Die besondere Verletzlichkeit von Kindern
Der TAB behandelt die Studienlage zu Kindern und schreibt: „Zahlreiche Publikationen (…) stützen die Annahmen aus dem Stewart-Report [siehe auch Publikationen am Seitenende], dass Kinder aufgrund ihrer Anatomie und Physiologie im Vergleich zu Erwachsenen stärker exponiert sind. Morris et al. (2015) zufolge müssen Kinder grundsätzlich für empfindlicher als Erwachsene angesehen werden, da sie sich im Wachstum befinden, und auch nach Ansicht der WHO (2003) deswegen entsprechend gesondert betrachtet werden müssen.“ (S. 121)
Natürlich treffen die allgemeinen Studienergebnisse zu Krebs, Fertilität und oxidativem Zellstress auch auf Kinder zu. Bereits 2019 schrieben Kundi / Hutter (Med. Uni Wien) in einem Überblicksartikel:
- „Wenn es aber langfristige Effekte gibt, dann kommt es zu ganz anderen Fragestellungen. Und in einem solchen Fall müssen Kinder gesondert betrachtet werden. Das hat mehrere Gründe: Erstens haben Kinder, wenn sie exponiert sind, eine größere Chance, im Laufe des Lebens die Schwelle für eine toxische Wirkung zu überschreiten. Zweitens ist oft ein in Entwicklung befindlicher Organismus besonders vulnerabel, und drittens ist es denkbar, dass bei gleichen äußeren Bedingungen die interne Exposition im kindlichen Organismus von der des Erwachsenen abweicht.“
Als Ursachen der besonderen Sensibilität von Kindern führen Kundi / Hutter an:
- „Im Schädelknochen befindet sich bei Kindern und Jugendlichen noch rotes Knochenmark, eine Schädigung hämatopoetischer Stammzellen ist daher nicht ausgeschlossen
- Die Ohrmuschel ist etwa 5 % und die Kopfhaut sowie der Schädelknochen sind etwa 70 % dünner als im Erwachsenenalter, weswegen die Antenne näher an den Kopfeingeweiden liegt als bei Erwachsenen
- Die Ausbildung der Nervenscheiden (Myelinisierung) ist noch nicht abgeschlossen und das Gewebe unterliegt einer starken Entwicklungsdynamik. Solche Gewebe sind gewöhnlich gegenüber externen Einflüssen empfindlicher.“
Kundi / Hutter mahnen nach Auswertung der Studienlage an: „Speziell was die Kindergesundheit betrifft, ist es längst an der Zeit, die Erkenntnisse und Hinweise der Wissenschaft ernst zu nehmen und entsprechend zu handeln. Angesichts ihrer noch in Entwicklung befindlichen Physiologie, der noch lange vor sich liegenden Lebenszeit sowie der Verhaltensprägung im Kindesalter ist dringend Umsicht und Vorsicht geboten.“[1]