LINZ. Eine Initiative an Kindergärten und Krabbelstuben in Oberösterreich gibt Eltern zwölf Tipps für den bewussten Umgang mit dem Handy in Gegenwart ihrer Kinder.
Beim Abholen aus dem Kindergarten haben die Kinder ihren Eltern viel zu erzählen. Institut Suchtprävention, OberösterreichVon Daniel Gruber, 21. Jänner 2025, Oberösterreichische Nachrichten
Konzentrationsschwächen, Schlafstörungen, Sprachdefizite und Verhaltensstörungen: Ein früher und mitunter exzessiver Medienkonsum hat schon bei Kleinkindern schwerwiegende Folgen. Das "Einstiegsalter" für digitale Medien sei in den vergangenen Jahren stark gesunken, gleichzeitig sei es bei der Nutzungsdauer zu einem Anstieg gekommen, sagt Rainer Schmidbauer, Leiter des Instituts Suchtprävention von pro mente. Mit dem Land Oberösterreich hat man daher eine Informationskampagne gestartet. Ziel ist es, dass die Eltern frühzeitig für eine kindgerechte Medienerziehung sensibilisiert werden, ihren eigenen Medienkonsum kritisch hinterfragen und beim Abholen des Nachwuchses aus dem Kindergarten und der Krabbelstube eine bewusste Handypause einlegen.
Institut Suchtprävention, Oberösterreich62 Minuten vor Bildschirmen
Vor wenigen Jahren wandten sich noch die Schulen mit Fragen über den richtigen Umgang von Jugendlichen mit digitalen Medien an das Institut Suchtprävention. Mittlerweile ist das Thema in den Kindergärten angekommen, wie Rückmeldungen aus der Praxis und Studien zeigen: Jedes fünfte Kleinkind hat bereits ein eigenes Smartphone oder Tablet und die Zwei- bis Dreijährigen verbringen täglich im Schnitt 62 Minuten vor den Bildschirmen.
Mit der langfristig angelegten Initiative "Handypause beim Abholen" steht aber nicht der Medienkonsum der Kinder, sondern jener der Eltern im Fokus. Durch Botschaften auf Postkarten und Plakaten im Eingangsbereich von Kindergärten und Krabbelstuben sollen die Erziehungsberechtigten für einen bewussten Umgang mit dem Smartphone in Gegenwart ihrer Kinder sensibilisiert werden. "Es geht nicht um Verbote, sondern um sinnvolle Grenzen und bewusste gemeinsame Zeit – für eine starke Eltern-Kind-Beziehung von Anfang an", sagt Landeshauptmann-Stellvertreterin Christine Haberlander (VP).
Institut Suchtprävention, OberösterreichKostenloses Angebot
Interessierten Kindergärten und Krabbelstuben werden kostenlos die zwölf verschiedenen Plakate und Postkarten mit jeweils einem Tipp geschickt. Zusätzlich halten Mitarbeiter des Instituts Suchtprävention Elternabende ab und schulen die Pädagogen.
- "Wenn man Eltern mit dem eigenen Medienkonsum und jenem der Kinder konfrontiert, ist man schnell in einem Spannungsfeld. Wir wollen aber nicht mit dem moralischen Zeigefinger kommen, sondern Tipps für den Alltag geben, ermutigen und unterstützen", sagt Schmidbauer.
Neos-Landtagsabgeordnete Julia Bammer reagiert in einer Aussendung und nennt die Initiative einen wichtigen Impuls:
- "Aufmerksamkeit und Vorbildwirkung sind der Schlüssel für eine gesunde Entwicklung unserer Kinder."
Gerade die ersten drei Lebensjahre sind die zentrale Zeit für das Entstehen einer Eltern-Kind-Beziehung. "Eine gute Bindung ist eine wichtige Basis für die weitere Entwicklung der Kinder", sagt Schmidbauer. Feinfühliges agieren, Blickkontakt und eine bewusste Auseinandersetzung mit den Erlebnissen und Gefühlen der Jüngsten sei dabei gefragt. "Ganz schlecht ist es, wenn wir abgelenkt sind, weil wir noch eine Nachricht am Handy schreiben oder gerade irgendwelche Apps checken", sagt Schmidbauer.
Homepage des Instituts für Suchtprävention:
https://www.praevention.at/bereiche/elementare-bildungseinrichtungen/elementare-bildungseinrichtungen/handypause
Quelle: https://www.nachrichten.at/oberoesterreich/eltern-als-vorbilder-handypause-beim-abholen-der-kinder-aus-kindergaerten;art4,4017813
Abdruck mit freundlicher Genehmigung der Oberösterreichischen Nachrichten