Hat die neue Bundesregierung den Mut, einen Wechsel einzuleiten?
Der aktuelle UNESCO-Bildungsbericht mit dem Titel "Verbieten oder nicht?" dokumentiert Schutzmaßnahmen gegen die Risiken digitaler Medien, die immer mehr Länder beschließen. Doch in Deutschland wird die Bildungspolitik nach wie vor von der Digitallobby bestimmt. Die Ampel-Regierung machte in letzter Minute vor ihr einen Kniefall und beschloss den Digitalpakt 2.0. Mit dem Digitalpakt Schule will sich die IT-Branche das Geschäftsfeld Schule für den Absatz ihrer Geräte und Software sichern. Die Experten des Bündnisses für humane Bildung (Spitzer 2022, Lankau 2024, Teuchert-Noodt 2024), von diagnose:funk (Hensinger 2023) und führende Erziehungswissenschaftler (Zierer 2021) warnten und warnen vor den negativen Folgen der Digitalpakte.
Die Bildungsministerin Karin Prien (CDU, Schleswig Holstein), vielleicht die zukünftige Bundesbildungsministerin, ist in der Verhandlungskommission zum Koalitionsvertrag von CDU und SPD. In einem Brief von Prof. Ralf Lankau im Namen des Bündnisses für humane Bildung an sie heißt es:
- „Ich würde mich sehr freuen, wenn Ihre Standpunkte zur Digitalisierung an Schulen Einlass in den Koalitionsvertrag Eingang finden würden. Sie haben sich für ein Verbot der privaten Handynutzung an Schulen ausgesprochen: „Es gibt die klare Ansage, dass alle Grundschulen sich verbindliche Regeln für die private Handynutzung im Unterricht geben sollen. Dabei ist die private Handynutzung im Unterricht zu untersagen.“ (Tagesspiegel 20.02.2024).
Sie führen auf der Homepage Ihrer Landesregierung richtig aus, dass Schulen einerseits Schutzräume sein sollten, in denen Kinder und Jugendliche sicher vor Missbrauch und Gewalt sind und sich auf das Lernen konzentrieren können. Andererseits müssten Schülerinnen und Schüler auf die Herausforderungen der Zukunft vorbereitet werden. Dieses Spannungsfeld erfordere klare Regelungen zur Handynutzung. Zudem betonten Sie die Rolle der Eltern:
- „Die Disziplin der Eltern bei der eigenen Handynutzung in Gegenwart der Kinder und bei der restriktiven, altersgerechten Heranführung an eine Smartphone-Nutzung bei Kindern im Kita- und Grundschulalter ist von entscheidender Bedeutung für eine gute Entwicklung und bessere Bildungschancen.“
Wir stimmen Ihnen uneingeschränkt zu. Es braucht ein positives Programm für die Bildungspolitik.“
Die Botschaft: Mehr Investitionen in natürliche statt in künstliche Intelligenz!
Dazu hat das Bündnis an Frau Prien und die Delegationen von CDU und SPD einen ausführlichen Vorschlag für eine Bildungspolitik geschickt, in dem es heißt:
„Schulen müssen sich wieder auf ihre eigentliche Aufgabe konzentrieren – die Vermittlung einer ganzheitlichen Bildung, die kritisches Denken, soziale Kompetenzen und kulturelle Bildung in den Mittelpunkt stellt. Dazu werden konkrete Maßnahmen für eine pädagogische Wende vorgeschlagen, darunter:
- Bildschirmfreie Grundbildung: Keine digitalen Endgeräte in Kitas und Grundschulen. Der Digitalpakt Schule wird bis einschließlich der Grundschule ausgesetzt
- Smartphone- und Social-Media-Regulierungen: Altersabhängige Beschränkungen zur Mediennutzung werden erlassen
- Mehr Lehrkräfte statt mehr Technik: Investitionen in Personal und pädagogische Konzepte statt IT-Infrastruktur
- Unabhängigkeit von Tech-Konzernen: Nutzung von Open-Source-Software und datenschutzkonformer IT in Schulen. Die IT-Branche und ihre akademischen Vertreter dürfen keine Sitze in den Beratungsgremien der Bildungspolitik haben.“
CDU und SPD sollten sich am Bericht der UNESCO orientieren. Die UNESCO berichtet auf ihrer Homepage ausführlich über den Nutzen der Smartphoneverbote. Hier die Übersetzung des aktuellen UNESCO-Bildungsberichtes.