Mobilfunk: Besondere Gefährdung von Kindern

Interview mit Prof. Leif Salford
Diagnose-Funk veröffentlicht die deutsche Übersetzung.

Und zum Schluss möchte ich noch versuchen, auf spezifische Fragen zu antworten, die im Mai 2008 auf dem 1st Hellenic Congress zu den Wirkungen nicht-ionisierender Strahlung gestellt wurden:

F: Können wir von Tier- und Zellkulturstudien auf Wirkungen im Menschen schließen?
A: Wie bereits gesagt: eher wahrscheinlich als nicht.

F: Wie gefährlich sind Basisstationen, wenn sie in der Nähe von Häusern und Schulen gelegen sind?
A: Falls unsere Untersuchungsergebnisse, die bereits Wirkungen bei einem SAR-Wert von weniger als 1 mW/kg zeigen, auch auf das menschliche Gehirn übertragbar sind, dann schützt ein 100-m oder ein etwas größerer Abstand zur Basisstation (in Hauptstrahlrichtung der Antenne) nicht.

F: Bieten die sogenannten „Sicherheitsrichtlinien“, wie sie von der ICNIRP und WHO vorgeschlagen werden, tatsächlich einen sicheren Schutz oder sollten alle Länder dem Salzburger Vorsorgewert von 0,2 Volt/Meter folgen?
A: Falls unsere Untersuchungsergebnisse, die bereits Wirkungen bei einem SAR-Wert von weniger als 1 mW/kg zeigen, auch auf das menschliche Gehirn übertragbar sind, dann bieten diese „Sicherheitsrichtlinien“ immer noch keinen sicheren Schutz.

F: Gibt es überzeugende wissenschaftliche Beweise, die die Ansicht untermauern, dass die Langzeitexposition gegenüber elektrischen Feldstärken unterhalb der ICNIRP-Richtlinien für die öffentliche Gesundheit gefährlich sein könnten?
A: Bis jetzt liegen nur sehr wenige wissenschaftliche Befunde vor. Aber wie wir bereits im Jahr 2003 in unserem Artikel in Environmental Health Perspectives angekündigt haben: „Falls die Mobilfunkstrahlung, selbst bei extrem niedrigen SAR-Werten, dazu führt, dass dem Nutzer sein eigenes Albumin die Blut-Hirn-Membran, die das Gehirn schützen soll, überquert, dann können womöglich auch andere unerwünschte und giftige Moleküle aus dem Blut in das Gehirngewebe übertreten, sich dort anreichern und Neuronen und Glialzellen im Gehirn schädigen. Es kann nicht ausgeschlossen werden, dass das Mobiltelefonieren (besonders nach vielen Jahren intensiver Nutzung) die Entwicklung von Autoimmunkrankheiten und neurodegenerativen Krankheiten fördern kann. Und wir schließen daraus, dass Mobilfunkbetreiber – und unsere Politiker – eine große Verantwortung dafür tragen, die Erforschung dieser potentiellen Risiken, die den Nutzern und der Gesellschaft daraus erwachsen können, zu unterstützen.“ (Salford et al. 2003).

F: Sind Kinder in Schulen durch die Auswirkungen in der Nähe befindlicher Mobilfunkmasten besonders gefährdet, selbst wenn sie nicht den ganzen Tag in der Schule verbringen?
A: Man geht im Allgemeinen davon aus, dass das sich entwickelnde Gehirn empfindlicher ist als das Gehirn eines Erwachsenen. Was die Mobilfunkmasten betrifft, die direkt auf Schulgebäuden installiert sind, sollte man nicht vergessen, dass die gerichteten Strahlen der Mobilfunkanlage die Mikrowellen aussenden und dass diese in vielen Fällen so ausgerichtet sind, über das Schulgebäude und den Schulhof hinweg zu strahlen, um Mobiltelefonnutzer zu erreichen, die von dem Mobilfunkmast weiter entfernt sind.

F: Wie steht es um die anderen Strahlungsquellen wie z. B. schnurlose Telefone, WLAN-Computernetzwerke, Internet-Funknetzwerke in Stadtzentren, Hochspannungsleitungen, elektrische Haushaltgeräte?
A: Alle diese Systeme erhöhen den Mikrowellenpegel in unserer Umwelt und erzeugen SAR-Werte, die unter Umständen gefährlich sind, wenn unsere Befunde und die anderer Wissenschaftler aus den In-vitro- und In-vivo-Experimenten an Tieren auf Menschen übertragbar sind.

Q: Sind Handys gefährlich und welche Vorsorgemaßnahmen sollten Nutzern und besonders Kindern empfohlen werden?
A: In Tierexperimenten konnte nachgewiesen werden, dass Handystrahlung schädlich ist. Wir sind durchaus der Meinung, dass es realistisch ist, die Untersuchungsergebnisse auf die menschliche Situation zu übertragen – auch wenn das noch nicht bewiesen ist!
Daher glauben wir, dass man die Nutzung von Mobiltelefonen und anderen Mikrowellen erzeugenden Geräten so viel wie möglich reduzieren sollte. Wenn irgendwie möglich, sollten die guten alten Telefone, die mit einer elektrischen Schnur funktionieren, benutzt werden! Die Nutzung eines Headsets reduziert die SAR-Werte, die das Gehirn erreichen, aber man sollte dabei nicht vergessen, dass der SAR-Wert von 1 mW/kg ganz zentrale Teile des menschlichen Gehirns erreicht, wenn die Mobiltelefonantenne nur 1,5 cm vom Kopf weggehalten wird. Wenn man das Headset einen Meter weit weghält, erreicht dieser SAR-Wert immer noch das Gehirn, aber dann eben mehr die Bereiche an der Oberfläche!“

Artikel veröffentlicht:
09.10.2008
Autor:
Dt. Übersetzung von Katharina Gustavs für www.der-mast-muss-weg.de
Quelle:
Aus dem Tagungsband: 1st Hellenic Congress on the effects of Electromagnetic Radiation with international participation , Mai 2008, Thessalioniki
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