Vorsorgeprinzip bei Mobilfunkantennen

Österr. Leitfaden Senderbau - 2. Auflage
Leitfaden Senderbau (LSB), Vorsorgeprinzip bei Errichtung, Betrieb, Um- und Ausbau von ortsfesten Sendeanlagen, 2. Auflage Oktober 2014.

Diagnose-Funk empfiehlt, diesen Leitfaden zur Errichtung von Mobilfunk-Basisstationen an Behörden und Politiker weiterzuverbreiten.

Herausgegeben von

  • Ärztinnen und Ärzte für eine gesunde Umwelt
  • Allgemeine Unfallversicherungsanstalt (AUVA)
  • Wiener Arbeiterkammer
  • Österreichische Ärztekammer
  • Wiener Umweltanwaltschaft Wirtschaftskammer Bundesinnung der Elektro-, Gebäude-, Alarm-, u. Kommunikationstechniker
  • UNI-Wien Institute für Umweltmedizin
  • UNI-Wien Institut für Krebsforschung

Zusammenfassung

Die Einführung und weltweite Verbreitung von radiofrequenten Funkdiensten (z.B. W-LAN, Mobilfunk) ist in der Geschichte technischer Innovationen ohne Beispiel. Die rasante Entwicklung wird von Bedenken zu gesundheitlichen Auswirkungen begleitet. Dies führt zu erheblichen Widerständen seitens der Bevölkerung besonders dort, wo Infrastruktur ohne Einbindung der Anrainer ausgebaut wird.

Der vorliegende Leitfaden beschreibt Strategien und Vorgangsweisen, um dem Bedürfnis nach technischer Innovation einerseits und dem verständlichen Wunsch nach geringen Immissionen andererseits gerecht zu werden.

Die Empfehlungen basieren auf wissenschaftlichen Erkenntnissen und praktischen Erfahrungen vergangener Jahre. Der Leitfaden bietet konkrete Empfehlungen für ein partizipatives Vorgehen bei der Errichtung von Basisstationen für Baubehörden, Anrainer und Betreiber-Gesellschaften mit dem Ziel gesundheitliche und wirtschaftliche Folgen zu berücksichtigen. Konfliktträchtige Bauvorhaben können so über einen konstruktiven dialoggesteuerten Prozess im Konsens mit den Anrainern verwirklicht werden.

Im Vorwort des österreichischen Leitfadens-Senderbau heißt es:
„Die wissenschaftliche Datenlage weist zunehmend darauf hin, dass intensive und jahrelange Nutzung verschiedener funktechnischer Dienste mit einem erhöhten Krankheits-Risiko (z.B. Hirntumoren) verbunden ist. Zuletzt wurden von der internationalen Krebsagentur der WHO (IARC) hochfrequente Felder des Mobilfunks in die Gruppe 2B eingestuft, also als Umwelt-Faktor mit »möglicherweise krebserregender« Wirkung. Zu ähnlichen Ergebnissen kommen Oberster Sanitätsrat (2008) und Gesundheitsministerium: Sie empfehlen einen »insgesamt vernünftigen Umgang mit Handys, was zur Vermeidung von unnötigen Expositionen führen soll«. So sollten insbesondere Kinder und Jugendliche unnötige Expositionen vermeiden.

Die vorhandenen Befunde sind nicht unmittelbar für alle Situationen anwendbar, wo Belastungen durch Hochfrequenzfelder auftreten – wie z.B. in der Umgebung von ortsfesten Funkanlagen. Die wissenschaftliche Datenlage rechtfertigt aber auch für solche Situationen einen umsichtigen Umgang mit der EMF-Anwendung, denn die dazu vorliegenden spezifischen Studienergebnisse sind jedenfalls ausreichend, um aus vorsorgemedizinischer Sicht die Anwendung des Minimierungsprinzips zu empfehlen.“

Prof. Dr. SZEKERES, Präsident der Österreichischen Ärztekammer kommentiert:
„Ärztinnen und Ärzte sind stets dem Vorsorgegedanken verpflichtet. Dies betrifft natürlich auch das breite Feld elektromagnetischer Felder des Mobilfunks, (…).

Die Ärztekammer rät seit Längerem zu einem bewussteren Umgang mit der Mobilfunktechnologie, insbesondere bei Kindern und Jugendlichen. Im Zuge dessen wurden nicht nur die »10 medizinischen Handy-Regeln« herausgegeben, sondern es wurde auch versucht, durch verstärkte Medienarbeit entsprechendes Bewusstsein in der Bevölkerung über die möglichen gesundheitlichen Gefahren durch exzessive Nutzung der Mobilfunktechnologie zu schaffen. Diesen von uns eingeschlagenen Weg werden wir auch in der Zukunft beschreiten.“

Vorwort von TR Ing. Josef WITKE, Bundesinnungsmeister der Elektro-, Gebäude-, Alarm- und Kommunikationstechniker Wirtschaftskammer Österreich
„Diese Richtlinie wurde im Sinne der Gesundheit des Menschen als sein wertvollstes Gut, mit dem nicht leichtsinnig umgegangen werden darf, erarbeitet. Sie berücksichtigt weltweite Forschungsergebnisse, welche zum Zeitpunkt der Ausarbeitung bekannt waren.

Da elektromagnetische Felder ein äußerst komplexes Thema sind, und die Auswirkungen auf den Menschen nicht immer rational betrachtet werden, haben sich mit diesem Thema ausgewiesene Fachexpert/Innen aus Wissenschaft und Praxis befasst und diesen Leitfaden erarbeitet.

Es wurden dabei die zu erwartenden technischen und medizinischen Auswirkungen weitgehend berücksichtigt, um in Zukunft ein unbeeinflusstes Nebeneinnder zu ermöglichen. Wir alle hoffen, gemeinsam eine wertvolle Hilfe für alle Entscheidungsträger geschaffen haben.“

Vorwort von Mag. Sylvia LEODOLTER, Leiterin der Abteilung Umwelt und Verkehr Arbeiterkammer Wien
„Die Gesundheit des Menschen ist sein wertvollstes Gut, mit dem daher nicht leichtfertig umgegangen werden darf. Deswegen treten die Arbeiterkammern nicht nur in der Arbeitswelt für ein hohes Schutzniveau bei Sicherheit und Gesundheit des Menschen auf Grundlage wissenschaftlicher Erkenntnisse ein.

ExpertInnen aus Wissenschaft und Praxis haben den vorliegenden Leitfaden gemeinsam erarbeitet. Erklärtes Ziel ist, durch Einbindung aller betroffenen Parteien die Konsensfindung zu fördern und einen Beitrag zur Versachlichung der Diskussion zu leisten. Dabei soll die Expositionsminderung im Sinne eines präventiven Gesundheitsschutzes und gleichzeitig die Versorgungssicherheit mit Funkdiensten erreicht werden.“

Vorwort von DI Alfred BREZANSKY, Stvtr. Leiter der Wiener Umweltanwaltschaft
„Mit der neuen Mobilfunktechnologie LTE oder öffentliches W-LAN versprechen die Mobilfunkbetreiber, überall und zu jeder Z eit, schnelleren drahtlosen Internetzugang und bessere Nutzung neuer Mobilfunkdienste, mit Handys, Smartphones, Tablets und PCs.

Aber, jeder weitere Ausbau drahtloser Technologien macht neue und zusätzliche Antennenanlagen notwendig und erhöht somit die Immissionen durch hochfrequente elektromagnetische Felder (HF-EMF). Auch der Trend W-LAN immer häufiger an öffentlichen Plätzen, öffentlichen Einrichtungen, sowie Bildungseinrichtungen gratis zur Verfügung zu stellen führt laufend zu einer Erhöhung der Grundbelastung von elektromagnetischen Feldern in unserer Umwelt. Bedenken wegen möglicher gesundheitlicher Langzeitrisiken werden verharmlost oder als völlig unbegründet abgetan. Gesetzlich verankerte Parteistellung, Mitspracherecht – selbst das das Recht bei der Errichtung von Mobilfunkanlagen informiert zu werden – gibt es praktisch nicht.

Der vorliegende Leitfaden zeigt auf wie betroffenen BürgerInnen und Gemeinden in den Errichtungsprozess von Funkanlagen eingebunden werden können und wie vorbeugender Gesundheitsschutz durch weitgehende Minimierung der Immissionen durch intelligente Planung und im Dialog mit den Betroffenen umgesetzt werden kann.

Der Leitfaden wurde gemeinsam im Konsens mit Experten aus der Wirtschaft, der Arbeitnehmer, der Medizinischen Universität Wien, der Allgemeinen Unfallversicherungsanstalt und der Wiener Umweltanwaltschaft. erarbeitet.

Die Wiener Umweltanwaltschaft hofft daher, dass er großes Interesse und eine weite Verbreitung finden und eine Grundlage und Hilfestellung für einen verantwortungsvollen Ausbaus der Funktechnologien in Österreich bieten wird.“

Publikation zum Thema

2. Auflage Oktober 2014Format: A4Seitenanzahl: 44 Veröffentlicht am: 01.10.2014 Herausgeber: Ärztinnen und Ärzte für eine gesunde Umwelt

Leitfaden Senderbau

Vorsorgeprinzip bei Errichtung, Betrieb, Um- und Ausbau von ortsfesten Sendeanlagen
Autor:
Wiener Arbeiterkammer; AUVA – Allgemeine Unfallversicherungsanstalt; Wirtschaftskammer - Bundesinnung der Elektro-, Gebäude-, Alarm-, u. Kommunikationstechniker; Wiener Umweltanwaltschaft; Österreichische Ärztekammer; Wissenschaftler der MedUni Wien, Institut für Umwelthygiene und Institut für Krebsforschung.
Inhalt:
Die Einführung und weltweite Verbreitung von radiofrequenten Funkdiensten (z.B. W-LAN, Mobilfunk) ist in der Geschichte technischer Innovationen ohne Beispiel. Die rasante Entwicklung wird von Bedenken zu gesundheitlichen Auswirkungen begleitet. Dies führt zu erheblichen Widerständen seitens der Bevölkerung besonders dort, wo Infrastruktur ohne Einbindung der Anrainer ausgebaut wird. Der vorliegende Leitfaden beschreibt Strategien und Vorgangsweisen, um dem Bedürfnis nach technischer Innovation einerseits und dem verständlichen Wunsch nach geringen Immissionen andererseits gerecht zu werden. Die Empfehlungen basieren auf wissenschaftlichen Erkenntnissen und praktischen Erfahrungen vergangener Jahre. Der Leitfaden bietet konkrete Empfehlungen für ein partizipatives Vorgehen bei der Errichtung von Basisstationen für Baubehörden, Anrainer und Betreiber-Gesellschaften mit dem Ziel gesundheitliche und wirtschaftliche Folgen zu berücksichtigen. Konfliktträchtige Bauvorhaben können so über einen konstruktiven dialoggesteuerten Prozess im Konsens mit den Anrainern verwirklicht werden.
Artikel veröffentlicht:
17.11.2014
Quelle:
ÄGU - Ärztinnen und Ärzte für gesunde Umwelt

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