Alter Wein in neuen Schläuchen! Entschlüsselung der neuen ICNIRP-Krebsstudie

Spiel vorbei? Wahrscheinlich nicht!
Weltweit kam die Meldung, dass eine neue Krebsstudie, der Review von Karipidis et al. beweise, dass von nicht-ionisierender Strahlung des Mobilfunks kein Krebsrosiko ausgehe. Bedeutende Experten haben zu diesem Review Stellung bezogen und kritisieren ihn scharf. Einer der beste Kenner der Forschung und Debatte, Louis Slesin, weist in einem Artikel 5 Tage nach der Meldung nach, dass diese Entwarnung substanzlos ist. Sie ist ein abgesprochenes Produkt der WHO mit der industrienahen ICNIRP-Lobby. Der Bericht gibt nicht die Meinung der WHO wieder!
Microwave News

MicrowaveNews, Louis Slesin, 11. September 2024, >> Originaltext

Übernahme mit freindlicher Genehmigung von Louis Slesin

Ein internationales Forscherteam, von denen viele enge Verbindungen zur ICNIRP haben, versucht, die Möglichkeit zu widerlegen, dass HF-Strahlung zu Hirntumoren - und damit zu jeder Art von Krebs - führen kann.

Am 30. August veröffentlichte es einen detaillierten systematischen Überblick über epidemiologische Studien zu Hochfrequenzstrahlung und Mobiltelefonen, der zu dem Schluss kommt, dass es kaum Beweise gäbe, die die anhaltende Besorgnis über einen möglichen Zusammenhang mit Krebs rechtfertigen. Der Review, der vom EMF-Projekt der Weltgesundheitsorganisation (WHO) in Auftrag gegeben wurde, erschien in der Zeitschrift Environment International.

Einige Tage später veröffentlichte Ken Karipidis, der Hauptautor, eine kurze Zusammenfassung, die als Pressemitteilung für das Manuskript diente, das 52 Seiten der Zeitschrift einnimmt. Die Zusammenfassung bietet eine direktere und zugänglichere Botschaft unter der Überschrift

"Mobiltelefone werden nicht mit Hirntumoren in Verbindung gebracht, laut einer umfassenden Überprüfung von 28 Jahren Forschung"

Sie erschien auf einem gut besuchten Online-Nachrichtenportal, The Conversation.

  • „Wir können jetzt zuversichtlicher sein, dass die Exposition gegenüber Funkwellen von Mobiltelefonen oder drahtlosen Technologien nicht mit einem erhöhten Risiko für Hirntumore verbunden ist“, erklärt Karipidis in der Pressemitteilung.

Er ist stellvertretender Direktor der australischen Behörde für Strahlenschutz und nukleare Sicherheit (ARPANSA) und stellvertretender Vorsitzender der ICNIRP, der Internationalen Kommission zum Schutz vor nichtionisierender Strahlung.

Die Zusammenfassung wurde zusammen mit seiner Kollegin Sarah Loughran, der Direktorin für Strahlenforschung der ARPANSA, verfasst. Auch sie arbeitet für die ICNIRP - als wissenschaftliche Beraterin. Sie steht in enger Verbindung zu ihrem Landsmann Rodney Croft, der vor einigen Wochen als Vorsitzender der ICNIRP zurückgetreten ist.

  • „Insgesamt sind [unsere] Ergebnisse sehr beruhigend“, so Karipidis und Loughran. Sie befürworten die ICNIRP-Expositionsstandards, die von vielen Ländern als ihre eigenen verwendet werden: „Unsere nationalen und internationalen Sicherheitsgrenzwerte sind schützend“.

Über den Bericht wurde in der ganzen Welt berichtet. Er wurde in einer Reihe von weit verbreiteten Nachrichtenagenturen, darunter The Guardian, Washington Post und Reuters, sowie in unzähligen Plattformen veröffentlicht. Viele von ihnen veröffentlichten einfach eine Version des Artikels, der in The Conversation erschien (ein Beispiel).

Hier ist die Schlagzeile der britischen Daily Mail:

MWN

Und hier ist ein Teaser von der Daily News in Pakistan:

Daily News PakistanMWN

Der Sydney Morning Herald teilte seinen Hunderttausenden von Lesern mit, dass es an der Zeit sei, die  Diskussion zu beenden:

  • "Scientists make definite call on whether mobile phone cause brain cancer"

Hat die Karipidis-Studie wirklich das letzte Wort in der langjährigen Frage, ob Handys ein Krebsrisiko darstellen? Ist dies das endgültige Urteil? Die kurze Antwort lautet nein.

Tatsache ist, dass es hier nur wenig Neues gibt. Dieselben Leute machen ähnliche Behauptungen schon seit etwa 20 Jahren. Dies ist nur ihr neuester Versuch, sie zu untermauern.

Studie Karipidis et al. (2024)

Wer hat den Bericht verfasst?

Karipidis hat zehn Co-Autoren für die veröffentlichte Arbeit. Hier ist im Faksimile der Studie die vollständige Liste (zum Vergrößern anklicken ). Vier von ihnen sind hochrangige Mitglieder der ICNIRP:

- Maria Blettner aus Deutschland,
- der Neuseeländer Mark Elwood,
- Susanna Lagorio aus Italien und
- Martin Röösli aus der Schweiz.

Zusammen mit Karipidis sind sie die Architekten der Überprüfung. Alle fünf haben ausnahmslos wiederholt ein HF-Krebsrisiko abgelehnt. Es gibt hier eine Menge Geschichten, einschließlich bitterer Meinungsverschiedenheiten und anhaltendem Groll zwischen den gegnerischen Fraktionen.

Blettner und Lagorio sind Veteranen der Interphone-Studie mit 13 Ländern, eine der wichtigsten epidemiologischen Studie, die auf einen Zusammenhang zwischen Mobiltelefonen und Hirntumoren hinweist. Die Abschlussarbeit wurde jahrelang hinausgezögert, da Streitigkeiten innerhalb des Studienteams darüber, was die Daten zeigten, die Arbeit zum Stillstand brachten. Sowohl Blettner als auch Lagorio sahen kein Krebsrisiko und bemühten sich, dies in den endgültigen Schlussfolgerungen zu erwähnen. Dies gelang ihnen nicht, obwohl sie einige der provokativsten Ergebnisse in einem unveröffentlichten Anhang verbergen konnten. Bei der endgültigen Veröffentlichung im Jahr 2010 zeigte Interphone ein Krebsrisiko bei Langzeitnutzern. Viele in der „Kein-Risiko“-Fraktion haben sich nie damit abgefunden und arbeiten seither daran, das Ergebnis rückgängig zu machen. Die Auseinandersetzungen innerhalb von Interphone gingen weiter und wurden so schlimm, dass das Projekt eingestellt wurde, bevor alle Analysen abgeschlossen waren.

Im darauffolgenden Jahr, 2011, war Blettner Mitglied des von der Internationalen Agentur für Krebsforschung (IARC) zusammengestellten Gremiums, das HF-Strahlung als mögliches Karzinogen für den Menschen einstufte. Die Entscheidung basierte größtenteils auf der Interphone – Studie  -  Salz in der Wunde für die Nicht-Krebs-Fraktion. Nach der Schlussabstimmung auf der IARC-Sitzung kündigte Blettner an, dass sie einen Minderheitenbericht einreichen würde. Auch hier behauptete sie, das Gremium habe einen Fehler gemacht (Falls sie eine abweichende Meinung verfasst hat, wurde diese nicht veröffentlicht.)

Röösli war ebenfalls Mitglied des IARC-Gremiums. Er verhielt sich zwar zurückhaltender als Blettner, aber seine risikofreudige Haltung ist gut dokumentiert (siehe unten). Er wurde 2016 ICNIRP-Kommissar und war bis vor zwei Monaten acht Jahre lang im Amt.

MWN

Eine weitere Schlüsselfigur ist Maria Feychting vom schwedischen Karolinska-Institut, die Leiterin der krebsfreien Interphone-Fraktion. Sie steht zwar nicht im Impressum des neuen Reviews, aber sie hat ihn mitgestaltet. Sie ist Mitverfasserin des Studienprotokolls, das im Jahr 2021 veröffentlicht wurde. Feychting war 20 Jahre lang Mitglied der ICNIRP: 12 Jahre als Vollmitglied - die maximal zulässige Anzahl. Von 2012 bis 2020 war sie stellvertretende Vorsitzende – so wie Karipidis es jetzt ist.Kurz nachdem der Bericht im Druck erschien, meldete Feychting ihre Zustimmung auf Twitter (X), s.Screenshot.

  • Kurz gesagt, die neue systematische Übersichtsarbeit ist eine ICNIRP-Produktion.

In der Tat ist der wissenschaftliche Sekretär der ICNIRP, Dan Baaken, ein weiterer Mitautor des neuen Reviews! Er sitzt zusammen mit Karipidis im Vorstand der Kommission. Baaken ist Mitarbeiter des deutschen Bundesamtes für Strahlenschutz (BfS), dem Hauptsponsor der ICNIRP.

Die ICNIRP hat ein Krebsrisiko immer abgelehnt. Niemand in der ICNIRP ist jemals aus der Reihe getanzt.* Das ist nicht überraschend: Die Kommission ist ein privater, sich selbst erhaltender Club. Die Mitgliedschaft erfordert einen Treueschwur auf das Nicht-Krebs-Dogma. Okay, das ist ein bisschen übertrieben, aber nicht viel.

Die Ergebnisse dieser Untersuchung standen nie in Frage. Die WHO-Manager, die das Karipidis-Team ausgewählt hatten, wussten, was sie zu erwarten hatten - und sie bekamen, was sie wollten.

MWN

Das hat es alles schon einmal gegeben

Vor fünf Jahren unternahmen einige Mitglieder desselben Teams ähnliche Versuche, die HF-Krebs-Debatte zu beenden. Im Abstand von wenigen Monaten wurden zwei verschiedene Arbeiten veröffentlicht, die im Wesentlichen die gleiche risikofreie Botschaft enthielten. Sie wurden nicht gut aufgenommen.

Die erste kam zwei Wochen vor Weihnachten 2018 heraus; auch hier war Karipidis der Hauptautor. Es handelte sich um eine Analyse der Hirntumor-Trends in Australien. Zu seinem Team gehörten Elwood und Croft. Croft war zu dieser Zeit Vorsitzender der ICNIRP und Karipidis war wissenschaftlicher Berater der ICNIRP.

Hier im Faksimile die Überschrift der ARPANSA-Pressemitteilung von 2018 und von 2024. ARPANSA hat möglicherweise die gleiche Vorlage für seine neue Veröffentlichung verwendet!

  • Das Studiendesign des Papiers von 2018 wurde beanstandet. Überraschenderweise hatte Karipidis alle Australier, die älter als 59 Jahre waren, von seiner Analyse ausgeschlossen. Auf diese Weise wurde der größte Teil der Hirntumor-Population des Landes ignoriert, was praktisch ein risikoloses Ergebnis garantierte.

Das war eine irrationale Entscheidung, sagte Bruce Armstrong, damals Professor für Epidemiologie an der Universität Sydney. Armstrong war 2011 Mitglied sowohl der Interphone-Studie als auch des IARC-HF-Gremiums.

Innerhalb weniger Monate beförderte die ICNIRP Karipidis zum Kommissar.

Das zweite Papier erschien ein paar Wochen später, im Januar 2019, in der Annual Review of Public Health. Beinahe wäre es nicht veröffentlicht worden! Röösli war der Hauptautor, zusammen mit Lagorio und Feychting. Joachim Schüz von der IARC, ein weiteres Mitglied der risikolosen Interphone-Fraktion, war ebenfalls Mitautor. Ihr Bericht kam – wie erwartet – zu dem Schluss, dass Mobiltelefone krebssicher  sind.

Beim Lesen von Rööslis Manuskript bekam Michael Jerrett, der Herausgeber der Annual Review, kalte Füße. Er war besorgt, dass sie mit der Leugnung des Risikos zu weit gegangen waren. Ich beschrieb einiges von dem, was sich damals hinter den Kulissen abgespielt hat:

Als Röösli das Manuskript [im August 2018] einreichte, war Jerrett besorgt, dass die Autoren die Risikofreiheit überbewertet hatten, und bat Joel Moskowitz von der UC Berkeley, einen Blick darauf zu werfen und eine informelles Peer Review anzubieten. „Das Papier ist die voreingenommenste Rezension zu diesem Thema, die ich je gelesen habe“, antwortete Moskowitz. Er drängte Jerrett, es nicht zu veröffentlichen, da dies ein „Bärendienst für die öffentliche Gesundheit“ wäre.

Es wurden Änderungen vorgenommen, und die Arbeit wurde ordnungsgemäß angenommen. Moskowitz war jedoch alles andere als zufrieden. Das Papier sei „voreingenommen, um die Beweise für ein erhöhtes Risiko zu minimieren“, sagte er.

Was ist neu?

Karipidis behauptet, die neue systematische Übersicht sei ein Wendepunkt, denn, wie er und Loughran in The Conversation schreiben, „es ist die umfassendste Überprüfung zu diesem Thema“.

Der Guardian hat dies in seiner Schlagzeile so formuliert: "Mobile phones not linked to brain cancer, biggest study to date finds."

Das Papier kann auf jeden Fall als umfangreich eingestuft werden. Es umfasst 52 Seiten von Environment International - das ist viel für eine Zeitschrift. Hinzu kommen Hunderte von weiteren Seiten, die online in verschiedenen Anhängen, Anlagen und ergänzenden Tabellen zu finden sind.

Das Papier ist deshalb so lang, weil es sich eigentlich um zwei Papiere in einem handelt. In die systematische Übersicht ist eine neue Meta-Analyse eingebettet, bei der Daten aus früheren Studien kombiniert werden, um die statistische Sicherheit zu erhöhen.

Es ist oft schwierig, die Übersichtsarbeit von der Meta-Analyse zu trennen. Erschwerend kommt hinzu, dass der Begriff „Meta-Analyse“ nicht im Titel der Arbeit steht.

Karipidis beschrieb in The Conversation, was sie getan haben:

„[Wir] haben mehr als 5.000 Studien berücksichtigt, von denen 63, die zwischen 1994 und 2022 veröffentlicht wurden, in die endgültige Analyse einbezogen wurden“.

Diese „abschließende Analyse“ ist die Meta-Analyse, nicht die Übersichtsarbeit. In die Meta-Analyse werden die 63 Studien einbezogen (sie sind in Tabelle 4 des Dokuments aufgeführt). Die systematische Überprüfung umfasst viel mehr Studien als diese 63 (z. B. Tabelle S4 in Anhang 4).

Karipidis und Co. hätten zwei separate Papiere erstellen sollen. Die Meta-Analyse ist eine neue Forschungsarbeit und sollte für sich allein beurteilt werden, ebenso wie die Übersichtsarbeit.
Hier ist der Grund dafür: Vor vier Jahren hat ein Team koreanischer und amerikanischer Forscher – darunter Moskowitz aus Berkeley – eine eigene Meta-Analyse durchgeführt. Sie verwendeten im Wesentlichen denselben Datensatz wie Karipidis und fanden „Beweise“ für ein erhöhtes Tumorrisiko im Gehirn und in den Speicheldrüsen. Wer entscheidet, welche Meta-Analyse zuverlässiger ist?

Röösli, damals Mitglied der ICNIRP, und der Brite Frank de Vocht, jetzt Mitglied der ICNIRP, veröffentlichten einen Brief, in dem sie darauf hinwiesen, wo das Team ihrer Meinung nach Fehler gemacht hatte. Die Autoren antworteten darauf.

Wiederbelebung der dänischen Kohortenstudie

Zu den zusätzlichen Studien, die in die systematische Überprüfung einbezogen wurden, gehört auch Karipidis' eigene australische Hirntumorstudie – diejenige, die 2019 unter heftigen Beschuss geraten war. Karipidis ignoriert seine Kritiker und stellt sie in The Conversation ebenfalls in den Vordergrund. Die neuen Ergebnisse „stimmen mit den früheren Forschungsergebnissen überein“, sagen er und Loughran. (Das mag sein!)

Noch umstrittener ist, dass Karipidis und Co. die dänische Kohortenstudie (DCS) in ihre Meta-Analyse einbezogen haben. Die DCS wurde nicht für die Untersuchung von Mobiltelefonen konzipiert, und ihre Ergebnisse werden allgemein als unzuverlässig angesehen. Die Mitglieder des IARC-HF-Gremiums 2011 haben sie nicht einmal in Betracht gezogen. Die Ergebnisse seien nicht informativ gewesen, sagte die IARC. Noch mehr Salz in die Wunde für die Nicht-Risiko-Fraktion.

Robert Baan von der IARC, der das Treffen 2011 leitete, nannte das Design der DCS-Studie im negativen Sinne des Wortes “bemerkenswert”.

Es gab Versuche, die DCS zu rehabilitieren. Die stärksten Befürworter einer zweiten Chance sind Feychting, Lagorio und Röösli, zusammen mit Anders Ahlbom, Feychtings Mentor am Karolinska-Institut.

Ahlbom ist ein weiteres Mitglied des „Kein-Risiko-Clubs“. Auch er war Mitglied der ICNIRP, und zwar ganze 12 Jahre lang (1996-2008). Feychting nahm seinen Platz ein, als er zurücktrat. Sowohl Ahlbom als auch Feychting äußerten zunächst Bedenken gegen die DCS, änderten aber später ihre Meinung.

Als 2011 nach dem IARC-Treffen eine neue Version der DCS herauskam, wurde sie in der begleitenden Pressemitteilung als die größte und beste Studie aller Zeiten angepriesen, die keinen Zusammenhang zwischen Mobiltelefonen und Hirntumoren aufzeigte.

Was auf dem Spiel steht

Die Karipidis-Untersuchung wurde von der WHO als Teil ihrer seit langem laufenden Neubewertung der gesundheitlichen Auswirkungen von Hochfrequenzstrahlung in Auftrag gegeben, die als Monografie der Environmental Health Criteria (EHC) bekannt ist. Das Dokument wird wahrscheinlich eine Generation lang die weltweite Expositionspolitik bestimmen. Die letzte Aktualisierung stammt aus dem Jahr 1993.

Aber hier steht noch mehr auf dem Spiel. Die „Kein-Risiko“-Fraktion wird die neue Überprüfung wahrscheinlich nutzen, um eine Zurückstufung des möglichen Krebsrisikos durch die IARC zu rechtfertigen.

Die ICNIRP fungiert jetzt als das wissenschaftliche Sekretariat der WHO für EMF. Sie könnte bald auch die Politik der IARC diktieren, zumal Schüz, ein Gründungsmitglied des „Kein-Risiko-Clubs“, zum Führungsstab der Agentur gehört und allem Anschein nach das Gehör des Direktors genießt.

Karipidis ist sich über sein Ziel völlig im Klaren: Die Bedenken über Verbindungen zwischen Krebs und Mobiltelefonen sollten ausgeräumt werden, sagte er dem Guardian.
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In der gesamten Berichterstattung und den Kommentaren fehlt der Elefant im Raum: Die 30 Millionen Dollar teure NTP-Tierstudie, die „klare Beweise“ dafür lieferte, dass HF-Strahlung bei Ratten bösartige Tumore verursacht. Es gibt auch die Ramazzini-Studie, die die NTP-Ergebnisse ergänzt. Viele sagen, dass der stärkste Beweis für ein Krebsrisiko jetzt die Tierstudie ist – und nicht mehr die Epidemiologie.


Die systematische Überprüfung der WHO über HF und Krebs bei Tieren muss noch veröffentlicht werden. Es wird noch mehr kommen. Bleiben Sie dran.
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* James Lin, der von 2004 bis 2016 Mitglied der ICNIRP war, ist eine Ausnahme – zumindest nach seinem Rücktritt. In seiner Zeit als Kommissar blieb er der ICNIRP treu, aber in den letzten Jahren hat er in seiner regelmäßigen Kolumne im IEEE Microwave Magazine wachsende Zweifel an den Expositionsgrenzwerten und dem dogmatischen Ansatz der ICNIRP geäußert (ein Beispiel hier).

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