Schlussfolgerung:
Gemäss den Autoren, suggerieren die Ergebnisse einen möglichen krebserregenden Einfluss der amplitudenmodulierten elektromagnetischen Strahlung, speziell in Bezug auf lymphatische Leukämie.
Kommentar der Diagnose-Funk
Betrachtet man alle verfügbaren Radiosender-Studien, so ergibt sich zwar aufgrund der oft sehr mangelhaften Expositionsabschätzung und der meist geringen Fallzahlen unter den einzelnen Krebsarten kein einheitliches Bild, im Durchschnitt zeigt sich jedoch ein allgemeiner Trend zu erhöhten Risiken, insbesondere bei Leukämien.
Das Risiko (Odds ratio = Inzidenzverhältnis) wird dabei durch folgende Faktoren unterschätzt:
● Wegzug/Umzug der Fälle über diverse Regionen hinweg. (Die Fälle wurden auf den Wohnort zum Zeitpunkt der Diagnose bezogen, Krebs hat jedoch je nach Belastungsgrad und Krebsart lange Latenzzeiten.)
● Ungenaue Expositionserfassung durch variierende, lokale Feldstärken. (Das hier verwendete Berechnungsprogramm konnte nicht auf die lokalen Strahlungsschatten von Hügeln und Häusern eingehen.) Dr. Mina Ha erklärte, dass die Sender zum Teil in hügeligem und zum Teil auf flachem Gelände standen. Die bis dato einzige Auswertung, bei der (allerdings nachträglich) eine Expositionsmessung gemacht wurde, zeigte eine hochsignifikante Dosis-Reaktions-Beziehung zwischen Krebsraten und der Exposition durch die TV-Sender „Sutro Tower“ bei San Francisco (Cherry, 2000).
Abschliessender Eindruck:
Wie am Ende jeder Studie, heisst es auch hier, dass man weitere Untersuchungen durchführen müsste, um abschliessende Beurteilungen vorzunehmen – eine übliche Formulierung um für weitere Folgeaufträge zu werben. Das Bundesamt „für Gesundheit“ befriedigt die Mobilfunk-Betreiber derweil mit der Aussage „Die wissenschaftlichen Erkenntnisse zum Einfluss von hochfrequenter Strahlung auf die Gesundheit sind nach wie vor lückenhaft. Es gibt jedoch keinen wissenschaftlichen Grund, die heute geltenden Grenzwerte zu ändern.“ [1]
Weil Ämter heutzutage Geld sparen müssen, sind Folgeaufträge jedoch nicht mehr einfach zu bekommen. Und da es unter einer jahrelangen chronischen Exposition wesentlich schwieriger ist, Entwarnungsmeldungen zu konstruieren, als bei kurzzeitiger Exposition (Stichwort LfU Augsburg, mehr hierzu später), konzentrieren sich industrienahe Forscher lieber auf Studien mit möglichst kurzen Expositionen und wenig spektakulären Symptomen. Somit wird die Beweislage immer stärker verdünnt.
Voller Studientitel:
Ha, M., Im, H., Lee, M., Kim, H.J., Kim, B.-C., Gimm, Y.-M., Pack, J. K.; “Radio-Frequency Radiation Exposure from AM Radio Transmitters and Childhood Leukemia and Brain Cancer”; American Journal of Epidemiology 2007 166(3):270-279; doi:10.1093/aje/kwm083.
Korrespondenz an Dr. Mina Ha, Department of Preventive Medicine, Dankook University College of Medicine, San 29, Anseo-dong, Cheonan, Chungnam, South Korea 330-714 (e-mail: minaha@dku.edu).
Referenz
[1] http://www.bafu.admin.ch
Anhang
Das Team um Mina Ha an der Dankook Universität in Süd-Korea publizierte bereits in den Jahren 2003 (http://www.ncbi.nlm.nih.gov/sites/entrez?Db=pubmed&Cmd=ShowDetailView&TermToSearch=15859510) und 2004 (http://www.springerlink.com/content/4d82363wca67atqk) Studien um diverse amplitudenmodulierte Radiosender:
Vorgängerstudie 2003:
Verglichen mit dem 2 km Umkreis um 31 schwache Sender (50kW), fand man in 2 km Umkreis um 11 starke Sender (>100 kW für alle untersuchten Krebsarten zusammengenommen leicht, aber statistisch signifikant, höhere Fallzahlen (Risiko OR=1.2, 95% CI=1.1–1.4, d.h. signifikant weil das „Confidence Intervall“ über 1 beginnt). Bei allen untersuchten einzelnen Krebsarten waren die standardisierten Fallzahlen jeweils erhöht, jedoch aufgrund der kleinen Absolutzahl statistisch nicht signifikant: Leukämie 1.5fach, maligne Lymphome 1.4fach, Gehirntumore 1.8fach, Brustkrebs 1.2fach. In einem zweiten Vergleich wurden die Krebsraten 2 km um die einzelnen starken Sender mit den Raten in deren benachbarten Zonen (mit über 2 km Anstand) verglichen. In diesem Vergleich zeigte sich kein einheitliches Bild: Um 2 von 11 starken Sendern waren die Risiken unter 1. Hier muss jedoch beachtet werden, dass aufgrund des Terrains (Hügel, Täler) eine 2km Zone um den Sender ähnlich exponiert sein kann, wie ein 3km entfernter Hügel. Der 2 km Umkreis ist evtl. etwas zu knapp gewählt worden.
Ha et al. 2003
http://www.ncbi.nlm.nih.gov/sites/entrez?Db=pubmed&Cmd=ShowDetailView&TermToSearch=15859510
Vorgängerstudie 2004:
Es wurde die standardisierte Krebs-Mortalitätsrate im 2 km Umkreis um 10 starke AM-Radiosender (>100 kW) mit jener in über 2 km Entfernung verglichen. Für alle Krebsarten zusammengefasst, war die Mortalitätsrate im 2 km Umkreis um die Sender mit +29% signifikant erhöht (Mortalitätsraten-Verhältnis MRR =1.29, 95% CI: 1.12 – 1.49). Einzeln betrachtet, waren die Mortalitätsraten für alle 15 Krebsarten, ausser bei Leberkrebs, leicht erhöht, jedoch (meist aufgrund der kleinen Fallzahlen) statistisch nicht signifikant. Wie zu erwarten, war die Mortalitätsrate für Leukämie bei Kindern und Jugendlichen statistisch signifikant erhöht: 2.29fach bei 0 – 14jährigen und 2.44fach bei 15 – 29jährigen (95% CI: 1.05 – 5.98 und 1.07 – 5.24). Es konnte dagegen keine Zunahme der Mortalitätsraten mit der Leistung der Sender gefunden werden.
Park et al. 2004
http://www.springerlink.com/content/4d82363wca67atqk