Med. Universität Bratislava: Wissenschaftlerinnen kommen zu dem Schluss: Elektromagnetische Felder sind ein Risikofaktor für die Gesundheit

Ein Gesamtbericht über die Arbeitsergebnisse an der Jessenius-Fakultät für Medizin
Wissenschaftlerinnen der Medizinischen Fakultät der Comenius-Universität Bratislava (Slowakei) veröffentlichen ihre Arbeitsergebnisse zu den Auswirkungen von HF-Strahlung und niederfrequenten elektromagnetischen Feldern auf Mensch und Tier.
Universität Bratislava, Bild Wikipedia_Jozef Kotulič

Die Studie "Elektromagnetische Felder als Risikofaktor für die Gesundheit" ist eine Gesamtdarstellung (Review) der Ergebnisse von veröffentlichten Artikeln aus der Abteilung für medizinische Biophysik und der Abteilung für öffentliche Gesundheit an der Jessenius-Fakultät für Medizin der Comenius-Universität Bratislava (JFM CU) zum Thema Epidemiologie elektromagnetischer Felder. Im Laufe von 14 Jahren entstanden 13 Hauptpublikationen, von denen sich 11 Studien mit Hochfrequenzsignalen von Mobiltelefonen (hauptsächlich GSM900- und GSM1800-Standard) befassen; eine Studie beschreibt die Konstruktion eines neuen Expositionssystems und eine weitere befasst sich mit den Auswirkungen niederfrequenter elektromagnetischer Felder (ELF-EMF). Die Autorinnen Viera Jakusova und Katarina Hamza Sladicekova schreiben:

  • "Die Studie besteht aus wissenschaftlichen und im Volltext veröffentlichten Artikeln, die am Department of Medical Biophysics der JFM CU in den letzten 14 Jahren entstanden sind. Alle Artikel wurden standardmäßig überarbeitet und dann in wissenschaftlichen Zeitschriften mit größerer Bedeutung veröffentlicht, hauptsächlich in ‚Scopus‘ und ‚Web of Sciences‘. Unser elektromagnetisches Labor befasst sich hauptsächlich mit möglichen schädlichen Auswirkungen von HF-EMFs bei Studenten, Versuchstieren und Hirnphantom-Modellen. Untersucht wurden Herzfrequenzvariabilität (HRV), Temperaturveränderungen, Veränderungen des Fe2+-Gehalts im Gehirn sowie mögliche Krebsveränderungen in Geweben."

Wirkungen unterhalb der ICNIRP-Grenzwerte

Die Expositionsparameter wurden mit den von der Internationalen Kommission zum Schutz vor nichtionisierender Strahlung (ICNIRP) herausgegebenen Werten verglichen. Sie alle haben  die zulässigen Grenzwerte nicht überschritten. „Im Vergleich zu den Daten des BioInitiative-Reports überstiegen unsere Messwerte jedoch in einigen Fällen deren Grenzwerte“ schreiben die Autorinnen.

Die Hauptergebnisse der Studien an der Universität Bratislava

Die Studie enthält eine Ergebnisauflistung aller Studien. In der Zusammenfassung heißt es:

  • „Die meisten unserer oben erwähnten Studien verwenden einen gemeinsamen Expositionsparameter, hauptsächlich die Frequenz von 1800 MHz oder einen ähnlichen Wert, der zum Frequenzband des GSM 1800-Standards der mobilen Kommunikation gehört ... Wir beschränken uns hier nur auf die wichtigsten Ergebnisse. Wir fanden heraus, dass HF-EMF die Herzfrequenzvariabilität bei Kaninchen beeinflusst, indem sie die Aktivität des Parasympathikus unter Exposition des Kopfes und die Aktivität des Sympathikus nach Exposition des Brustkorbs erhöht, ähnlich wie wir es auch beim Menschen nachgewiesen haben.“

Die Autorinnen beziehen sich auf die von Dr. Martin Pall  zusammengefassten neurologischen Symptome, die am häufigsten nach Exposition mit HF-EMF berichtet werden: „Es überrascht nicht, dass die Probanden in unseren Studien nach der Exposition gegenüber GSM 1800 auch ähnliche Gesundheitssymptome aufwiesen“:

  • „Hauptstudien dieser Übersichtsstudie des Departments für Medizinische Biophysik in Zusammenarbeit mit dem Department of Public Health der JFM CU in Martin zeigten mögliche schädliche Auswirkungen von HF- und ELF-EMF auf Mensch und Tier. Die Studien befassten sich entweder direkt mit dem subjektiven Empfinden der Probanden nach EMF-Exposition (Fragebogenform) oder berücksichtigen die gemessenen Werte von Frequenz und elektrischer Intensität der EMF, die mit den zulässigen Grenzwerten verglichen wurden. Die Probanden beschrieben nach der Exposition: Gefühle von Brennen im Ohr, Konzentrationsverlust, Stress, Angst, Depression, Herzrhythmusstörungen und Schlaflosigkeit. Die Exposition gegenüber HF-EMF in abgeschirmten Bereichen (ähnlich der Wirkung eines Faradayschen Käfigs) kann die Flussdichte der elektrischen Intensität der EMF erheblich erhöhen und ist gesundheitsschädlich.“

Die Autorinnen kommen zu dem Schluss: „Seriöse Forschung in diesem Bereich erfordert eine komplexe Untersuchung der physikalischen, biologischen und sozialen Phänomene und ihrer Beziehungen für eine wirksame Kontrolle und Unterstützung der öffentlichen Gesundheit.“

Jakusova V, Sladicekova KH (2022): Electromagnetic Fields as a Health Risk Factor Review [Elektromagnetische Felder als Risikofaktor für die Gesundheit], Veröffentlicht in: Clin Soc Work Health Interv 2022; 13 (6): 49-57

Volltext: https://clinicalsocialwork.eu/wp-content/uploads/2022/11/cswhi_06_2022_10_jakusova.pdf

https://www.emf-portal.org/de/article/50180

https://www.emfdata.org/de/studien/detail&id=773

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