Vorbild Österreich

SAR-Werte auf Handypackung

Wiener Ärztekammer fordert Kennzeichnung
Für die Wiener Ärztekammer ist die Umsetzung des Vorsorgeprinzips beim Thema Mobilfunk nach wie vor aktuell. Die Ärzte setzen sich für einen bewussten Umgang mit dem Handy ein und fordern jetzt eine Kennzeichnung des SAR-Wertes auf der Handypackung. Österreich soll dabei die Vorreiterrolle übernehmen.

Wien (OTS), 23.07.2014 - Der Referent für Umweltmedizin der Ärztekammer für Wien, Piero Lercher, begrüßt die derzeitige Kampagne "Handy weg vom Steuer" der ASFINAG. "Die aktuelle Unfallursachenforschung zeigt, dass die indirekten Folgen der Mobilfunktelefonie eklatant zunehmen", so Lercher. Diese Tatsache werde auch in den "Medizinischen Handyregeln" der Ärztekammer für Wien berücksichtigt.

Dr. Piero Lercher, ÄK WienBild: Österr. Ärztekammer - meduniwien.ac.at

Die Wiener Ärztekammer warnt regelmäßig vor den direkten und indirekten Folgen eines exzessiven Handykonsums. Lercher: "Es ist ein wichtiges Zeichen, wenn diese Aktivitäten nun von Multiplikatoren aufgegriffen und verbreitet werden."

Dass der von der Ärztekammer propagierte bewusste Umgang mit dem Handy und das Vorsorgeprinzip nach wie vor aktuell sind, zeigt auch der aktuelle Konsensusbeschluss des Wissenschaftlichen Beirats Funk. Darin steht (Originalzitat): "Aufgrund der Unsicherheit (lange Latenzzeit, Problematik der geeigneten Expositionserfassung) bisher vorliegender Ergebnisse von Studien zum Zusammenhang von Mobilfunknutzung und Entstehung von Krebserkrankungen wird weiterhin ein sorgsamer Umgang mit der Mobiltelefonie empfohlen, bis eine entsprechend große Anzahl qualitativ hochwertiger Studien vorliegt und eine endgültige Einschätzung eines möglichen Risikos erlaubt." "Das ist eine Bestätigung unseres Vorsorgeprinzips, welches wir regelmäßig und immer wieder bekräftigen", so Lercher.

Hinsichtlich der direkten Folgen eines exzessiven Handykonsums fordert die Wiener Ärztekammer zudem die Auslobung des SAR-Werts auf Handyverpackungen, bei Verkaufsstellen, beim Kauf über das Internet und in der Werbung. "Konsumenten haben ein Recht auf diese Information", ist der Umweltreferent überzeugt. Bisher könne man diesen Wert nur umständlich über das Internet herausfinden.

Der SAR-Wert (Abkürzung für spezifische Absorptionsrate) beschreibt die Geschwindigkeit, mit der die Energie der Funkwellen vom Körper aufgenommen wird und gilt als Strahlungsmaß von Mobiltelefonen. Je kleiner der SAR-Wert ist, desto geringer wird das Gewebe durch die Strahlung erwärmt. Der empfohlene oberste Grenzwert der Weltgesundheitsorganisation liegt bei 2,0 W/kg.

Lercher: "In Frankreich haben Konsumentenschutz- und Gesundheitsminister bereits gemeinsam beschlossen, dass bei Handys im Handel der SAR-Wert anzugeben ist." Belgien ist das erste europäische Land, wo seit 1. März 2014 der SAR-Wert sogar in fünf Kategorien angegeben werden muss. Die niedrigsten SAR-Werte befinden sich in der Kategorie A (SAR unter 0,8 W/kg), die höchsten in der Kategorie E (SAR zwischen 1,6 und 2 W/kg). "Zudem wurde der Verkauf von sogenannten Kinderhandys, die speziell für kleine Kinder unter sieben Jahren ausgelegt sind, verboten", erklärt der Umweltreferent.

Die Wiener Ärztekammer hat nun gemeinsam mit dem Umweltdachverband eine Initiative gestartet, wonach in Österreich eine verpflichtende Anführung des SAR-Werts auf der Verpackung erfolgen soll. "Der Diskussions- und Entscheidungsprozess befindet sich aktuell in einer Zuständigkeits- und Kompetenzdebatte zwischen mehreren Ministerien - mit dem Effekt, dass ein Entscheidungsprozess verzögert wird", zeigt sich Lercher enttäuscht. Er appelliert an die verantwortlichen Personen, diesen "gordischen Knoten" zu durchschlagen, zumal der Oberste Sanitätsrat ähnliche Forderungen erhebt. "Österreich kann hier erneut eine Vorreiterrolle einnehmen und das erste europäische Land sein, wo der SAR-Wert auch auf der Verpackung angeführt werden muss", so der Umweltreferent abschließend. (kmc)

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