Die Dopamin-Falle: Der Botenstoff und die sozialen Medien

Viele APP-Entwickler sind Drogendesigner für Tech-Konzerne
Die ARTE-Doku vom 3.6.2023 zeigt: WhatsApp, Instagram oder Snapchat: Apps auf dem Smartphone sind auf Abhängigkeit und Sucht programmiert. Das decken Wissenschaftler aus Paris, Philadelphia, Amsterdam, Berlin und Ulm auf. Dabei untersuchen sie die Rolle von Dopamin. Der Neurotransmitter wird ausgeschüttet, wenn Nutzerinnen und Nutzer Likes erhalten. Sie machen abhängig, bleiben sie aus, kann das zu weiteren psychischen Schäden führen. Auch in einem Podcast im Deutschlandfunk diskutiert die Journalistin Franziska Reichenbacher über diese Problematik.

ARTE-Text zur Sendung: "Whatsapp, Instagram oder Snapchat: Apps auf dem Smartphone sind für die meisten längst ein ständiger Begleiter. Was machen soziale Netzwerke mit unserem Gehirn? Eine zentrale Rolle hierbei spielt Dopamin, ein Neurotransmitter.

Die Doku zeigt, wie die "Mensch-App-Beziehung" funktioniert - und wie es gelingen kann, die Fremdbestimmung besser zu kontrollieren. Weltweit gibt es über drei Milliarden Smartphone-Nutzer – die meisten verbringen immer mehr Zeit mit sozialen Netzwerken. Was aber passiert dabei in unserem Gehirn, wenn ein Leben ohne Apps für manche fast schon unmöglich erscheint?

Eine Schlüsselrolle hierbei spielt ganz offenbar Dopamin, ein Neurotransmitter. Er hat entscheidenden Einfluss auf unsere Motivation, unser Lernen und unsere Gewohnheiten. In Paris, Philadelphia, Amsterdam oder auch Berlin versuchen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler zu verstehen, was genau beim Umgang mit diesen Apps geschieht. Dopamin wirkt anscheinend auf das Belohnungssystem im Gehirn – und kann im Extremfall sogar zu Zwanghaftigkeit führen, zu einem Streben nach immer mehr Likes oder Herzen. Bleiben sie aus, gibt es Frust, manchmal sogar psychische Probleme.

Die ARTE-Dokumentation zeigt, mit welchen Tricks diese Firmen arbeiten – und wie es möglich sein kann, den permanenten Aufforderungen des Smartphones zu entkommen." (Auszüge)

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Franziska Reichenbacher, Wikipedia

Podcast im Deutschlandfunk am 26.05.2023

„Brandgefährlich, was hier passiert“ - Sind Smartphones Teufelszeug für Kinder?

Dlf-Hörerin und Journalistin Franziska Reichenbacher besorgt die Mediennutzung von Kindern. Sie meint, dass viele Kinder zu früh ein Smartphone bekommen. Ob das wirklich ein Problem ist, diskutiert sie mit den Medienpädagoginnen Paula Bleckmann und Iren Schulz.

>>>> Link zur Sendung

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Politik, instrumentalisiert für die Geschäfte der Tech-KonzerneLandesregierung Baden-Württemberg

Unsere Meinung: Die Politik muss endlich auf die Erkenntnisse der Wissenschaft statt auf die Tech-Konzerne hören

 

Mit dem Digitalpakt "Digitale Bildung" von 2017 lies sich die Bildungspolitik für die Geschäftsfelder der Tech-Konzerne instrumentalisieren. Untersuchungen weisen inzwischen nach, dass die Smartphone-Nutzung einen wesentlichen Anteil an der Bildungskatastrophe und am Leistungsabfall in den Schulen hat.

 

 

Die ARTE-Dokumentation stellt eindringlich dar, wovor uns Neurobiologen seit Jahren warnen: Smartphones sind nicht-stoffliche Drogen. Kinder haben noch keine Impulskontrolle, um die Verführungen dieser Droge zu erkennen, geschweige denn zu beherrschen. Schon das schlechte Vorbild Smartphone - affiner Eltern oder eine halbe Stunde Nutzung wirken wie ein Anfixen. Viele App-Entwickler sind Drogendesigner für den Profit der Tech-Konzerne. Das bewusste Ziel ist es, Nutzer abhängig zu machen. Millionen Kinder und Jugendliche, aber auch Erwachsene, sind es bereits. Mit gravierenden Folgen: Von der Bulemie bis zu Vereinsamung und Depression, vom Empathieverlust bis zu Gewaltexzessen. Und viele Lerndefizite sind darauf zurückzuführen. In der aktuellen DAK-Sucht-Studie heißt es:

  • „Wenn jetzt nicht schnell gehandelt wird, rutschen immer mehr Kinder und Jugendliche in die Mediensucht und der negative Trend kann nicht mehr gestoppt werden. So würden Familien zerstört und die Zukunft vieler junger Menschen bedroht.“

In ihrem Buch „Wir verlieren unsere Kinder!“ warnt die Rektorin Silke Müller:

  • „Ich denke, wir verlieren unsere Kinder und vor allem die Seelen und ihre psychische Unversehrtheit deswegen in den Tiefen der Netzwerke, weil wir nicht hinschauen.“ Und sie hält der Bildungspolitik den Spiegel vor: „Statt uns den Gefahren im Netzt bewusst zu stellen, sie anzunehmen und zu einem Mittelpunkt der Erziehungs- und Bildungsarbeit zu machen, blenden wir sie im Sinne von „Nichts sehen, nichts hören, nichts sagen“ oder durch ein komplettes Verharmlosen aus.“

Alarmismus ist eigentlich kein guter Ratgeber für Politik. Doch nach dieser ARTE-Sendung müssten die Kultusbehörden aufwachen und sich in Krisensitzungen mit den schon lange vorliegenden Erkenntnissen der Hirnforscher wie Korte, Spitzer oder Teuchert-Noodt, Medienpädagogen wie Lankau, Bleckmann oder Leipner befassen. Sie müssen umsteuern: Der Digitalpakt ist ein Geschäftsmodell der Tech-Konzerne, um die profitträchtige Droge Smartphone in die Schulen zu schleusen. Die Kultusministerien ließen sich als Schleuser instrumentalisieren. Es ist Zeit, die kritischen Wissenschaftler, die Alternativen für eine Erziehung zur Medienmündigkeit vorschlagen, anzuhören. Nicht nur in den Kultusbehörden, sondern auch in den Lehrergewerkschaften.

Die Wahrscheinlichkeit, dass die industriehörige Politik ohne Druck von Eltern untätig bleibt, ist groß. Es ist deshalb die Aufgabe von Eltern, Erziehern, Lehrern und Ärzten, in ihrem Umfeld diese dramatische Entwicklung zu thematisieren und Lösungen einzufordern, damit wir "unsere Kinder nicht verlieren".

>>> Lesen Sie dazu unsere Artikelserie zur Bildungskatastrophe und Digitalisierung.

diagnose:funk hat schon vor 10 Jahren diese Risiken erkannt und in Zusammenarbeit mit Pädagogen und Neurobiologen Broschüren und Filme publiziert. Lehrern und Eltern empfehlen wie unser Standardwerk „Gesund aufwachsen im Umgang mit digitalen Medien“, inzwischen in 20 Sprachen erschienen, und unsere DVD „Aufwach(s)en im Umgang mit digitalen“ Medien.

Publikation zum Thema

Format: DIN B5Seitenanzahl: 156 Veröffentlicht am: 30.10.2018 Bestellnr.: 111Sprache: DeutschHerausgeber: diagnose:media

Gesund aufwachsen in der digitalen Medienwelt

Orientierungshilfe für Eltern und alle, die Kinder und Jugendliche begleiten.
Autor:
Autorenteam diagnose:media
Inhalt:
Viele Beobachtungen und Studien von Experten zeigen, dass der zu frühe Kontakt von Kindern und Jugendlichen mit den neuen Medien mit erheblichen Risiken für ihre Entwicklung und ihre Gesundheit verbunden ist. Wir wissen heute: Erst wenn das Kind seine biologisch notwendigen Entwicklungsschritte in den verschiedenen Lebensabschnitten gut bewältigt hat, kann es die Fähigkeit zu einem kompetenten und selbstbestimmten Medienumgang entwickeln. Das Buch nimmt die übergeordnete Fragestellung auf, was Kinder bzw. Jugendliche für ihre gesunde Entwicklung in verschiedenen Entwicklungsphasen brauchen. Der pädagogische Standpunkt der Autoren versucht eine Balance aufzuzeigen zwischen den Wünschen der Kinder und Jugendlichen und den Einschränkungen, die als Vorsorgemaßnahmen zur Abwendung von Gefahren erforderlich sind.
Format: DVDSeitenanzahl: 40 Min. Hauptfilm, 75 Min. Bonustracks Veröffentlicht am: 23.02.2021 Bestellnr.: 954, Preis 17,90 EuroSprache: DeutschHerausgeber: diagnose:funk

Aufwach(s)en im Umgang mit digitalen Medien

Was Eltern und Erzieher wissen sollten: Wie der Gebrauch digitaler Medien die Gehirnentwicklung beeinflusst
Inhalt:
Regie: Klaus Scheidsteger / Drehbuch: Gertraud Teuchert-Noodt, Peter Hensinger, Klaus Scheidsteger / Musik: Markus Stockhausen / Länge: 40 Minuten. Bonustracks: Vortrag Prof. G. Teuchert-Noodt zum Stand der Forschung (30 min) / Video über die Bedeutung des Stirnhirns (15 min) / Vortrag Peter Hensinger zum Forschungsstand WLAN (30 min). Diagnose:funk will Eltern und ErzieherInnen mit diesem Film darin unterstützen, die Entwicklung ihrer Kinder unter dem Einfluss digi­taler Medien bestmöglich zu verstehen. Ihr Kind soll zu einem gesunden, selbstsicheren und intelligenten Menschen he­ranwachsen, um später mit den komplexen Anforderungen des Lebens gut zu­rechtkommen zu können. Wie kann das gelingen, wenn Kinder heutzutage im Alltag unzähligen digitalen Medien ausgesetzt sind, die ihren Bewegungsdrang einschränken und ihre sinnli­chen Erfahrungen verkümmern lassen? Hier müssen Eltern und Erzieher die rich­tigen Entscheidungen treffen. Dieser Film vermittelt Wissen von berufener Seite, der Hirnforschung. Prof. Gertraud Teuchert-Noodt forschte an ihrem Institut über 25 Jahre über das Ler­nen und die Gehirnentwicklung. Ihre Erkenntnisse über die Wirkungen digitaler Medien auf die Gehirnentwicklung werden im Film verständlich dargestellt.
umg | 29 | 4/2016Format: A4Seitenanzahl: 3 Veröffentlicht am: 30.11.2016 Herausgeber: umwelt · medizin · gesellschaft

Ein Bauherr beginnt auch nicht mit dem Dach

Die digitale Revolution verbaut unseren Kindern die Zukunft
Autor:
Gertraud Teuchert-Noodt (unter Mitwirkung von Ingo Leipner)
Inhalt:
Allzu verständlich sind die Ängste der Eltern, die ihre Kinder chancenlos in der digitalen Welt glauben, wenn die nicht schon im Kindergartenalter Apps programmieren. Doch ganz selten nur beginnt der Bauherr seinen Hausbau mit dem Dach. Warum nur glauben so viele kluge Pädagogen, die kindliche Entwicklung könne beschleunigt werden, indem man deren Fundament einfach weglässt? Mit den Grundsätzen der Evolution erklären Neurobiologen anschaulich, warum Eltern und Lehrer sich vehement gegen frühkindliche Nutzung von Bildschirm-Medien wehren sollten – damit es nicht zu Sucht, Lernstörungen, Aggressivität oder autistischen Störungen bei den Kleinen kommt. Gertraut Teuchert-Noodt, emeritierte Professorin der Neurobiologie, blickt mit Unverständnis auf die Debatte in Nachbardisziplinen um die richtigen Mittel zur richtigen Zeit.
Format: DIN langSeitenanzahl: 32 Veröffentlicht am: 10.10.2018 Bestellnr.: 371Sprache: Deutsch

Medienkonsum und Mobilfunkstrahlung

Empfehlungen für die gesunde Entwicklung Ihres Kindes
Autor:
Kompetenzinitiative e.V., diagnose:funk, Stiftung für Kinder
Inhalt:
Dieser neue Flyer für Eltern, Familien und die pädagogische Praxis informiert in kompakter Form über Risiken heutigen Medienkonsums: Altersspezifisch von der Schwangerschaft bis ins Jugendalter, thematisch von den Auswirkungen der Mobilfunkstrahlung bis zu suchtähnlichen Erscheinungsweisen. Er gibt praktische Tipps für eine altersgerechte, ausgewogene und gesunde Mediennutzung von Kindern und Jugendlichen. Besonders geeignet für Eltern, Familien, KiTas, Schulen, Bildungseinrichtungen, pädagogische, ärztliche, soziale und verwandte Tätigkeitsbereiche. In Zusammenarbeit mit: Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) – AK Immissionsschutz / Elektromagnetische Felder, Europäische Akademie für Umweltmedizin e.V. (EUROPAEM), Pandora | Stiftung für unabhängige Forschung, Institut für Baubiologie + Nachhaltigkeit (IBN).
Artikel veröffentlicht:
04.06.2023
Autor:
ARTE / diagnose:funk
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