Kurzinhalt Studien im ElektrosmogReport 4-2023 von A-Z
Hochfrequente EMF und Gesundheitsschutz
Begrenzung der Exposition gegenüber hochfrequenter Strahlung: Grundsätze und mögliche Kriterien für den Gesundheitsschutz
Hinrikus H, Koppel T, Lass J, Roosipuu P, Bachmann M. Limiting exposure to radiofrequency radiation: the principles and possible criteria for health protection. International Journal of Radiation, Biology. 2023 Aug 3;99(8):1167–77. https://doi.org/10.1080/09553002.2023.2159567
Hinrikus et al. (2023) kritisieren die Grundlagen der ICNIRP-Grenzwerte. Das thermische Modell, auf dem sie beruhen, berücksichtigt weder die Langzeitexposition noch mögliche kumulative Auswirkungen auf die Gesundheit. Die Berücksichtigung nicht nur der energetischen, sondern auch der kohärenten Eigenschaften von HF-EMF führt zu zwei verschiedenen Modellen zur Bestimmung der Auswirkungen nichtionisierender Strahlung auf die menschliche Gesundheit. Das thermische Modell hat einen Schwellenwert, der die Erwärmung des Gewebes begrenzt. Das nicht-thermische Modell, das auf der Fahigkeit kohärenter elektrischer Felder beruht, bei konstanter Temperatur biologische Wirkungen hervorzurufen, hat keinen Schwellenwert. Die Autoren stellen die These auf, dass ein Wert von etwa 2 V/m als möglicher Grenzwert für HF-EMF beim Menschen definiert werden könnte.
EMF-Grenzwerte
Grenzwerte für die Strahlenbelastung durch Mobiltelefone und technische Lösungen
Heroux P, Belyaev I, Chamberlin K, Dasdag S, De Salles AAA, Rodriguez CEF, et al. Cell Phone Radiation Exposure Limits and Engineering Solutions. IJERPH. 2023 Apr 4;20(7):5398. https://doi.org/10.3390/ijerph20075398
Heroux et al. (2023) kritisieren in sieben Punkten die ICNIRP-Grenzwerte und die Verhinderung von technisch möglichen Maßnahmen zur Strahlenminimierung. Sie schlagen konkrete, sofort umsetzbare Maßnahmen vor.
Review: Gesundheitliche Auswirkungen von EMF
Probleme bei der Bewertung der gesundheitlichen Auswirkungen von Hochfrequenzstrahlung
Ishai PB, Davis D, Taylor H, Birnbaum L. Problems in evaluating the health impacts of radio frequency radiation. Environmental Research. 2023 Feb 28:115038. https://doi.org/10.1016/j.envres.2022.115038
Ishai et al. (2023) verfassten einen Review zum Stand der Forschung. Sie kommen zu dem Schluss, dass es erhebliche wissenschaftliche Beweise dafür gibt, dass HF Krebs, endokrinologische, neurologische und andere schädliche Auswirkungen auf die Gesundheit hat. In Anbetracht dieser Beweise ist die primäre Aufgabe öffentlicher Einrichtungen, die öffentliche Gesundheit zu schützen, nicht erfüllt worden. Es hat den Anschein, dass die Interessen der Industrie im Vordergrund stehen und die Öffentlichkeit dadurch vermeidbaren Risiken ausgesetzt wird, so die Autoren.
4G-Mobilfunk stört Embryonalentwicklung bei Küken
4G-Mobilfunkstrahlung verändert einige immunogene und vaskuläre Genexpressionen sowie eklatante mikroskopische und biochemische Parameter im Küken-Embryo-Modell
Islam, M. S., Islam, M. M., Rahman, M. M., & Islam, K. (2023). 4G mobile phone radiation alters some immunogenic and vascular gene expressions, and gross and microscopic and biochemical parameters in the chick embryo model. Veterinary Medicine and Science, 1–12. https://doi.org/10.1002/vms3.1273
Islam et al. (2023) untersuchten die Auswirkungen von 4G-Mobilfunk (2100 MHz) auf die Embryonalentwicklung des Küken, Das Modell des Kükenembryos ist ein geeignetes biologisches Modell zur Untersuchung der Auswirkung von Mobilfunk, da es den menschlichen Embryo in seinem molekularen, zellulären und anatomischen Aufbau widerspiegelt. Die Ergebnisse der Wissenschaftler lassen den Schluss zu, dass der 4G-Mobilfunk zu pathologischen Veränderungen. am Modell Hühnerembryo führte. Diese pathologischen Veränderungen beinhalten Wachstumsstörungen, Anomalien wichtiger Organe und Veränderungen der Genexpression des Immun- und Gefäßsystems. Da es sich bei der Strahlungsquelle um ein kommerzielles Mobiltelefon handelte, welches in einem realitätsnahen Szenario betrieben wurde, stellt sich die Frage, inwiefern die Sicherheitsstandards für Mobilfunkstrahlung ausreichen. Nach ihren Ergebnissen seien Mobiltelefone unsicher, insbesondere für Kinder und schwangere Frauen, so die Autoren.
5G und Honigbienen
Eine Untersuchung der Auswirkungen von 5G-EMFs auf Honigbienen
Jeladze V, Shoshiashvili L, Partsvania B. An Investigation into the Impact of 5G EMFs on a Honey Bee. In: 2022 IEEE 2nd Ukrainian Microwave Week (UkrMW) [Internet]. Ukraine: IEEE; 2022 [cited 2023 Oct 4]. p. 477–81. https://doi.org/10.1109/UkrMW58013.2022.10037045
Ziel dieser Studie von Jeladze et al. (2022) ist es, die möglichen gefährlichen Auswirkungen von HF-EMFs auf Honigbienen im Bereich von 2,5 bis 100 GHz durch Computersimulationen zu untersuchen. In der Studie wurde auch ein Versuch unternommen, die Auswirkungen hochfrequenter EMF zukünftiger 5G-Technologien auf Honigbienen vorherzusagen. Im Gegensatz zu bisherigen Studien wurde ein realistisches 3D-Modell einer Honigbiene entwickelt und die Ganzkörper-SAR-Werte sowie die SAR-Werte für das Gehirngewebe berechnet. High-Band 5G bei 26 GHz könnte zu einem etwa 100-fachen Anstieg der absorbierten Energie im Gehirn der Honigbiene führen, im Vergleich zu den derzeit typischen Frequenzen um 1 bis 3 GHz. Die erzielten Ergebnisse zeigten, dass die SAR-Werte im Körpergewebe der Honigbiene von der Richtung der einfallenden EM-Welle und der E-Feld-Polarisation sowie von der Frequenz abhängen. Die höchsten SAR-Werte wurden beobachtet, wenn eine ebene Welle von oben auf die Honigbiene eintrifft. Aus den Ergebnissen könnte man schließen, dass die Exposition von Honigbienen mit hochfrequenten EMF negative Auswirkungen haben könnte.
Wirkung von Mikrowellen auf das Gehirn
Ferroptose im Hippocampus ist an der Beeinträchtigung von Lernen und Gedächtnis bei Ratten nach Einwirkung von Mikrowellen in Kombination mit elektromagnetischen Pulsen beteiligt
Lai Y, Wang H, Xu X, Dong J, Song Y, Zhao H, Wu Y, Zhao L, Wang H, Zhang J Yao B, Zou Y, Zhou H, Peng R (2023). Hippocampal ferroptosis is involved in learning and memory impairment in rats induced by microwave and electromagnetic pulse combined exposure. Environmental Science and Pollution Research; https://doi.org/10.1007/s11356-023-28280-8
Das Ziel dieser Arbeit von Lai et al. (2023) war, die Kombinationswirkung von Mikrowellen und elektromagnetischen Pulsen auf Lernen, Erinnern, Ferroptose und histologische Veränderungen im Vergleich zu den einzelnen Komponenten herauszufinden. Ferroptose ist eine neue Art von reguliertem Zelltod, der durch Eisen-abhängige Lipidperoxidation charakterisiert ist und einen neuen Weg zum Verständnis der zugrunde liegenden Mechanismen eröffnet. Sowohl einzeln als auch kombiniert können MW (Mikrowellen) und EMP (elektromagnetische Pulse) Hippocampuszellen schädigen und die Lernfähigkeit und das Erinnerungsvermögen beeinträchtigen; die Kombination beider Anwendungen führt zu schwereren Schäden. Ferroptose im Hippocampus könnte ein allgemeiner Mechanismus sein, der durch oxidativen Stress hervorgerufen wird und der Lernen und Gedächtnis beeinträchtigt.
3G-Mobilfunk führt zu DNA-Schäden
Auswirkungen von Mobilfunk-spezifischen elektromagnetischen Feldern auf DNA-Schäden, die durch eine arbeitsplatzrelevante Hochfrequenzdosis verursacht werden: Ergebnisse von ex vivo Experimenten mit peripheren mononuklearen Blutzellen von verschiedenen demographischen Gruppen
Mišik, M., Kundi, M., Worel, N., Ferk, F., Hutter, H. P., Grusch, M., Nersesyan, A., Herrera Morales, D., & Knasmueller, S. (2023). Impact of mobile phone-specific electromagnetic fields on DNA damage caused by occupationally relevant exposures: results of ex vivo experiments with peripheral blood mononuclear cells from different demographic groups. Mutagenesis, 38(4), 227–237. https://doi.org/10.1093/mutage/gead022
Die Ergebnisse der Studie von Mišik et al. (2023) weisen darauf hin, dass 3G-Mobilfunk in der Lage ist, DNA-Schäden in menschlichen Blutzellen hervorzurufen. Auch eine Veränderung von Chemikalien- induzierten DNA-Schäden wurden beobachtet. Möglicherweise könnten DNA-Reparaturmechanismen durch den Mobilfunk angeregt worden sein, was wiederum zu Verringerung der DNA-Schaden führen könnte.
Review: EMF und frühe Alzheimererkrankung
Niedrige elektromagnetische Felder erzeugen über die spannungsabhängigen Calciumkanäle das frühe Auftreten der Alzheimererkrankung
Martin Pall (2022). Low Intensity Electromagnetic Fields Act via Voltage- Gated Calcium Channel (VGCC) Activation to Cause Very Early Onset Alzheimer‘s Disease: 18 Distinct Types of Evidence. Current Alzheimer Research 19 (2), 119–132; doi:10.2174/1567205019666220202114510
Prof. Martin Pall begründet erneut seine Thesen zum Zusammenhang zwischen EMF und Alzheimer. Die Calciumhypothese der Alzheimer-Erkrankung habe gezeigt, dass die spezifischen und unspezifischen Ursachenelemente durch Überschuss an Ca2+-Ionen entstehen. Calcium wirkt durch übermäßige Calcium-Signalgebung und den Peroxynitrit / oxidativer Stress / Entzündungsweg, welche durch elektromagnetische Felder gesteigert werde. Dabei stützt sich Pall auf die Auswertung von 15 Reviews.
Wirkung von WLAN auf Pflanzen
Nicht-thermische 2,45-GHz-Einwirkung verursacht rasche Veränderungen im Stoffwechsel von Arabidopsis thaliana
Porcher A, Girard S, Bonnet P, Rouveure R, Guerin V, Paladian P, Vian A (2023). Non thermal 2.45 GHz electromagnetic exposure causes rapid changes in Arabidopsis thaliana metabolism. Journal of Plant Physiology 286; https://doi.org/10.1016/j. jplph.2023.153999
In der Studie von Pocher et al. (2023) wurde an der Modellpflanze Ackerschmalwand (Arabidopsis thaliana) überprüft, ob kurzzeitige nicht-thermische WLAN-Bestrahlung rasche Veränderungen (bis 60 Minuten) im Stoffwechsel auslösen kann. Die Ergebnisse zeigen eindeutig, dass molekulare und biochemische Reaktionen in Pflanzen sehr schnell (innerhalb von 60 Minuten) nach Einwirken elektromagnetischer Felder von 2,45 GHz auftreten, ohne dass das Gewebe erwärmt wird.
Wirkung von 915 MHz auf den Herzmuskel
Die Kapazität des Herzmuskels nach mitochondrialer oxidativer Phosphorylierung als Reaktion auf andauernden elektromagnetischen Stress
Savchenko L, Martinelli I, Marsal D, Zhdan V, Tao J, Kunduzova O (2023). Myocardial capacity of mitochondrial oxidative phosphorylation in response to prolonged electromagnetic stress. Frontiers in Cardiovascular Medicine 10:1205893; doi: 10.3389/fcvm.2023.1205893
In Anbetracht der zentralen Bedeutung des Stoffwechsels in den Mitochondrien für die Gesunderhaltung der Herzzellen wurde in diesem Experiment von Savchenko et al. (2023) die Wirkung langzeitiger Einwirkung von 915-MHz-Strahlung auf die Atmungskette und den oxidativen Stress in Bezug zur Intaktheit des Herzmuskels untersucht. Diese Daten lassen den Schluss zu, dass andauernde Einwirkung (28 Tage) von elektromagnetischen Feldern von 915 MHz den oxidativen Stoffwechsel der Mitochondrien beeinflusst. Die ElektrosmogRedaktion merkt an, dass der hohe SAR-Wert (40 W/kg) die Aussagekraft der Studie einschränkt, aber die Ergebnisse eine Herausforderung für die Suche zum Verständnis der Zellbiologie des Herzens im Zusammenhang mit elektromagnetischen Feldern sind.
WLAN-Wirkung auf Nagetiere
Auswirkungen von nicht-ionisierender 2,45-GHz-Strahlung auf Angstverhalten, Genexpression und Corticosteronspiegel von männlichen Ratten
Tarsaei, M., Peyrovan, Z. S., Mahdavi, S. M., Chahardehi, A. M., Vafaee, R., & Haidari, M. H. (2022). Effects of 2.45 GHz Non-Ionizing Radiation on Anxiety-Like Behavior, Gene Expression, and Corticosterone Level in Male Rats. Journal of Lasers in Medical Sciences, 13(1), 56. https://doi.org/10.34172/jlms.2022.56
Tarsaei et al. (2022) untersuchten die Wirkung von WLAN auf klinische Parameter (Körpergewicht und Verhalten), den Plasma-Spiegel des Stresshormons Corticosteron und die Expression von Apoptosemarkern im Hippocampus. Die Leistungsdichte betrug 4 mW/cm2. Die Resultate weisen darauf hin, dass die 2,45-GHz-Hochfrequenz in der Lage ist, molekulare Stressreaktionen und Verhaltensänderungen hervorzurufen.
5G-Studie: HF induziert Angststörung bei Mäusen
Biologische Wirkung von 2650-MHz- Befeldung auf das Verhalten, Lernen und Gedächtnis von Mäusen
Zheng, R., Zhang, X., Gao, Y., Gao, D., Gong, W., Zhang, C., Dong, G., & Li, Z. (2023). Biological effects of exposure to 2650 MHz electromagnetic radiation on the behavior, learning, and memory of mice. Brain and Behavior, 13(6), 1–13. https://doi.org/10.1002/brb3.3004
Die Resultate der Studie von Zheng et al. (2023) weisen auf eine biologische Wirksamkeit des 5G-Mobilfunks hin. Die beobachteten Verhaltensänderungen lassen den Rückschluss zu, dass die Hochfrequenz ein angstähnliches Verhalten der Nagetiere hervorrufen kann. Übereinstimmend mit den Verhaltenstests, führte die Hochfrequenz zu einer Veränderung der Expression von Schlüsselkomponenten der Hypothalamus- Hypophysen-Nebennierenrinden-Achse (HPA-Achse), welche unmittelbar an der Regulierung von Stressreaktionen beteiligt ist, bei einer simulierten 5G-Frequenz von 2650 MHz.