Die Lesestudie des Instituts für Schulentwicklungsforschung "Sonderauswertung: Zum Stand von Wortschatz und Leseverhalten bei Viertklässler:innen in Deutschland" geht auf Ursachen des reduzierten Wortschatzes bei Viertklässlern ein:
- "In der Studie haben ein Viertel der Viertklässler*innen angegeben, (fast) täglich an digitalen Geräten zu lesen. Häufiges Lesen an digitalen Geräten weist dabei einen negativen Zusammenhang mit dem Wortschatz der Kinder auf. Ulrich Ludewig führt aus: „Der Wortschatz ist am kleinsten, wenn Kinder oft an digitalen Geräten lesen und gleichzeitig selten bis nie ein Buch.“ Dies hängt möglicherweise mit der Art der Texte zusammen: Häufig werden digital eher Chatnachrichten, Anweisungen in Apps, kurze Teasertexte und ähnliches gelesen, die keine längeren, aufeinander aufbauenden Textpassagen und weniger vielfältigen Wortschatz beinhalten. Dieses trägt kaum zu einem Ausbau des Wortschatzes bei und gleichzeitig fehlt die Zeit für sprachförderlichere Aktivitäten."
Die Statistik der JIM-Studie 2022 zeigt, dass nur noch 32% der Jugendlichen Bücher lesen, 2012 waren es noch 42%. Wortschatz, Lesefähigkeit, Textverständnis und die damit verbundene Sprachkompetenz sind grundlegend für das Lernen in allen Fächern. Die Analysen zu den Ursachen, die man derzeit in der Presse liest, umschiffen alle den Zusammenhang mit der Digitalisierung. Die Digitalisierung der Schulen als Geschäftsmodell der Industrie ist Teil des Problems. Mit noch mehr Digitalisierung soll es, wenn es nach der Bundesregierung geht, gelöst werden! Man dreht weiter an der Abwärtsspirale. Die neoliberale Bildungsideologie, die Jochen Krautz bereits 2007 in seinem Buch "Ware Bildung", Manfred Spitzer in "Digitale Demenz" (2012), Leipner/Lembke in "Die Lüge der digitalen Bildung" (2018) und Richard Münch in "Der bildungsindustrielle Komplex" (2018) beschreiben, korrumpiert nach wie vor die taktangebende empirische Pädagogik. Die von diesen Autoren vorausgesagten Folgen, die nun empirisch belegt sind, müssen die Kinder ausbaden.
Die IFS-Studie ist nun die vierte Studie in kurzer Zeit, die die Folgen des Versagens der Bildungspolitik dokumentiert. Und alle vier Studien stellen einen Zusammenhang mit der Digitalisierung her, außerhalb und innerhalb des Erziehungswesens. diagnose:funk hat in Artikeln diese vier Studien dokumentiert:
- Bildungskatastrophe (I): Prof. Lankau zur KKH-Untersuchung: Immer mehr Kinder und Jugendliche entwickeln Sprachdefizite.
- Bildungskatastrophe (II): IQB-Bildungstrend: Die Untersuchung hat ergeben, dass ein hoher Prozentsatz der Viertklässler nicht mehr die Regelstandards in Zuhören, Lesen, Rechnen und Schreiben erfüllen kann.
- Bildungskatastrophe (III): Tablet-Computer machen das Spiel von Vorschulkindern weniger kreativ. Eine Studie von Forschern der Universität Uppsala und dem Institute of Education am University College London im Vereinigten Königreich kommt zu dem Ergebnis, dass Kinder, die mit Tablets spielen, weniger kreativ und fantasievoll sind als Kinder, die mit physischem Spielzeug spielen. Wie verantwortungslos sind angesichts solcher Ergebnisse die Pläne, nun auch die KiTas zu digitalisieren?
- Bildungskatastrophe (IV): Prof. Spitzer: Digitalisierung in Kindergarten und Grundschule schadet der Entwicklung, Gesundheit und Bildung von Kindern. Prof. Spitzer dokumentiert in zwei beeindruckenden Artikeln den Forschungsstand zu den psycho-sozialen und neurobiologischen Auswirkungen der Digitalisierung auf Kinder und Jugendliche.