Dr. Hans-Walter Roth, Jahrgang 1944, studierte Naturwissenschaften und Medizin an der Universität Gießen und Mainz – Promotion zum Doktor der Medizin 1970, die Facharztanerkennung als Augenarzt erfolgte 1975. Er war Oberarzt an der Universitätsaugenklinik in Ulm und Leiter der Fachärztlichen Untersuchungsstelle für Augenheilkunde am Bundeswehrkrankenhaus Ulm sowie Feuerwehrarzt der Stadt Ulm. Weiterhin ist er Lehrbeauftragter der Universitätsklinik Ulm – Oberstarzt i.R. – Visiting Professor of Ophthalmology der Georgetown University, Washington DC und Leiter des Instituts für wissenschaftliche Kontaktoptik Ulm. Dr. Roth ist seit 2008 Praxispartner einer Gemeinschaftspraxis. Er ist CDU-Gemeinderat in Ulm.
>>> Originaltext der Studie: Hans-Walter Roth (2023): Unilaterale Katarakt nach exzessiver Handynutzung, Der Augenspiegel, April 2023
Wir danken Dr. Roth für die Erlaubnis zur Veröffentlichung
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Material, Patientengut
„Diese Patienten wurden nun befragt, ob beziehungsweise wie viele Stunden durchschnittlich sie täglich ein Handy nutzten. Gefragt wurde auch, ob sie Rechts- oder Linkshänder sind beziehungsweise ob sie das Telefon mehrheitlich an das rechte oder linke Ohr hielten ... Bevorzugt handelte es sich um Makler, Anlageberater oder Anwälte. Alle aufgelisteten Patienten gaben an, an ihren Arbeitstagen über 8 bis 12 Jahre lang das Handy täglich mindestens 4 bis maximal 6 Stunden zu nutzen. Alle gaben des Weiteren übereinstimmend an, dabei das Gerät schwerpunktmäßig entweder nur an das rechte oder das linke Ohr zu halten. Errechnet man daraus die gesamte zeitliche Strahlenbelastung, so betrug diese über den gesamten Zeitraum zwischen 12.000 und 16.000 Stunden.“
Ergebnisse
„In Tabelle 1 (siehe Originaltext) sind alle Daten im Zusammenhang mit der Handynutzung zusammengestellt. Wie die Auflistung erkennen lässt, war die Katarakt bei allen 16 Patienten auf dem Auge, das dem Handy am nächsten war, eindeutig stärker ausgeprägt als auf dem Partnerauge und der Visus lag jeweils um 30 bis 60 Prozent zum Ausgangs- beziehungsweise Vorbefund niedriger. Nach operativer Entfernung der eingetrübten Linse und Ersatz durch ein Implantat wurde in allen 16 Fällen wieder der gleiche Visus erreicht, der vor der Nutzung des Mobiltelefons erzielt worden war. Hieraus kann gefolgert werden, dass im Zeitraum der Handynutzung außer der Katarakt keine weiteren relevanten Augenschäden wie beispielsweise eine Makuladegeneration oder ein Glaukom entstanden waren.“
Schlussfolgerungen
„Bis zur weiteren Absicherung dieser ersten Erfahrungen an einem großen überregionalen Patientengut sollte die Nutzung von mobilen Telefonen oder Geräten, die einen Elektrosmog erzeugen, in Körpernähe kritisch betrachtet werden. Eingeschränkt werden sollte sie vor allem während des körperlichen Wachstums sowie in der Schwangerschaft.“
Fazit
„Diesen Anfangsverdacht bestätigt auch die Auswertung des Datenpools einer Retrospektivstudie am eigenen Patientengut. Betroffen von der Katarakt ist dabei primär das Auge, das der Strahlenquelle direkt zugewandt ist. Langjährige Nutzer eines Handys sollten daher über dieses Risiko aufgeklärt sein, regelmäßige augenärztliche Kontrollen sind vor allem im höheren Alter anzuraten. Da elektromagnetische Strahlung im Experiment zur Eintrübung der Augenlinse führt, ist zu folgern, dass die exzessive Nutzung zum Beispiel eines Smartphones über einen längeren Zeitraum bereits im frühen Alter eine Katarakt erwarten lässt.“ (Ende Zitate Roth)
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Kurzsichtigkeit bei Jugendlichen steigt auf fast 90%
Zu dieser Schädigung durch Strahlung kommt noch der nachgewiesene Zusammenhang der Smartphonenutzung mit Kurzsichtigkeit (Myopie) dazu. Manfred Spitzer schreibt:
- „In einer 15-jährigen bevölkerungsbasierten Längsschnitt-Studie an 43 858 Schülern aus einer Stadt im Osten Chinas stieg die Prävalenz der Myopie von 79,5 % im Jahr 2001 auf 87,7 % im Jahr 2015. Die Prävalenz der starken Myopie stieg im gleichen Zeitraum von 7,9 % auf 16,6 % [9]. Eine andere Studie an 6364 Jugendlichen bezifferte den Anteil der Myopie auf 80 % und den der hohen Myopie auf 14 % [137]. In Südkorea ergab eine Querschnittsstudie bei 23 616 19-jährigen Männern eine Prävalenz von 96,5 % für Myopie und 21,6 % für hohe Myopie [59].“
Die Kurzsichtigkeit kann Sehbehinderungen bis zur Blindheit, degenerative Augen-Erkrankungen und Katarakte zu Folge haben (M. Spitzer: Digitalisierung in Kindergarten und Grundschule schadet der Entwicklung, Gesundheit und Bildung von Kindern >>> https://t1p.de/yap07).
Der Studie von Dr. H.-W. Roth kommt eine besondere Bedeutung zu, weil sie aus ärztlicher praktischer Erfahrung Schädigungen nachweist. Die Verantwortlichen im Gesundheitswesen sind aufgefordert, daraus Konsequenzen für die Aufklärung zu ziehen, insbesondere für Kinder und Jugendliche. Handyregeln müssen auch in den Schulen unterrichtet werden mit der Kernbotschaft: „Der Abstand ist Dein Freund!“ Und es bestätigt sich: Smartphones gehören nicht in Kinderhände.
Die Studienlage bestätigt: „Der Abstand ist Dein Freund!“