Bluthochdruck durch Mobilfunk
Mobilfunkgespräche, genetische Empfänglichkeit und Bluthochdruck: Ergebnisse von 22 046 Teilnehmern aus der UK-Biobank
Ye Z, Zhang YJ, Zhang YY, Yang S, Liu M, Wu Q, Zhou C, He PP, Gan X, Qin X (2023). Mobile phone calls, genetic susceptibility, and new-onset hypertension: results from 212 046 UK Biobank participants. European Heart Journal – Digital Health 00, 1–10; DOI: 10.1093/ehjdh/ztad024
Ye et al. 2023 werteten die Daten von 22 046 Teilnehmern aus der UK- Biobank aus. Das Ergebnis: Telefonieren mit dem Mobiltelefon erhöht das Risiko einer Bluthochdruckentwicklung signifikant, besonders hoch ist das Risiko für Personen, die wöchentlich längere Gespräche führen und ein genetisches Risiko für Bluthochdruck haben. Ursachen können in Auswirkungen der Strahlung auf Schlaf, mentale Gesundheit und Zellfunktionen (oxidativer Stress, DNA-Schädigung, Entzündungsreaktionen u. a.) liegen.
>>> Ausführliche populärwissenschaftliche Rezension der Studie auf: https://www.diagnose-funk.org/1981
Hochfrequenz beeinträchtigt Herztätigkeit
Elektromagnetische Felder – sind sie ein Herz-Kreislauf-Problem?
Parizek D, Visnovcova N, Hamza Sladicekova K, Misel J, Jakus J, Kohan M, Visnovcova Z, Ferencova N, Tonhajzerova I (2023). Electromagnetic Fields – Do they Pose a Cardiovascular Risk? Physiological Research 72, 199–208; DOI: 10.33549/physiolres.934938
Parizek et al. (2023) setzten eine Gruppe 30 junger gesunder Probanden von 20–30 Jahren (je 15 Frauen und Männereiner unmodulierten 2400 MHz (WLAN) und 2600 MHz (4G) jeweils für 5 Minuten aus, die auf die Brust einwirkten. Das elektrische Feld betrug 58 V/m (unterhalb des Grenzwertes von 61 V/m). Die Ergebnisse zeigen erstmals eine deutliche Verschiebung der autonomen Regulation der Herzrate in Richtung komplexer Sympathikus-Überaktivität durch WLAN und verminderter Parasympathikus-Aktivität durch 4G-Strahlung bei gesunden jungen Menschen. Es scheint, dass die Strahlung zu abnormer komplexer Regulation der autonomen Herzfunktionen führt, was die Anpassungsfähigkeit des physiologischen Systems beeinträchtigt. Das geht mit höherem Risiko für spätere Herz-Kreislauf-Komplikationen einher, das schon bei gesunden Personen auftreten kann.
Die Forscher nehmen an, dass die auf die Brust einwirkenden Hochfrequenzfelder bei den Probanden Stress für den Körper bedeutet und die elektrische Aktivität des Herzens verändert haben.
HF-Wirkung auf den Herzmuskel
Auswirkungen einer pränatalen Langzeitbefeldung mit 900, 1800 und 2100 MHz Hochfrequenz auf das Herzmuskelgewebe von Ratten
Bozok, S., Karaagac, E., Sener, D., Akakin, D., & Tumkaya, L. (2023). The effects of long-term prenatal exposure to 900, 1800, and 2100 MHz electromagnetic field radiation on myocardial tissue of rats. Toxicology and Industrial Health, 39(1), 1–9. DOI: 10.1177/07482337221139586
Bozok et al. (2023) untersuchten die Auswirkungen pränataler Hochfrequenzbefeldung auf das Herzmuskelgewebe von häufig genutzten Bandbreiten (900 – 2100 MHz). Insgesamt wurden 18 trächtige Sprague-Dawley-Ratten in 6 Gruppen unterteilt. Nach 60 Tagen wurden die Jungtiere getötet und das Herzmuskelgewebe histopathologisch und biochemisch untersucht. Die Wissenschaftler beobachteten atypische Myokardmorphologie in Form von pyknotischen Nuclei, zytoplasmatischer Vakuolisierung, eosinophil gefärbtem Zytoplasma und eine Vergrößerung der myokardialen Muskelfasern. Diese morphologischen Änderungen sind mit Schädigungen des Myokards assoziiert. Die biochemischen Analysen zeigten ein ähnliches Bild, die Malondialdehyd-Werte (MDA) stiegen dosiswirkungsabhängig, während die Glutathion-Werte (GSH) dosiswirkungsabhängig sanken, das sind Marker für oxidatieven Stress (ROS). Auf Grundlage der Ergebnisse dieser Studie kann die Hypothese aufgestellt werden, dass Hochfrequenz weit unterhalb von ICNIRP-Grenzwerten Auswirkungen auf biologische Systeme haben kann. Im Hinblick auf die fötale Gesundheit empfehlen die Autoren die Belastung mit Hochfrequenz so weit wie möglich zu vermeiden. Da die Schädigungen des myokardialen Gewebes sowohl mit steigender Frequenz als auch Befeldungsdauer zunahmen, äußern sich die Wissenschaftler besorgt im Hinblick auf die Auswirkungen von 5G-Technologie auf das Herzgewebe.
Anomalien bei Kindern durch NF und HF
Review: Einwirkung elektromagnetischer Felder und Missbildungen bei Föten und Kleinkindern: Systematischer Überblick und Meta-Analyse
Kashani ZA, Pakzad R, Fakari FR, Haghparast MS, Abdi F, Kiani Z, Talebi A, Haghgoo SM (2023). Electromagnetic fields exposure on fetal and childhood abnormalities: Systematic review and meta-analysis; Open Med 2023; 18 (1): 20230697, DOI: 10.1515/med-2023-0697
Der Review von Kashani et al. (2023) befasst sich mit den Auswirkungen der zunehmenden Belastung von Ungeborenen und kleinen Kindern mit elektromagnetischen Feldern. Das Augenmerk lag auf Missbildungen und Chromosomenanomalien, die vor der Geburt entstehen. In den 14 Studien waren 854 154 Individuen erfasst und analysiert. Waren die Mütter besonders im 1. Trimester der Schwangerschaft erhöhten Feldstärken ausgesetzt im Vergleich zu Müttern mit keiner Feldeinwirkung, wurden im Nabelschnurblut vermehrt oxidativer Stress, Änderungen in der Genexpression, DNA-Schädigung und Anstieg von Abnormitäten beim Embryo nachgewiesen. Aufgrund der stärkeren Empfindlichkeit der Stammzellen gegenüber ionisierender und nicht-ionisierender Strahlung können zudem in der Kindheit vermehrt Krebszellen und Entwicklungsstörungen wie Sprachprobleme auftreten. Die Analyse ergab, dass Defekte/Abnormitäten häufiger bei Föten und Kindern von Eltern auftraten, die höheren elektromagnetischen Feldern ausgesetzt waren.
HF-Wirkung auf das Gehirn
Akute hochfrequente elektromagnetische Befeldung beeinträchtigt die Neurogenese und verursacht neuronale DNA-Schäden im Gehirn junger Ratten
Singh, K. V., Prakash, C., Nirala, J. P., Nanda, R. K., & Rajamani, P. (2023). Acute radiofrequency electromagnetic radiation exposure impairs neurogenesis and causes neuronal DNA damage in the young rat brain. NeuroToxicology, 94, 46–58. DOI: 10.1016/j.neuro.2022.11.001
Singh et al. (2023) befeldeten 26 5-wöchige männliche Wistar-Ratten (n = 4) einmalig für 8h mit puls-modulierter 2115-MHz-Hochfrequenz. Als Kontrollen fungierten scheinbefeldete Tiere. Das Alter der verwendeten Ratten entspricht hierbei dem von jungen Heranwachsenden. Übereinstimmend mit der Radikalbildung wurden signifikante DNA-Schäden im Cortex und Hippocampus gefunden. Hierbei waren die DNA-Schäden in der Großhirnrinde ausgeprägter, was mutmaßlich mit der Nähe zur Strahlungsquelle zusammenhängt. Die Zellteilung war im Gyrus dentatus (DG) des Hippocampus signifikant verringert. Die histopathologische Untersuchung ergab eine signifikant erhöhte Degeneration von Neuronen im DG.
Zusammenfassend zeigt diese Studie, dass eine einmalige akute Hochfrequenzbefeldung mit einer realitätsnahen Intensität (viele der heutigen Mobiltelefone haben einen maximalen SAR-Wert von ca. 1,5 W/kg für den Kopf) oxidativen Stress in den Hirnen „jugendlicher“ Ratten hervorrief. Dies ging einher mit einem deutlichen Anstieg von Radikalen und Lipidperoxidation. Ebenso wurden DNA-Schäden in Form von Einzelstrangbrüchen in Großhirnrinde und Hippocampus dokumentiert. Im Hippocampus wurden außerdem eine beeinträchtigte Neurogenese sowie erhöhte neuronale Degeneration belegt.
Mobilfunk stört Schilddrüsenfunktion
Auswirkungen elektromagnetischer Strahlung von Mobiltelefonen auf Schilddrüsen und Schilddrüsen-Hormone im Gehirn von Rattus norvegicus: Eine Analyse der Schilddrüsenfunktion, reaktiver Sauerstoffspezies und des Monocarboxylat-Transporters 8
Zufry, H., Rudijanto, A., Soeatmadji, D., Sakti, S., Munadi, K., Sujuti, H., & Mintaroem, K. (2023). Effects of mobile phone electromagnetic radiation on thyroid glands and hormones in Rattus norvegicus brain: An analysis of thyroid function, reactive oxygen species, and monocarboxylate transporter 8 . Journal of Advanced Pharmaceutical Technology & Research, 14(2), 63. DOI: 10.4103/japtr.japtr_680_22
Zufry et al. (2023) untersuchten die Auswirkungen von 1800 MHz 4G Strahlung auf die Schilddrüse. Die Schilddrüse gilt aufgrund ihrer Lokalisation als eines der am stärksten betroffenen Organe des endokrinologischen Systems, da Mobiltelefone häufig in räumlicher Nähe der Schilddrüse verwendet werden. Die Serumkonzentrationen von TSH und Thyroxin waren in allen drei Versuchsgruppen signifikant vermindert. Dies deutet darauf hin, dass der Mobilfunk schädliche Auswirkungen auf die Schilddrüsenfunktion und Hormonproduktion haben könnte. Die 1800-MHz-Mobilfunkstrahlung verursachte signifikante Veränderungen der TSH-, Thyroxin- und MDA-Spiegel im Serum sowie der MCT8-Konzentration in der Hypophyse von Wistar-Ratten. Die Verringerung des TSH, Thyroxin und MCT8 bzw. die Steigerung des MDA wiesen einen dosisabhängigen Trend auf. Im Falle von MCT8 und MDA lieferten lediglich jene Tiere, welche 150 und 180 Minuten täglich bestrahlt wurden, signifikante Ergebnisse. Insgesamt deuten die Ergebnisse der Wissenschaftler darauf hin, dass die Mobilfunkstrahlung die HPT-Achse direkt oder indirekt negativ beeinflussen könnte.
Mobilfunk und Nierenerkrankungen
Mobilfunknutzung, genetische Empfänglichkeit und Einsetzen chronischer Nierenerkrankungen
Zhang YY, Zhang YJ, Ye Z, Yang S, Liu M, Wu Q, Zhou C, He PP, Qin XH (2023). Mobile Phone Use and New-Onset Chronic Kidney Diseases. International Journal of Public Health 68, 1605358; DOI: 10.3389/ijph.2023.1605358
Chronische Nierenerkrankungen haben eine große Bedeutung weltweit und sind ein wichtiger Risikofaktor für Herz-Kreislauf-Erkrankungen und frühzeitigen Tod. Zhang et al. (2023) werteten die Daten von 408 743 Teilnehmern der Britischen Biobank (UK Biobank) aus. Das Ergebnis: Mobilfunknutzung (Gespräche führen und empfangen) steht im Zusammenhang mit einem signifikant höheren Risiko, eine Nierenerkrankung zu erwerben, besonders bei Personen mit häufiger wöchentlicher Nutzung. Die Autoren liefern eine biologisch plausible Erklärungen für den Zusammenhang zwischen Mobilfunk und chronischen Nierenerkrankungen. Sie beziehen sich auf die vielen Studien, die Auswirkungen des Mobilfunks auf den Sympathikus und den Blutdruck, dass Stress, Schlafstörungen und Depressionen entstehen können und dass auf Zellebene neben vielen Veränderungen oxidativer Stress, Entzündungsvorgänge und DNA-Schädigung auftreten.
Mobilfunk beeinträchtigt Knochen und Muskeln
Schädliche Auswirkungen von 900, 1800 und 2100 MHz Hochfrequenz-Mobilfunk auf Knochen und Skelettmuskulatur
Bektas, H., Nalbant, A., Akdag, M. B., Demir, C., Kavak, S., & Dasdag, S. (2023). Adverse effects of 900, 1800 and 2100 MHz radiofrequency radiation emitted from mobile phones on bone and skeletal muscle. Electromagnetic Biology and Medicine, 1–9. DOI: 10.1080/15368378.2023.2179065
Bektas et al. (2023) gehen von Forschungsergebnissen aus, nach denen Hochfrequenz auf nicht-thermische Weise eine Gefährdung darstellen könnte, da sie eine Veränderung der Durchlässigkeit von Ionenkanälen in Zellmembranen verursachen kann. Die Ergebnisse dieser Studie zeigen, dass Mobilfunk verschiedener Frequenzen (900, 1800 und 2100 MHz) nachteilige Auswirkungen auf die Gesundheit von Knochen und Skelettmuskulatur haben kann. Die oxidativen Stressmarker (ROS) waren erhöht. Die Autoren zeigen eine statistisch signifikante Veränderung des Elastizitätsmoduls, sowohl der diabetischen als auch der gesunden befeldeten Gruppen. Die Daten deuten darauf hin, dass der Mobilfunk die diabetologisch verursachte Verringerung der Knochenwiderstandsfähigkeit weiter verstärkt.Die Befunde der radiologischen Aufnahmen könnten einen Hinweis dafür darstellen, dass die Hochfrequenz das Knochengewebe schädigt oder dass das Knochengewebe nicht ernährt werden kann.