmerksam gemacht, über die wir berichteten und uns auch eingeschaltet haben.
Die Kinder sind natürlich begeistert von ihrem neuen Handy und führen als Vorteile nicht in erster Linie die beabsichtigte Lernhilfe auf, sondern reden von den damit verbundenen Möglichkeiten, dass sie stets ein Handy dabei haben, jederzeit telefonieren, SMS schreiben und im Internet surfen können, dass sie Fotos herunterladen, virtuelle Musikinstrumente nutzen, Musik hören können, mit einem Wort, die Sache einfach cool finden.
Während der Projektleiter für Medien und Schulen, Beat Döbeli die Vorzüge für das Erlernen der französischen Sprache preist und selbst der Klassenlehrer Christian Neff ebenfalls auf die Vorteile hinweist, wie das neue Medium Handy im Unterricht einzusetzen ist, stösst das Projekt sowohl bei Eltern als auch beim Schuldenberatungsdienst auf Kritik.
Dieses Projekt ist von einem Mobilfunkbetreiber gesponsert und die 11jährigen Schüler und Schülerinnen dürfen das Handy nicht nur in der Schule, sondern auch ausserhalb während der laufenden Versuchsperiode völlig kostenfrei benutzen. Gewalt- und Pornovideos sind zudem nicht gesperrt.
Die Schüler können, "(...) so lange und so oft im Internet surfen und telefonieren, wie sie wollen. Alles gratis, bezahlt von einem Telekommunikationsunternehmen."
Während Wissenschafter, Ärzte und immer mehr auch Schul- und Regierungsbehörden weltweit vor dem Handygebrauch für Kinder warnen, weil elektromagnetische Strahlung nachweislich gesundheitsbeeinträchtigend wirkt, wird dieser Punkt von den für diesen Versuch Verantwortlichen offensichtlich ausgeklammert. Natürlich wäre das auch keinesfalls im Interesse des Sponsors.
Eltern, Lehrer und Schulbehörden sollten sich unbedingt über die Gefahren, die mit der Benutzung von Handys durch Kinder verbunden sind, informieren, statt den Kindern ein gesundheitsbeeinträchtigendes Werkzeug in die Hand zu geben. Dass die Kinder von den Möglichkeiten fasziniert sind, versteht sich von selbst. Genauso selbstverständlich, wie Behörden und Politik ihre Augen im Sinne der Mobilfunkbetreiber verschliessen. Es gäbe sicher alternative Geräte, mit denen man dieses Projekt auch hätte durchführen können, ohne dabei jedoch die Kinder der ständigen Handystrahlung aussetzen zu müssen.
Nun sind die Eltern gefordert! Für die Betreiber sind Kinder nur potentielle Kunden, für die Eltern hoffentlich das Wichtigste in ihrem Leben.
diagnose:funk hat in vielen Ausarbeitungen auf die komplexe Problematik hingewiesen.