40 Experten aus Pädagogik und Medizin fordern einen Stopp der Digitalisierung von Erziehungseinrichtungen (Moratorium). In Schweden und Frankreich wurde dies bereits vollzogen, die Niederlande, Großbritannien, Finnland und Neuseeland folgen (FAZ, J. Kuroczik, 26.01.2024). 11 deutsche Fachverbände publizierten die Leitlinie zur dysfunktionalen Bildschirmmediennutzung. Über diese Entwicklung berichteten in den letzten Monaten u.a. die Süddeutsche Zeitung, die Neue Züricher Zeitung, die TAZ und der Deutschlandfunk. Man kommt an den Fakten nicht mehr vorbei. Immer weniger Viertklässer können gut sprechen, lesen, schreiben, rechnen und zuhören. Diese Ergebnisse des IQB-Bildungstrends und der jüngsten Pisa-Studie sind für das deutsche Bildungssystem, vor allem aber für die Zukunft der jungen Menschen, verheerend.
Ein Hauptgrund: Smartphone-Nutzung
Der Kölner Stadt-Anzeiger titelt: „Nach Pisa-Schock. Schul-Debatte in NRW – „Tablets im Unterricht machen Kinder dümmer““ (26.01.2024). Beispielhaft beschreibt der Artikel in der Stuttgarter Zeitung (StZ) im Titel die Folgen: „Immer mehr Kindern fehlen die Worte. Ein Grund ist, dass Kinder mehr Zeit an Bildschirmen verbringen!“(26.01.2024). Zu den Ursachen zitiert die StZ die Kaufmännische Krankenkasse (KKH):
- „Der Hauptgrund dafür sei die intensive Nutzung von Smartphone, PC und anderen digitalen Medien, die an die Stelle direkter Kommunikation getreten sind.“
Der StZ-Artikel dokumentiert, dass der frühe Smartphone-Gebrauch zum krassen Gegenteil von dem führt, was dutzende digitalaffine Medienpädagogen propagieren: Frühe Mediennutzung führe zum mündigen Bürger. Eine immer größere Anzahl von Kindern hat eine reduzierte Sprachkompetenz, wird un“mündig“ durch die Mediennutzung, und sie haben in ihren Eltern meist ein schlechtes Vorbild. Die außerschulische und schulische Digitalisierung ist Ursache massiver Entwicklungsstörungen. Die Stuttgarter Zeitung präsentiert die Fakten:
- „Immer mehr Kinder und Jugendliche sind wegen Sprachentwicklungsstörungen in logopädischer Therapie. Laut einer aktuellen Datenauswertung der Kaufmännischen Krankenkasse (KKH) stieg die Zahl der Betroffenen zwischen sechs und 18 ]ahren von 2012 bis 2022 um rund 59 Prozent. Bundesweit sind in dieser Altersgruppe fast neun Prozent der Kinder und Jugendlichen in logopädischer Behandlung - fast jeder zehnte Junge und rund jedes 15.Mädchen. Am höchsten ist die Steigerungsrate im Zehn-Jahres-Vergleich bei den 15-bis 18-Jährigen mit fast 144 Prozent.“
- "Die Zahlen sind bedenklich: ,,Sprache und Sprechen sind Grundpfeiler für die Entwicklung eines Kindes“, sagt Vijitha Snjivkumar vom Kompetenzteam Medizin der KKH und ergänzt: ,,Denn Sprachkompetenz ist einer der Schlüssel, um Bedürfnisse, Gedanken und Gefühle mitzuteilen, sich die Welt zu erschließen, sie zu verstehen und sozial mitzugestalten.""
Die Ursachen dieser Entwicklung zur Unmündigkeit durch Sprachinkompetenz werden deutlich benannt:
- „In vielen Familien wird zu wenig kommuniziert, selbst bei den Mahlzeiten nicht. Dadurch fehlen Sprachanreize, die eine gesunde Entwicklung fördern“, so die KKH - Expertin Vijitha Snjivkumar. Der Hauptgrund dafür sei die intensive Nutzung von Smartphone, PC und anderen digitalen Medien, die an die Stelle direkter Kommunikation getreten sind.“
Der Kinderarzt Özgür Dogan weist in der StZ darauf hin, dass die Schädigung schon bei der stillenden Mutter beginnt, „die kaum noch Blickkontakt zu ihrem Säugling halte, weil sie mit dem Mobiltelefon beschäftigt ist“ oder wenn „Kleinkinder vor Medien geparkt würden“:
- „Die zwischenmenschlichen Interaktionen bleiben so auf der Strecke. Auch muss das Kind nichts aktiv unternehmen. Es blickt passiv wie ein Zombie auf einen Gegenstand und ist abgestellt.“