Einseitige ICNIRP-Studie behauptet, Handynutzung erhöhe Krebsrisiko nicht. Ist das so?

Wir analysieren die weltweite Kampagne zur Risikoleugnung!
„Handynutzung erhöht Krebsrisiko nicht“, diese Meldung ging ab dem 6.9.2024 um die Welt – zur Genugtuung der Mobilfunkindustrie. Die Meldung beruft sich auf eine Studie der ICNIRP, an der auch ein Mitarbeiter des deutschen Bundesamtes für Strahlenschutz beteiligt ist. Doch diese Studie ist unwissenschaftlich und verfälscht die Studienlage. Warum, das klärt unsere Analyse.
Stuttgarter Zeitung, 06.09.2024

„Handynutzung erhöht Krebsrisiko nicht“, diese dpa-Meldung [1] übernahmen am 6.9.2024 viele deutsche Medien, zuvor hatten US-amerikanische [2] und britische [3] Medien schon entsprechend berichtet. Im dpa-Bericht heißt es: „Die hochfrequenten elektromagnetischen Felder von Handys erhöhen laut einer neuen Metastudie der Weltgesundheitsorganisation (WHO) das Risiko für Hirntumore und andere Krebsarten nicht.“[4] Als Informationsquelle geben die Zeitungen das dpa-Büro in Cottbus an. Dort sitzt auch das Kompetenzzentrum Elektromagnetische Felder (KEMF) des Bundesamtes für Strahlenschutz (BfS). Doch was ist dran an dieser Meldung? Endlich Entwarnung beim Thema Krebs – oder doch wieder eine einseitige Studie unter Federführung der industrienahen Internationalen Kommission zum Schutz vor nichtionisierender Strahlung (ICNIRP)?[5] Die Rolle der ICNIRP als Legitimationsorgan für die Industrie dokumentierten die Journalisten von Investigate Europe und Microwave News.  

Zum Hintergrund der Studie

Die WHO rief im Oktober 2019 unter dubiosen Umständen [6] (nicht öffentlich, nur über eine Mailing-Liste und unter Auslassung bekannter mobilfunkkritischer Wissenschaftler) dazu auf, für die Neubewertung der Risiken der Mobilfunkstrahlung Studien in Form sogenannter systematischer Reviews einzureichen. Auf deren Grundlage will die WHO im Jahr 2025 (inzwischen verschoben auf frühestens Ende 2027) [7] die Gesundheitsrisiken und damit auch das Krebsrisiko von Mobilfunkstrahlung neu bewerten. Vor allem Wissenschaftler aus dem industrienahen ICNIRP-Netzwerk folgten dem Aufruf der WHO und reichten Entwürfe (sogenannte Protokolle) für entsprechende Studien ein. Seit Ende 2023 erscheinen diese Studien nun nach und nach, 10 an der Zahl. Doch diese Studien geben nicht die Meinung der WHO wieder, wie es einige Zeitungen dargestellt haben. Es sind auch keine WHO-Studien, sondern sie sind ein von der WHO angeforderter Beitrag zur weiteren Diskussion. Ob die WHO die Ergebnisse der eingereichten Reviews akzeptiert oder ablehnt, soll auf einer Konferenz frühestens Ende 2027, vermutlich aber noch später, entschieden werden.

Geplantes Roll-Back der WHO-Eingruppierung

Mobilfunkstrahlung wurde im Jahr 2011 von der Krebsagentur IARC der WHO als möglicherweise krebserregend eingruppiert (Stufe 2B). Der Mobilfunkindustrie gefällt diese geschäftsschädigende Einstufung natürlich überhaupt nicht, sie will sie revidieren – und die Wissenschaftler, die Mitglied der ICNIRP sind oder waren, tun offensichtlich ihr Möglichstes, dieses Ziel für die Industrie zu erreichen. Sechs der zehn beauftragten Studien sind von ICNIRP-Wissenschaftlern geleitet oder mitverfasst worden zu den Endpunkten Fertilität, Wirkmechanismus oxidativer Zellstress, unspezifische Symptome, Kognition, Elektrohypersensibilität sowie Krebs. Die von den Medien als angebliche Entlastung zitierte Studie zum Thema Krebs stammt vom stellvertretenden Vorsitzenden der ICNIRP, dem Australier Ken Karipidis. [8] Zwei weitere ICNIRP-Wissenschaftler sind Co-Autoren: Der Schweizer Martin Röösli und der Deutsche Dan Baaken, der außerdem der neue Wissenschaftssekretär der ICNIRP ist und beim Bundesamt für Strahlenschutz als wissenschaftlicher Referent aus Steuermitteln bezahlt wird. Bei dieser ICNIRP-Prominenz wundert es dann auch nicht, dass alle bislang veröffentlichten ICNIRP-Studien zu dem Ergebnis kommen, dass Risiken nicht nachgewiesen seien.

Grafik: ChatGPT

Was in der Pressemeldung steht, entspricht nicht dem Studienergebnis

Der Review von Karipidis et al. (2024): The effect of exposure to radiofrequency fields on cancer risk in the general and working population: A systematic review of human observational studies – Part I: Most researched outcomes [9] kommt bei der Auswertung der epidemiologischen Studien zu dem Schluss, dass von Handystrahlung keine Krebsgefahr ausgehe. Die Studie befasst sich ausschließlich mit epidemiologischen Studien, d.h. Fallkontrollstudien, Umfragen, der Auswertung von Krankenakten u.ä., nicht mit medizinisch-biologischen Studien.

Die dpa-Pressemeldung legt jedoch nahe, dass mit der Studie von Karapidis et al. nun insgesamt der Beweis für die Ungefährlichkeit von Mobilfunkstrahlung vorliege:

  • „Das Ergebnis: Das Nutzen von Handys führte nicht zu einem erhöhten Risiko für Krebsarten wie Hirntumoren, Hypophysentumoren, Speicheldrüsen-Tumoren, Hirntumoren bei Kindern oder Leukämien.“

Eine angeblich klare Aussage: Die Ungefährlichkeit von Mobilfunkstrahlung sei bewiesen. Die Studie sagt aber: Man wisse nichts Genaues, weil die Studienlage noch nicht die Daten für Beweise, sondern nur für schwache Hinweise und Wahrscheinlichkeiten liefere. Im Abstract heißt es:

  • Für das Handy am Ohr: „Für die Nahfeld-HF-EMF-Exposition des Kopfes bei der Nutzung von Mobiltelefonen gab es mit mäßiger Sicherheit Hinweise darauf, dass sie wahrscheinlich nicht das Risiko von Gliomen, Meningeomen, Akustikusneurinomen, Hypophysentumoren und Speicheldrüsentumoren bei Erwachsenen oder Speicheldrüsentumoren bei Erwachsenen oder von pädiatrischen Hirntumoren erhöht.“
  • Für die Nutzung von Schnurlos - / Mobiltelefonen: „Für die HF-EMF-Exposition im Nahbereich des Kopfes bei der Verwendung von Schnurlostelefonen gab es Hinweise mit geringer Sicherheit, dass sie das Risiko von Gliomen, Meningiomen oder Akustikusneurinomen nicht erhöht.“
  • Berufliche Exposition: „Für die berufsbedingte HF-EMF-Exposition gab es mit geringer Sicherheit Hinweise darauf, dass sie das Risiko für Hirntumore/Gliome nicht erhöht.“
  • Kinder und Mobilfunk-Sendeanlagen: „Für die Ganzkörper-Fernfeld-HF-EMF-Exposition durch ortsfeste Sendeanlagen (Rundfunkantennen oder Basisstationen) gab es mit mäßiger Sicherheit Hinweise darauf, dass sie wahrscheinlich nicht das Leukämierisiko bei Kindern erhöht, und mit geringer Sicherheit, dass sie das Risiko für pädiatrische Hirntumore nicht erhöht.“

Im Klartext: Das Null-Risiko für Kinder wird relativiert: Ob Sendeanlagen wirklich keine negativen Wirkungen haben, könne nur vermutet werden. Selbst diese Vermutung wird nochmals relativiert: „Die Bewertung der Evidenz bezüglich pädiatrischer Hirntumore in Bezug auf die Umweltexposition durch ortsfeste Sendeanlagen sollte aufgrund der geringen Anzahl von Studien mit Vorsicht interpretiert werden."

  • Erwachsene und Mobilfunksendeanlagen: „Es gab keine für die Aufnahme in Frage kommenden Studien, die die HF-EMF-Exposition durch ortsfeste Sendeanlagen und kritische Tumore bei Erwachsenen untersuchten.“

Eine bemerkenswerte Feststellung: Für Erwachsene gebe es noch gar keine aussagekräftigen Studien! Es liegt also weder eine gesicherte Korrelation vor, noch eine Kausalität.

„Schwache Hinweise“ und „Hinweise mit geringer Sicherheit“ mutieren im Zeitungsbericht dann zu Aussagen, die große statistische Sicherheit vermuten lassen. Dass nun der Mitautor der Studie und Mitarbeiter des BfS, Dan Baaken, sich dazu hergibt, mit einem solch dünnen Ergebnis die Unschädlichkeit von Mobilfunkstrahlung wissenschaftlich bestätigen zu wollen, erklärt sich jedoch leicht dadurch, dass er seit Juli 2024 auch wissenschaftlicher Sekretär der ICNIRP ist. Übrigens: Die ICNIRP wiederum bezieht 75% ihres Budgets vom BfS, bzw. der Bundesregierung, also aus deutschen Steuergeldern.[10]

Können Kinder bedenkenlos telefonieren? Ja, sagt die ICNIRP!Bild: pexels-shkrabaanthony-6267047

Thermisches Dogma und die mögliche Auflösung der EMF-Abteilung des Bundesamtes für Strahlenschutz (BfS)

In der Pressemeldung heißt es zur Grundposition der Verfasser der Studie, des BfS und der ICNIRP:

  • "Grundsätzlich stellt sich demnach die Frage, ob es überhaupt sein kann, dass Strahlung von Mobiltelefonen, also elektromagnetische Wellen, einen Einfluss auf Zellen im Körper haben kann … Das Bundesinstitut erklärt, so ein Wirkmechanismus sei nicht bekannt.” Das kommentiert Dan Baaken vom BfS: “Aus wissenschaftlicher Sicht gibt es zum jetzigen Zeitpunkt keinen gesicherten Wirkmechanismus, dass hochfrequente elektromagnetische Felder, die von Mobiltelefonen und Basisstationen ausgehen, Krebs erzeugen." (dpa-Meldung)

Diese Behauptung wird auch bei Karipidis vorangestellt, EMF könnten auf Grund ihrer geringen Energie (Energiethese) grundsätzlich keine Zellveränderungen bewirken. [11] Es ist eine Position der Wissenschaftsleugnung, auch “Thermisches Dogma” genannt, die es erlaubt, alle Studien, die negative Effekte nachweisen, anzuzweifeln oder gar aus der Risikobewertung auszuklammern. Nachgewiesene Wirkmechanismen wie oxidativer Zellstress werden schlichtweg geleugnet. Die Wissenschaftler der Länder des Ostblocks kritisierten seit den 50er Jahren des letzten Jahrhunderts dieses “Thermische Dogma”, das dazu diente, die Nutzung der Technologie im Militär im Westen ohne Schutzregelungen zu rechtfertigen (s. dazu unten die historische Analyse von Butler). In einer scharfen Kritik verurteilt Dr. Oleg A. Grigoriev, Vorsitzender der russischen Straglenschutzkomission, die Unwissenschaftlichkeit der Karipidis-Studie. Zu dieser Richtungsdebatte um die Anerkennung der nicht-thermischen Wirkungen haben wir den Überblick für den Durchblick Nr.3 publiziert (s.u.), der Physiker Dr. Klaus Scheler hat für uns zur Energiethese einen Grundsatzartikel verfasst.[12] Auch die ICBE-EMF (s.u.) und der EWSA (Europäischer Wirtschafts-und Sozialausschuss) setzen sich mit dieser Wissenschaftsleugnung auseinander.

Dan Baaken empfiehlt indirekt die Auflösung der Abteilung NIS im BfS

Übrigens: Wenn Dan Baaken vom BfS hier nahelegt, EMF seien grundsätzlich bewiesenermaßen unschädlich, und in der Studie dies dezidiert behauptet wird, könnte sich die Abteilung für nicht-ionisierende Strahlung beim Bundesamt für Strahlenschutz eigentlich auflösen. 

Sir Austin Bradford Hill

Die Aussage „kein Krebsrisiko“ ist auf Grund dieser Studie gar nicht möglich! Dreimal unwissenschaftlich!

Karipidis et al. werten ausschließlich epidemiologische Studien aus. Diese können zwar Korrelationen feststellen, aber keine kausalen Zusammenhänge. Deshalb kann aus dieser Studie nicht die weitreichende Schlussfolgerung gezogen werden, dass Mobilfunkstrahlung ungefährlich sei.

Die Aussage der Pressemeldung „Kein Krebsrisiko“ ist zum einen wissenschaftlich unhaltbar, weil eine endgültige Risikobewertung nur durch Zusammenschau der Ergebnisse der epidemiologischen Studien, der Zellstudien im Labor (in vitro) und Tier- und Humanstudien (in vivo) erfolgen kann. Die Wissenschaft hat sich als Grundlage einer sachgerechten Bewertung auf die Bradford-Hill-Kriterien geeinigt, um die Verengungen auf Teilerkenntnisse zu überwinden. Diese Kriterien wurden 1965 in „The Environment and Disease: Association or Causation?“ dargelegt.[13]

Carlberg/Hardell wenden diese Kriterien in ihrem Artikel „Evaluation of Mobile Phone and Cordless Phone Use and Glioma Risk Using the Bradford Hill Viewpoints from 1965 on Association or Causation“ auf den Forschungsstand zu Krebs an mit der Schlussfolgerung, dass die krebsauslösende Wirkung der Mobilfunkstrahlung bewiesen ist.[14] Bezeichnenderweise werden die Carlberg/Hardell-Studien von Karpidis et al. völlig unbegründet abgewertet (S. 45), es würden angeblich Daten fehlen. Im gleichen Abschnitt wird die industrie-finanzierte COSMOS-Studie hoch gelobt. Die fundamentalen Kritiken einer großen Zahl von US-Experten, u.a. aus dem NTP-Team, an der COSMOS-Studie werden nicht erwähnt. Die Experten kritisieren in zwei „Letters to the Editor“, dass Daten in der COSMOS-Studie falsch interpretiert werden und das Studiendesign mit der Firma Ericsson ausgehandelt worden sei.[15] Die Ergebnisse der COSMOS-Studie passen jedoch in das Entwarnungskonzept der ICNIRP.

Zum zweiten stützen sich Karipidis et al. wiederum auf Studien mit falschen Dateninterpretationen. Louis Slesin deckt in MicrowaveNews Beispiele auf, u.a. diese:

  • „Die erste kam zwei Wochen vor Weihnachten 2018 heraus; auch hier war Karipidis der Hauptautor. Es handelte sich um eine Analyse der Hirntumor-Trends in Australien. Zu seinem Team gehörten Elwood und Croft. Croft war zu dieser Zeit Vorsitzender der ICNIRP und Karipidis war wissenschaftlicher Berater der ICNIRP. Das Studiendesign des Papiers von 2018 wurde beanstandet. Überraschenderweise hatte Karipidis alle Australier, die älter als 59 Jahre waren, von seiner Analyse ausgeschlossen. Auf diese Weise wurde der größte Teil der Hirntumor-Population des Landes ignoriert, was praktisch ein risikoloses Ergebnis garantierte.“

Skandalös ist, dass die Dänische Kohortenstudie (DCS)[16] in die Risikobewertung einbezogen wurde:

  • „Noch umstrittener ist, dass Karipidis und Co. die Dänische Kohortenstudie (DCS) in ihre Meta-Analyse einbezogen haben. Die DCS wurde nicht für die Untersuchung von Mobiltelefonen konzipiert, und ihre Ergebnisse werden allgemein als unzuverlässig angesehen. Die Mitglieder des IARC-HF-Gremiums 2011 haben sie nicht einmal in Betracht gezogen. Die Ergebnisse seien nicht informativ gewesen, sagte die IARC. Noch mehr Salz in die Wunde für die Nicht-Risiko-Fraktion. Robert Baan von der IARC, der das Treffen 2011 leitete, nannte das Design der DCS-Studie im negativen Sinne des Wortes “bemerkenswert”.“ (MWN)

Warum die DCS, ein Produkt der ICNIRP, eine Junk-Science-Studie ist, haben wir seit 2007 auf unserer Homepage dargestellt. Selbst die WHO warf der Studie "Fehlklassifizierung bei der Bewertung" vor (ausführlich s. Fußnote). [17] Die Fehlinterpretationen von Studienergebnissen durch ICNIRP - Funktionäre haben wir in einer Artikelserie und in unserem Brennpunkt zur Deutungshoheit (s.u.) dokumentiert.

Zum dritten betreibt der Review Rosinenpickerei und damit Wissenschaftsleugnung. Der Review täuscht vor, ausgewogen und komplett die Studienlage wiederzugeben. Doch wichtige Studien werden ausgeklammert: Im Review von Balmori (2022) zu Basisstationen, der ihre Schädlichkeit nachweist, werden epidemiologische Studien angeführt, die bei Karipidis et al. ausgeklammert werden.[18]

Die koreanisch-US-amerikanische Meta-Studie von Choi et al.[19] aus dem Jahr 2020 verwendete sogar praktisch das gleiche Datenmaterial wie Karipidis et al., doch diese Studie kam zu einem völlig anderen Ergebnis:

  • „Zusammenfassend fand die aktualisierte umfassende Meta-Analyse von Fall-Kontroll-Studien signifikante Beweise für einen Zusammenhang zwischen der Nutzung von Mobiltelefonen und einem erhöhten Tumorrisiko, insbesondere bei Mobiltelefon-Nutzern mit einer kumulativen Mobiltelefon-Nutzung von 1000 oder mehr Stunden in ihrem Leben (das entspricht etwa 17 Minuten pro Tag über 10 Jahre)“[20]
Sind sie einem Krebsrisiko ausgesetzt? Darüber geht die wissenschaftliche Debatte.Foto:freepik.com /7089990

Nur eine Zusammenschau kann das Risiko quantifizieren

Erst nach Gesamtauswertung von epidemiologischen Studien, Tierstudien und Zellstudien sowie Studien zu vieldiskutierten Schädigungsmechanismen wie oxidativer Zellstress, DNA-Strangbrüche und Chromosomenabberationen kann beurteilt werden, wie hoch das Tumorrisiko ist. Dazu gibt es allerdings bereits Reviews, wie z.B. die STOA-Studie. Sie kommt, wie ca. 20 weitere Reviews zu dem Schluss, dass tatsächlich ein Hirntumorrisiko besteht.[21] Es ist internationaler Konsens, dass die zwei aussagekräftigsten Studien zum Krebsrisiko die US-NTP- und italienische Ramazzini-Studie sind. Sie weisen ein krebsauslösendes Potential nach. Im Technikfolgenbericht des Bundestages werden sie als die bisher bedeutendsten Studien bewertet.[22] Auch die Schweizer Expertengruppe BERENIS, die die Regierung berät, kommt zu diesem Ergebnis.[23] Es ist außerdem Konsens, dass Mobilfunkstrahlung eine krebspromovierende Wirkung hat. Das hat das Bundesamt für Strahlenschutz in zwei eigenen Wiederholungsstudien bestätigt.[24] Weiters müssen die vielen Studien, die DNA-Strangbrüche[25] und damit eine Vorstufe zu Krebs nachweisen, sowie die brandneue ATHEM-3-Studie,[26] die Chromosomenaberrationen nachweist, in die Risikobeurteilung einbezogen werden.

In unserer Reihe „Überblick für den Durchblick“ Nr. 1 bis 3 ist dokumentiert, dass diese Gesamtschau der Studienlage ein ernstzunehmendes Ergebnis nahelegt: Handynutzung erhöht das Krebsrisiko. Dies wurde als Kausalität in Italien höchstrichterlich und auf Basis wissenschaftlicher Gutachten anerkannt.[27] Das Berufungsgericht von Turin bestätigte in einem am 13. Januar 2020 veröffentlichten Urteil, dass das Akustikusneurinom (Tumor am Hörnerv) eines Arbeiters durch die Benutzung des Mobiltelefons verursacht wurde. Im Technikfolgenbericht des Bundestages (TAB) heißt es:

  • „Auch gerichtlich hat die Evidenzlage Folgewirkungen: 2020 bestätigte die Berufungsinstanz in Turin die Entscheidung eines Gerichts, welches einen Zusammenhang zwischen dem Akustikusneurinom des Klägers und seiner beruflichen frequenten Nutzung eines Mobiltelefons 2017 erkannte.“ (S. 148)[28]

Die Gerichte in Italien ließen die Kronzeugen für die Unbedenklichkeit, die Gutachter der ICNIRP, als industriebefangen nicht zu. Mehrere Autoren der Studie von Karipidis et al. stammen genau aus diesem ICNIRP-Netzwerk. Hier muss es deutlich gesagt werden: Die Studienautoren Röösli, Blettner, Baaken (BfS) und Karipidis sind Teil des ICNIRP-Netzwerkes. Insbesondere Martin Röösli, der in drei der sechs Studien Autor ist, gilt als treuer Chefentwarner für die Industrie, seine Verbindungen wurden dokumentiert.[29]

Alter Wein in neuen Schläuchen

Regelmäßig platziert das Bundesamt für Strahlenschutz (BfS) Pressemeldungen zu „Kein Krebsrisiko!“, so 2019 in Zusammenarbeit mit der Stiftung Warentest[30], 2022 zur UK- Million Women Studie (Schüz-Studie: Kein Krebsrisiko bei Frauen) [31] und 2022 zur MOBI-Kids-Studie (kein Krebsrisiko bei Kindern) [32]. Alle drei Meldungen haben wir in Fachartikeln und in unseren Brennpunkten detailliert als Fehlinformationen widerlegt.[33] Meist wurden diese von der Kommunikationsagentur des Bundesamtes für Strahlenschutz Scholz & Friends über die dpa, an der Scholz & Friends Anteile hält, verbreitet.[34] Meldungen über Studien, die Krebs-Risiken nachweisen, wie kürzlich zur ATHEM-3-Studie, werden von der dpa nicht publiziert.[35]

Die aktuelle Meldung „Handynutzung erhöht Krebsrisiko nicht“ ist eine Desinformation und folgt der Taktik der verwirrenden Debatten, wie sie die Europäische Umweltagentur (EUA) in ihren Bänden „Späte Lehren aus frühen Warnungen“ kennzeichnet. Die Meldung ist zudem gesundheitspolitisch unverantwortlich. Sie dient dazu, die Geschäfte der Mobilfunkindustrie anzukurbeln. Das BfS - Bundesamt für Strahlenschutz – mutiert zum Bundesamt für Sorglosigkeit.

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Beachten Sie unsere Publikationen (s. unten), die sich mit der politischen Rolle der ICNIRP und deren verzerrten Interpretationen der Studienlage auseinandersetzen.

Analyse der ICNIRP-Studie auf www.microwavenews.com

Kritiken der ICNIRP-Studie und der WHO von Dr. Oleg A. Grigoriev, Vorsitzender der russischen Strahlenschutzkommission und Joel M. Moskowitz, Ph.D., Director, Center for Family and Community Health, School of Public Health University of California, Berkeley

Zur Rolle der ICNIRP steht auf dieser Homepage eine mehrteilige Artikelserie: Das einflussreiche Netzwerk der ICNIRP-Wissenschaftler. Und die problematische Rolle des Bundesamts für Strahlenschutz.

Grundsatzartikel zu Kommunikationsstrategien der Industrie von David Michaels: „Wenn wissenschaftliche Erkenntnisse mächtige Interessen bedrohen: Über die Taktiken der Industrie: Zweifeln säen, um Schutzvorschriften zu verhindern.“

 

Der Berliner Tagesspiegel-Clip stellt im Video den Closed-Club ICNIRP dar

Das ICNIRP-Kartell, Stand 2019Grafik: Berliner Tagesspiegel

Quellen

[1] https://www.sueddeutsche.de/wissen/gesundheit-studie-handynutzung-erhoeht-das-krebsrisiko-nicht-dpa.urn-newsml-dpa-com-20090101-240905-930-224010

[2] z.B. https://www.washingtonpost.com/wellness/2024/09/03/cellphones-cancer-risk-radiation/

[3] https://www.theguardian.com/science/article/2024/sep/04/mobile-phones-not-linked-to-brain-cancer-biggest-study-to-date-finds

[4] https://www.forschung-und-wissen.de/nachrichten/medizin/mobilfunk-verursacht-laut-who-keine-hirntumore-13379367

[5] Dokumentation: Das einflussreiche Netzwerk der ICNIRP-Wissenschaftler, https://www.diagnose-funk.org/1702

[6] https://microwavenews.com/news-center/can-who-kick-icnirp-habit#EHC

[7] https://www.microwavenews.com/news-center/iarc-again-advised-review-rf-cancer-risk

[8] Bisher uns vorliegende Studien:

Benke G, Abramson MJ, Brzozek C, McDonald S, Kelsall H, Sanagou M, Zeleke BM, Kaufman J, Brennan S, Verbeek J, Karipidis K (2024):  The effects of radiofrequency exposure on cognition: A systematic review and meta-analysis of human observational studies, Environ Int 2024; 188: Artikel-ID 108779

Bosch-Capblanch X, Esu E, Oringanje CM, Dongus S, Jalilian H, Eyers J, Auer C, Meremikwu M, Röösli M (2024): The effects of radiofrequency electromagnetic fields exposure on human self-reported symptoms: A systematic review of human experimental studies,  Environ Int 2024; 187: Artikel-ID 108612

Cordelli E, Ardoino L, Benassi B, Consales C, Eleuteri P, Marino C, Sciortino M, Villani P, Brinkworth MH, Chen G, McNamee JP, Wood AW, Belackova L, Verbeek J, Pacchierotti F (2024): Effects of radiofrequency electromagnetic field (RF- EMF) exposure on male fertility: A systematic review of experimental studies on non-human mammals and human sperm in vitro, Environ Int 2024; 185: 108509

Cordelli E, Ardoino L, Benassi B, Consales C, Eleuteri P, Marino C, Sciortino M, Villani P, Brinkworth MH, Chen G, McNamee JP, Wood AW, Belackova L, Verbeek J, Pacchierotti F (2024): Effects of Radiofrequency Electromagnetic Field (RF-EMF) exposure on pregnancy and birth outcomes: A systematic review of experimental studies on non-human mammals, Environ Int 2023; 180: 108178

Karipidis K, Baaken D, Loney T, Blettner M, Brzozek C, Elwood M, Narh C, Orsini N, Röösli M, Paulo MS, Lagorio S (2024): The effect of exposure to radiofrequency fields on cancer risk in the general and working population: A systematic review of human observational studies – Part I: Most researched outcomes, Environ Int 2024; 191: Artikel-ID 108983

Meyer F, Bitsch A, Forman HJ, Fragoulis A, Ghezzi P, Henschenmacher B, Kellner R, Kuhne J, Ludwig T, Sachno D, Schmid G, Tsaioun K, Verbeek J, Wright R (2024): The effects of radiofrequency electromagnetic field exposure on biomarkers of oxidative stress in vivo and in vitro: A systematic review of experimental studies, Environ Int 2024: Artikel-ID 108940

Röösli M, Dongus S, Jalilian H, Eyers J, Esu E, Oringanje CM, Meremikwu M, Bosch-Capblanch X (2024): The effects of radiofrequency electromagnetic fields exposure on tinnitus, migraine and non-specific symptoms in the general and working population: a systematic review and meta-analysis on human observational studies, Environ Int 2024; 183: 108338

[9] „This project was commissioned and partially funded by the World Health Organization (WHO). Cofinancing was provided by the New Zealand Ministry of Health; the Istituto Superiore di Sanità in its capacity as a WHO Collaborating Centre for Radiation and Health; and ARPANSA as a WHO Collaborating Centre for Radiation Protection. Registration: PROSPERO CRD42021236798. Published protocol: [(Lagorio et al. 2021) DOI: 10.1016/j.envint.2021.106828]“

[10] https://microwavenews.com/news-center/can-who-kick-icnirp-habit, “Links to ICNIRP”

[11] “Radiofrequency (RF) electromagnetic fields (EMF) are part of the non-ionizing radiation region of the electromagnetic spectrum, which means that there is not sufficient energy in a single quantum of RF energy to ionize an atom or a molecule (Barnes et al., 2019). There is currently no established mechanism underpinning the potential carcinogenicity of RF-EMF at exposure levels below international standards (ICNIRP, 2020a; IEEE, 2019).“ (Karipidis et.al 2024)

[12] Klaus Scheler (2019): Behauptungen & Scheinargumente Teil I. "Mobilfunkstrahlung hat zu wenig Energie, um Zellen zu schädigen. Oxidativer Stress ist unplausibel." https://www.diagnose-funk.org/aktuelles/artikel-archiv/detail&newsid=1441

[13] Sir Austin Bradford Hill: The Environment and Disease: Association or Causation? https://doi.org/10.1177/003591576505800503; https://journals.sagepub.com/doi/pdf/10.1177/003591576505800503

Die Kriterien sind u.a.:

1. Stärke des Zusammenhangs: schwache Assoziation besagt nicht, dass keine Kausalität existiert

2. Konsistenz der Ergebnisse: unterschiedliche Forschungsansätze liefern gleiche / ähnliche Ergebnisse

3. Spezifität des Zusammenhangs: spezifische Expositionen und besondere Krankheitsherde und -arten

4. Zeitlichkeit: Exposition-Wirkungsbeziehung bei Initiation als auch Promotion

5. Dosis–Wirkung: Stärkere Exposition führt zu stärkeren Wirkungen (bei Dauerexposition)

6. Plausibilität Wirkmechanismus: Hilfreich, aber nicht notwendig (hängt von heutigem Wissen ab)

7. Kohärenz: Übereinstimmung von epidemiologischen Daten und Ergebnissen aus dem Labor

8. Experimentelle Hinweise: Exposition – Deexposition

9. Analogie: Zusammenhang bei einer anderen ähnlichen Expositionsart

[14] Carlberg M, Hardell L (2017): Evaluation of Mobile Phone and Cordless Phone Use and Glioma Risk Using the Bradford Hill Viewpoints from 1965 on Association or Causation, Review Article BioMed Research International, Volume 2017, Article ID 9218486, https://doi.org/10.1155/2017/9218486; erschienen in deutscher Übersetzung als diagnose:funk Brennpunkt.

[15]  Moskowitz et al. (2024): COSMOS: A methodologically-flawed cohort study of the health effects from exposure to radiofrequency radiation from mobile phone use, https://www.emf-portal.org/de/article/55023

Kundi M (2024): Letter to the Editor, https://www.emf-portal.org/de/article/54332

Besprechung der Kritik an der Cosmos Studie im ElektrosmogReport 3/2024: https://www.emfdata.org/de/elektrosmogreport/detail&id=321

[16] Frei P et al. (2011): Use of mobile phones and risk of brain tumours: update of Danish cohort study BMJ 2011; 343: d6387doi: https://doi.org/10.1136/bmj.d6387

[17] Dreiste Datenfälschung in Mobilfunk-Forschung. Ein Insider warnt (2007): https://www.diagnose-funk.org/aktuelles/artikel-archiv/detail?newsid=370

Prof. Franz Adlkofer (2012): Dänische Kohortenstudie auf dem Prüfstand. Beispiel für den Missbrauch der Wissenschaft, https://www.diagnose-funk.org/aktuelles/artikel-archiv/detail?newsid=915

UK Million Women-Studie (I): Meldung mit Millionenwert - Handy macht keine Tumoren! Der Leiter der UK Million Women Studie hat schon einmal versagt (2022): https://www.diagnose-funk.org/aktuelles/artikel-archiv/detail?newsid=1856, mit einem Abschnitt zur Dänischen Kohortenstudie:

Wegen dieser Verschleierung der Nutzungszeiten und - gewohnheiten wurde diese Studie selbst in der konservativ verfassten WHO Monographie 102 im Kapitel Cohort study and early case–control studies als nicht aussagekräftig kritisiert:

  • „Eine große Kohortenstudie an der gesamten Bevölkerung Dänemarks umfasste Mobiltelefon-Abonnenten mit einem Median von 8 Jahren Vertragsdauer. Die Studie zeigte kein erhöhtes Risiko für Gliome, basierend auf 257 exponierten Fällen. Wegen der Abhängigkeit/Beschränktheit auf das Abonnement bei einem Mobilfunkanbieter als Ersatz für die Nutzung von Mobiltelefonen, hat diese Studie eine erhebliche Fehlklassifizierung bei der Bewertung. Mehrere Fall-Kontroll-Studien wurden in einem Zeitfenster durchgeführt, das relativ früh imZeitraum der zunehmenden Nutzung durchgeführt ist. Drei dieser Studien stützten sich auf Selbstauskünfte über den Verlauf der Mobiltelefon-Nutzung, und eine finnische Studie stellte eine Verbindung zu Mobiltelefon Aufzeichnungen über Handy-Abonnements. Die Effekt-Schätzungen aus diesen Studien waren im Allgemeinen zu ungenau, um aussagekräftig zu sein.“(S. 408)

Artikelserie: Dichtung und Wahrheit: Ist Mobilfunkstrahlung schädlich? Über Falschinterpretationen und Fälschungen: MOBI-Kids-Studie, UK Million Women-Studie, Röösli-Artikel, STOA-Studie (2022): https://www.diagnose-funk.org/aktuelles/artikel-archiv/detail&newsid=1866

[18] Balmori A (2022): Belege für ein Gesundheitsrisiko durch Hochfrequenzstrahlung bei Menschen, die in der Nähe von Mobilfunk-Basisstationen leben: von der Mikrowellen-Krankheit zu Krebs (Evidence for a health risk by RF on humans living around mobile phone base stations: From radiofrequency sickness to cancer. Environmental Research 214, 113851) https://www.diagnose-funk.org/aktuelles/artikel-archiv/detail?newsid=1891

[19] https://www.mdpi.com/1660-4601/17/21/8079

[20] “In sum, the updated comprehensive meta-analysis of case-control studies found significant evidence linking cellular phone use to increased tumor risk, especially among cell phone users with cumulative cell phone use of 1000 or more hours in their lifetime (which corresponds to about 17 min per day over 10 years)“, siehe https://www.mdpi.com/1660-4601/17/21/8079, aus “5. Conclusions”

[21] https://www.diagnose-funk.org/1693

[22] Aus dem TA-Bericht: „Sodann zeigte sich in zwei aktuellen Studien, die mit einer sehr großen Anzahl an Versuchstieren (Ratten und Mäuse) sowie mit hohem wissenschaftlichem Standard durchgeführt wurden, dass Exposition mit HF-EMF Signalen, wie sie von Mobiltelefonen genutzt werden (GSM und UMTS), zu größeren Inzidenzen bestimmter Tumoren bzw. deren Vorstufen führten. Insgesamt gesehen gehören diese Befunde zu den wichtigsten der letzten Jahre. Da es sich um replizierte Hinweise auf Effekte handelt, sollte ihnen intensiv mit weiterer hochqualitativer Forschung nachgegangen werden. Immerhin stellen sie einen nicht unwesentlichen Aspekt in der Risikobeurteilung für den Menschen dar.“ (S. 117)

[23] Die Beratergruppe der Schweizer Regierung BERENIS betont die fortschrittlichen Verfahrensweisen“ beider Studien und deren Aussagekraft: „Die Resultate dieser zwei Tierexperimente sind von großer wissenschaftlicher Relevanz und gesundheitspolitischer Bedeutung [...] Beide neuen Tierstudien zeigten trotz methodischer Unterschiede relativ konsistente Ergebnisse bei Schwannomen und Gliomen und zudem einen dosisabhängigen Trend in Bezug auf eine Zunahme der Karzinogenität dieser Tumoren.“ Anders als der TAB, der auf weitere Forschung vertröstet, fordert BERENIS unmittelbare politische Konsequenzen: "Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die BERENIS aufgrund der Ergebnisse und deren Bewertung das Vorsorgeprinzip zur Regulierung von HF-EMF unterstützt.“

BERENIS – Beratende Expertengruppe nicht-ionisierende Strahlung Newsletter-Sonderausgabe November 2018, https://tinyurl.com/y33m3fxn; siehe auch: https://www.diagnose-funk.org/1359

[24] Lerchl, A. (2018): Synergistische Wirkungen hochfrequenter elektromagnetischer Felder in Kombination mit kanzerogenen Substanzen – Kokanzerogenität oder Tumorpromotion? Vorhaben 3615S82431. Ressortforschungsberichte zum Strahlenschutz. Bundesamt für Strahlenschutz (Hg.), Salzgitter (BfS-RESFOR, 130/18). http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:0221-2018011014465, 28.2.2020

Lerchl, A.; Klose, M.; Grote, K.; Wilhelm, A.; Spathmann, O.; Fiedler, T. et al. (2015): Tumor promotion by exposure to radiofrequency electromagnetic fields below exposure limits for humans. In: Biochemical and biophysical research communications 459(4), S. 585–590. DOI: 10.1016/j.bbrc.2015.02.151

[25] Studien, die DNA-Strangbrüche nachweisen:

Zhijian, C., et al (2009) Influence of 1.8-GHz (GSM) radiofrequency radiation (RFR) on DNA damage and repair induced by X-rays in human leukocytes in vitro. Mutat Res 677: 100-4

Campisi, A., et al. (2010) Reactive oxygen species levels and DNA fragmentation on astrocytes in primary culture after acute exposure to low intensity microwave electromagnetic field. Neurosci Lett 473: 52-5

Chavdoula, E. D., et al. (2010) Comparison of biological effects between continuous and intermittent exposure to GSM-900-MHz mobile phone radiation: Detection of apoptotic cell-death features. Mutat Res 700: 51-61

Franzellitti, S., et al. (2010) Transient DNA damage induced by high-frequency electromagnetic fields (GSM 1.8GHz) in the human trophoblast HTR- 8/SVneo cell line evaluated with the alkaline comet assay. Mutat Res 683: 35-42

Guler, G., et al. (2010) The effect of radiofrequency radiation on DNA and lipid damage in non-pregnant and pregnant rabbits and their newborns. Gen Physiol Biophys 29: 59-66

Kesari, K. K., et al. (2010) Mutagenic response of 2.45 GHz radiation exposure on rat brain. Int J Radiat Biol 86: 334-43

Tomruk, A., et al. (2010) The influence of 1800 MHz GSM-like signals on hepatic oxidative DNA and lipid damage in nonpregnant, pregnant, and newly born rabbits. Cell Biochem Biophys 56: 39-47

Zhijian, C., et al. (2010) Impact of 1.8-GHz radiofrequency radiation (RFR) on DNA damage and repair induced by doxorubicin in human B-cell lymphoblastoid cells. Mutat Res 695: 16-21

Cam, S. T. and N. Seyhan (2012) Single-strand DNA breaks in human hair root cells exposed to mobile phone radiation. Int J Radiat Biol 88: 420-4

Alkis, M. E., et al. (2019) Effect of 900-, 1800-, and 2100-MHz radiofrequency radiation on DNA and oxidative stress in brain. Electromagn Biol Med 38: 32-47

Wem dies Aufzählung nicht genügt, der findet in unserem Überblick Nr.3 und auf unserer Datenbank www.EMFData weitere Studien zu diesem Endpunkt.

[27] Alle Dokumente zu dem Urteil: https://www.diagnose-funk.org/1516, Artikel vom 07.02.2020, siehe dazu auch: https://www.diagnose-funk.org/1342, Artikel vom 04.02.2019

[28] Bericht des Ausschusses für Bildung, Forschung und Technikfolgenabschätzung, Drucksache 20/5646 (2023): „Mögliche gesundheitliche Auswirkungen verschiedener Frequenzbereiche elektromagnetischer Felder (HF-EMF).“ PDF-Link: https://dserver.bundestag.de/btd/20/056/2005646.pdf, Artikelserie mit Analysen zum Bericht: https://www.diagnose-funk.org/1954

[29]  MicrowaveNews (2022) Der üble Geruch der Wahrheit. Die Korruption der wissenschaftlichen Literatur geht weiter 5G Mikrowellen-wirklich kein Risiko? Microwave News über eine Kontroverse. https://www.diagnose-funk.org/aktuelles/artikel-archiv/detail?newsid=1860

Diagnose:funk (2022): Eine Auseinandersetzung mit Prof. M. Rööslis Darstellung der Studienlage zu nicht-ionisierender Strahlung und 5G. Zeitschrift umwelt-medizin-gesellschaft 2-2022 veröffentlicht Kritik am Artikel in Aktuelle Kardiologie. https://www.diagnose-funk.org/aktuelles/artikel-archiv/detail?newsid=1798

[30] Diagnose:funk (2019): Voll daneben oder wie bestellt? Stiftung Warentest zum Risiko Handy: https://www.diagnose-funk.org/1453

[31] UK-Million Women-Studie (I): Meldung mit Millionenwert - Handy macht keine Tumoren! Der Leiter der UK Million Women Studie hat schon einmal versagt. https://www.diagnose-funk.org/1856

[32] MOBI-Kids-Studie: Kein Beweis für Ungefährlichkeit der Strahlung für Kinder - im Gegenteil! Studien-Autoren kritisieren Fehlinterpretation durch das Bundesamt für   Strahlenschutz, https://www.diagnose-funk.org/1861

[33] Dichtung und Wahrheit: Ist Mobilfunkstrahlung schädlich? Über Falschinterpretationen und Fälschungen: MOBI-Kids-Studie, UK Million Women-Studie, Röösli-Artikel, STOA-Studie, https://www.diagnose-funk.org/1866

[34] Corporate Publishing.  dpa und Scholz & Friends machen gemeinsame Sache https://www.dwdl.de/nachrichten/25572/dpa_und_scholz__friends_machen_gemeinsame_sache/

[35] Deutsche Studie zeigt eindrücklich: Strahlung von Mobilfunkmasten schädigt menschliches Erbgut! Pressemitteilung von diagnose:funk, 8.8.2024, https://www.diagnose-funk.org/2114

Publikation zum Thema

diagnose:funk
Format: A4Seitenanzahl: 16 Veröffentlicht am: 12.01.2023 Bestellnr.: 250Sprache: DeutschHerausgeber: diagnose:funk

Die Auseinandersetzung um die Deutungshoheit zu Risiken der Mobilfunkstrahlung

Über Kampagnen eines Kartells von Industrie, Bundesamt für Strahlenschutz und ICNIRP
Autor:
diagnose:funk
Inhalt:
Ob Mobilfunkstrahlung gesundheitsschädlich ist oder nicht, darüber wird nicht nur eine Wissenschaftsdebatte über Ergebnisse der Forschung geführt. Bei dieser Debatte geht es auch und vor allem um Produktvermarktung, in diesem Fall um das Milliardengeschäft einer Schlüsselindustrie. Dieser brennpunkt dokumentiert die Auseinandersetzung. Im Jahr 2022 gab es vier Entwarnungskampagnen, basierend auf vier Studien mit der Botschaft: Mobilfunkstrahlung ist unbedenklich für die Gesundheit, ein Krebsrisiko besteht nicht. Das beweise die MOBI-Kids-Studie, die bisher weltweit größte Studie zu Hirntumoren und Kinder. Mit der UK-Million Women Studie liege auch der Beweis für Erwachsene vor. In einem von ICNIRP-Mitglied Prof. M. Röösli verfassten Artikel zu 5G in der Zeitschrift Aktuelle Kardiologie bekamen gezielt Mediziner diese Botschaft übermittelt. Abgeordneten des deutschen Bundestages wird vom deutschen Bundesamt für Strahlenschutz (BfS) und dem Umweltministerium mitgeteilt, die STOA-Studie, die Schädigungen zu Krebs und Fertilität auswertet, sei unwissenschaftlich. Diagnose:funk nahm zu allen diesen Meldungen Stellung.
diagnose:funk
Stand: 17.06.2024Format: A4Seitenanzahl: 22 Veröffentlicht am: 14.06.2024 Sprache: DeutschHerausgeber: diagnose:funk

Überblick Nr. 3: Zeigt Mobilfunk auch nicht-thermische Wirkungen?


Autor:
diagnose:funk
Inhalt:
Überblick Nr. 3 setzt sich mit einer Hauptbegründung für die Ungefährlichkeit der Mobilfunkstrahlung auseinander: Die gesetzlichen Grenzwerte würden vor Gesundheitsrisiken schützen. Es würde keine Beweise für nicht-thermische Wirkungen geben. Jedoch: Der Ausschluss von Studien mit nicht-thermischen Wirkungen für die Risikobewertung wird inzwischen von europäischen Gremien kritisiert, ebenso in juristischen Gutachten. Dieser Überblick stellt die Diskussion um das thermische Dogma seit den 1950er Jahren bis heute dar. diagnose:funk dokumentiert darin exemplarisch 70 Studien, die nicht-thermische Wirkungen zeigen. Damit wird die Schutzfunktion der geltenden Grenzwerte wissenschaftlich in Frage gestellt.
Format: A4Seitenanzahl: 24 Veröffentlicht am: 15.05.2017 Bestellnr.: 234Sprache: DeutschHerausgeber: diagnose:funk

Handystrahlung und Gehirntumore

Stand der Forschung
Autor:
diagnose:funk / Übersetzung der Studie von Michael Carlberg und Lennart Hardell
Inhalt:
"Hochfrequente Strahlung sollte als ein Karzinogen eingestuft werden, das beim Menschen Gliome hervorrufen kann. (...) Die derzeit gültigen Richtlinien zur Exposition gegenüber hochfrequenter Strahlung müssen überarbeitet werden" (Carlberg / Hardell). Übersetzung des Reviews zum Stand der Forschung über Krebsrisiken der nicht-ionisierenden Strahlung des Mobilfunks, verfasst von den schwedischen Wissenschaftlern Michael Carlberg und Prof. Lennart Hardell: "Evaluation of Mobile Phone and Cordless Phone Use and Glioma Risk Using the Bradford Hill Viewpoints from 1965 on Association or Causation".
Format: A4Seitenanzahl: 46 Veröffentlicht am: 26.03.2021 Bestellnr.: 243Sprache: DeutschHerausgeber: diagnose:funk

Die Butler-Recherchen enthüllen den Einfluss der Mobilfunkindustrie auf die weltweite Strahlenschutzpolitik

Lobbysystem ICNIRP und Bundesamt für Strahlenschutz - Teil I
Autor:
Tom Butler
Inhalt:
Die Strahlenschutzpolitik national und international wird dominiert von den Richtlinien und Forschungsinterpretationen der ICNIRP (International Commission on Non​-Ionizing Radiation Protection), die ihren Sitz im Bundesamt für Strahlenschutz hat. Prof. Tom Butler (Irland) analysiert ihre Geburt und Geschichte als verlängerter Arm der Industrie.
Format: DIN A4Veröffentlicht am: 28.04.2021 ISBN-13: ISBN 978-3-9820686-2-6Sprache: DeutschHerausgeber: Kompetenzinitiative e.V.

Die Internationale Kommission zum Schutz vor nichtionisierender Strahlung: Interessenkonflikte, „Corporate Capture“ und der Vorstoß zum Ausbau des 5G-Netzes

Über die Rolle der ICNIRP
Autor:
Klaus Buchner / Michele Rivasi
Inhalt:
Die weltweite Diskussion über die biologischen Wirkungen von Funkstrahlung wird von einer kleinen, aber international bestens vernetzten Gruppe von Wissenschaftlern beherrscht, deren Stellungnahmen oft in direktem Gegensatz zur Mehrheit der Forscher stehen. Ein wichtiges Glied in dieser Gruppe ist der private Verein ICNIRP (International Commission on Non-Ionizing Radiation Protection) mit Sitz im Bundesamt für Strahlenschutz in Neuherberg bei München. Wer sind seine Mitglieder? Sind sie wirklich unabhängig und frei von Interessenskonflikten?
diagnose:funk
Format: A4Seitenanzahl: 36 Veröffentlicht am: 01.02.2023 Bestellnr.: 249Sprache: DeutschHerausgeber: diagnose:funk

ICBE-EMF: Die Zeit ist reif für neue Grenzwerte

Die neu gegründete Grenzwertkommission weist die Unwissenschaftlichkeit der geltenden ICNIRP-Grenzwerte für Mobilfunkstrahlung nach
Autor:
ICBE-EMF / diagnose:funk
Inhalt:
Dieser Brennpunkt publiziert die Übersetzung der Studie der internationalen Grenzwertkommission ICBE-EMF (International Commission on the Biological Effects of EMF) „Wissenschaftliche Erkenntnisse entkräften gesundheitliche Annahmen, die den FCC (Federal Communication Commission, USA) und ICNIRP-Grenzwertbestimmungen für Hochfrequenzstrahlung zugrunde liegen: Folgen für 5G“ (2022). Darin fordert die ICBE-EMF die Rücknahme und Neufestlegung der Grenzwerte für die Exposition gegenüber hochfrequenter Funkstrahlung (HF). Die Rücknahme der Grenzwerte ist notwendig, denn ihre Festlegung beruht auf falschen Annahmen. Das Ziel neuer Grenzwerte wäre die Festlegung von Standards zum Gesundheitsschutz für Arbeitnehmer, die Öffentlichkeit und die Natur.
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