Petition: Smartphonefreie Schulen! JETZT!

Hamburger Elterninitiative klärt auf und fordert von der Politik, endlich zu handeln
Die Hamburger Elterninitiative „Smarter Start ab 14“ hat eine Online-Petition für smartphonefreie Schulen gestartet. In Hamburg hat die Initiative Erfolge, es gibt Smarte Start-Communities an über 130 Schulen, mit mehr als 1.200 engagierten Eltern. Die Initiative schreibt: „Die vielfältigen negativen Folgen eines zu frühen, übermäßigen und unkontrollierten Konsums von digitalen Bildschirmmedien für die physische und psychische Gesundheit unserer Kinder sind durch zahlreiche wissenschaftliche Studien belegt. Wir wollen Kindern eine Smartphone freie Kindheit zurückgeben. Wir wollen es Eltern ermöglichen, sich gegen ein Smartphone für ihr Kind zu entscheiden. Wir wollen Eltern zusammenbringen, die sich bewusst für eine Smartphone freie Kindheit aussprechen. Wir wollen Eltern aller Bildungsmileus aufklären über die Risiken einer zu frühen unkontrollierten Smartphone Nutzung. Wir wollen die öffentliche Wahrnehmung brechen, dass es alternativlos ist, seinen Kindern spätestens mit Übertritt auf die weiterführende Schule ein eigenes Smartphone zu schenken.“ In ihrer Petition fordert die Initiative von der Bildungspolitik, endlich zu handeln.
Smarter Start ab 14

Petitionstext

Smartphonefreie Schulen! JETZT!

Zur Petition: https://www.change.org/p/smartphonefreie-schulen-jetzt

Homepage der Initiative: https://www.smarterstartab14.de/

Weltweit wird aktuell über „Handyverbote“ an Schulen diskutiert. Viele Länder, darunter auch zahlreiche europäische Nachbarländer, haben sich bereits für ein solches Verbot entschieden. Es ist höchste Zeit, dass auch Deutschland JETZT handelt.

Warum smartphonefreie Schulen? 

Obwohl die Mehrheit der weiterführenden Schulen Handyordnungen hat, die die private Nutzung von Smartphones während des Unterrichts verbieten, sieht die Realität anders aus:

Nachrichten werden gelesen und verschickt, TikToks geschaut und geteilt, es wird gezockt, geliked - alles in der Schulzeit. 

Die Folge?

  • Permanente Ablenkung im Unterricht
  • Störung des Unterrichts durch ständige Benachrichtigungen
  • eingeschränkte Konzentration und Gedächtnisleistung (sog. „Brain-Drain-Effekt")
  • KI-Anwendungen als digitaler „Spickzettel“
  • Vandalismus durch Challenges
  • unerlaubte Audio- und Videoaufnahmen aus dem Unterricht, in den Umkleiden und Toiletten sowie auf dem Schulhof
  • Cyber-Mobbing
  • Förderung von Mediensucht
  • Bindung von Lehrkräften als „Handypolizei"
  • weniger soziale Interaktion in den unterrichtsfreien Zeiten

Warum reichen Regeln und ein paar Stunden Medienkompetenz im Unterricht nicht?

Die starke suchtähnliche Anziehungskraft von Smartphones -  bzw. des „Digitalen Zuckers“, der in Form von Social Media und Online Games in den Smartphones steckt -  ist erwiesen. Um sich dieser zu widersetzen, ist ein hohes Maß an Selbstkontrolle und Selbstregulation nötig. Gerade diese fehlt im Kindes- und Jugendalter aber. Denn der hierfür zuständige primäre Kortex ist erst im jungen Erwachsenenalter ausgereift.

Daraus folgt: Aufklärung und die Vermittlung von Medienkompetenz sind zwar essentiell, reichen aber bei weitem nicht aus.

Wie bei anderen Substanzen oder Erfahrungen gilt: Solange Kinder altersbedingt nicht über das nötige Maß an Selbstregulation verfügen, um sie besonnen und maßvoll zu konsumieren, muss die Verfügbarkeit beschränkt bis zum einem gewissen Alter (z.B. bis zur 10. Klasse) werden.

Eine strikte Trennung zwischen privaten Geräten für die Freizeit und schulischen Geräten für den Unterricht ist daher zwingend.

Für schulische Zwecke sollten ausschließlich Geräte verwendet werden, die über ein Mobile Device Management (MDM) kontrolliert werden. Nur so können ablenkende Inhalte ausgeschlossen und der Fokus auf den Unterricht gelenkt werden.

Und nur so können jüngere Schüler:innen den viel geforderten kritisch-reflektierten Umgang mit digitalen Medien erlernen in einem Alter, in dem die nötige Impulskontrolle aufgrund eines unausgereiften Gehirns gar nicht vorhanden ist und vorhanden sein kann.

Was ist die Lösung? 

Bis einschließlich 9. Klasse eine sichere Verwahrung der Smartphones während des gesamten Schultages in Handygaragen, Handylockern oder verschließbaren Handytaschen (wie die von YONDR). In den USA nennt man das "Away for the day", und viele Schulen in Deutschland haben bereits sehr positive Erfahrungen damit gemacht: Volle Konzentration im Unterricht, bessere soziale Interaktion in den Pausen und eine Entlastung der Lehrkräfte, die nicht mehr Handypolizei spielen müssen.

WIR APPELLIEREN DAHER AN DIE KULTUSMINISTERINNEN: 

  • Schützen Sie Kinder vor permanenter Ablenkung im Unterricht, vor Mediensucht und Cybermobbing! 
  • Fördern Sie stattdessen das soziale Miteinander und eine störungsfreie Lernumgebung!  
  • Sorgen Sie dafür, dass bis zum Ende der 9. Klasse alle Smartphones während der Schulzeit sicher verwahrt werden nach dem erfolgreichen Prinzip  „Away for the Day“!
  • Berücksichtigen Sie wissenschaftliche Erkenntnisse wie z.B. die Brain-Drain Studie und nehmen Sie die Empfehlungen Ihrer eigenen Wissenschaftlichen Kommission ernst! 
  • Berücksichtigen Sie die fundierten Beweggründe der vielen Länder, die sich bereits für ein Smartphoneverbot an Schulen entschieden haben, sowie die Empfehlungen der UNESCO!
  • Stellen Sie das Wohl von Kindern und Jugendlichen ins Zentrum Ihrer Diskussion! Es geht nicht nur um Bildung, sondern vor allem auch um die körperliche und seelische Gesundheit der kommenden Generation.
  • Investieren Sie in die Zukunft der Bildung! Statten Sie Schulen mit den finanziellen Mitteln aus, um einen zeitgemäßen Unterricht mit digitalen Arbeitsgeräten zu ermöglichen, die mittels Mobile-Device-Management (MDM) kontrolliert werden! Wir brauchen den Digitalpakt 2.0! BYOD ist ein Armutszeugnis eines reichen Landes!
  • Treffen Sie eine mutige, klare Entscheidung – für smartphonefreie Schulen und damit für die besten Bildungs- und Entwicklungschancen aller Kinder und Jugendlichen in Deutschland!

InitiatorInnen: Solveig Scheuren, Verena Holler, Tobias Windbrake

ErstunterzeichnerInnen: Dr. Claudia Haupt, Silke Müller, Prof. Montag, Gesa Gräfin Schwerin, Clemens Beisel, P.D. Julia Brailovskaja

UnterstützerInnen: Prof. Martin Korte (Neurobiologe), Silke Müller (Schulleiterin), Dr. med Claudia Haupt ( Landesvors. Berufsberb. Kinder- und JugendärztInnen Hamburg), Prof. Christian Montag (Psychologe), Prof. Harald Welzer (Sozialpsychologe) u.a.m.: https://www.smarterstartab14.de/untersttzerinnen

Die ausführliche Version dieses Briefes und weitere Informationen/Studien findet Sie hier: https://www.smartphonefreieschulen.org/

>>> Lesen Sie das hervorrragende, aktuelle Positionspaper der Initiative: "Digitale Endgeräte in der Schule". Es kann auch an Ihrer Schule eine Diskussionsgrundlage sein.

________________________

>>> Mehr Informationen zur Digitalen Bildung: Bündnis für humane Bildung: www.aufwach-s-en.de/. Umfassend informiert auch unsere Artikelserie Bildungskatastrophe und Digitalisierung: https://www.diagnose-funk.org/1926

Publikation zum Thema

diagnose:funk
Stand: 08.10.2024Format: DIN A4Seitenanzahl: 37 Veröffentlicht am: 29.08.2024 Sprache: deutschHerausgeber: diagnose:funk

Überblick Nr. 7: Kinder und digitale Medien – Eine pädagogische Herausforderung!


Autor:
diagnose:funk
Inhalt:
Überblick Nr. 7 dokumentiert, warum eine zu frühe und unregulierte Nutzung des Smartphones und anderer digitaler Medien zu negativen Auswirkungen führen kann. Schwerpunktmäßig werden Erkenntnisse der Entwicklungspsychologie und Neurobiologie behandelt. Es werden Lösungsmöglichkeiten für Eltern, Erziehende und die Politik aufgezeigt, um Kinder und Jugendliche vor einer Smartphonesucht zu bewahren.
Artikel veröffentlicht:
30.12.2024
Autor:
Smarter Start ab 14
Ja, ich möchte etwas spenden!