ElektrosmogReport 4-2022 / Schwerpunkte: Auswirkungen von Mobilfunkmasten auf Insekten & Vögel und von Hochfrequenz auf Gehirnfunktionen

Feldstudie: Je näher am Mobilfunkmast, desto weniger Insekten und Vögel
Ökologische Auswirkungen einer Mobilfunkbasisstation ● Magnetsinn der Insekten Baustein der Magnetorezeption ● Review HF-Wirkung auf Neurotransmitter ● Kann 5G Depressionen verursachen? ● HF-Wirkung auf Hippocampus ● Mobilfunk und das menschliche Gehirn ● HF-Wirkung auf Nachkommen● HF-Wirkung auf Leber ● Krebserregende Wirkung von Radar ● Elektrohypersensibilität● Nachruf auf Karl Hecht ● Register 2022
ElektrosmogReport / diagnose:funk

Im ElektrosmogReport 2022-4, 28. Jhg., werden 11 neue Studien zu Auswirkungen elektromagnetischer Felder auf Mensch und Natur besprochen, davon 9 medizinisch-biologische Studien, 2 Reviews zu Wirkmechanismen und Grundlagenbetrachtungen. Er enthält das Register 2022.

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>>> ElektrosmogReport Register 2019-2022, A-Z

 

Einen Gesamtüberblick über die Studienlage gibt unsere Zusammenstellung von 119 Reviews, ein Impulsvortrag zum Stand der Forschung und unsere Datenbank www.emfdata.org. Die Datenbank enthält jetzt 531 HF-Studien, davon sind 354 detailliert ausgewertet.

Die Aufarbeitung der Studienlage durch Fachleute ist derzeit ein Alleinstellungsmerkmal von diagnose:funk!

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Bildliche Darstellung der Studienergebnisse: je näher am Mobilfunksendemast, desto weniger Vögel und Insekten (Grafik: diagnose:funk)Grafik: diagnose:funk

Neue Studien im ElektrosmogReport, Schwerpunkte: Auswirkung Mobilfunk-Sendeanlagen auf Insekten & Vögel und HF-Wirkungen auf Gehirnfunktionen

Im ElektrosmogReport 4-2022 werden 11 neue Studien besprochen. Ein Ergebnis lässt besonders aufhorchen: Die Studie von Nyirenda et al. (2022) weist nach, dass die Anzahl von Vögeln und Insekten mit zunehmender Mobilfunkstrahlungsstärke signifikant abnimmt:

  • Je näher am Mobilfunkmast, desto geringer die Tier-Populationen.

Diese Studie bestätigt im Feldversuch die Hinweise aus den Reviews von Thill (2018): "Biologische Wirkungen elektromagnetischer Felder auf Insekten" und Balmori (2021): "Electromagnetic radiation as an emerging driver factor for the decline of insects". Wichtige Hinweise gibt auch der Online-Artikel "Desorientierung durch elektromagnetische Felder beim Vogelzug" von A. Thill (2021), der im ElektrosmogReport 1/2021 publiziert wurde.

Die Studien von Kyriacou et al. (2022) und Yang et al. (2022) befassen sich mit der Rolle des Erdmagnetfelds bei den spektakulären Wanderungen und Navigationsfähigkeiten vieler höherer Tiere, insbesondere der Vögel und den Mechanismen der Steuerung.

Ein zweiter Schwerpunkt des ElektrosmogReport befasst sich mit Wirkungen auf das Gehirn. Der Review von Hu et al. (2021) fasst die Erkenntnisse von HF-Wirkung auf Neurotransmitter zusammen, der Review von Hinrikus et al. (2022) untersucht die Studienlage der Wirkung von Mobilfunk und das menschliche Gehirn mit dem Focus auf 5G. Qin et al. (2022) untersuchen Auswirkungen von 5G-Hochfrequenz auf das räumliche Gedächtnis und Emotionen bei Mäusen, Sharma et al. (2020) untersuchen die  HF-Wirkung auf den Hippocampus.

Yan et al. (2022) untersuchen die Folgen, die eine HF-Bestrahlung auf Nachkommen hat, und Alkis et al. (2021) die HF-Wirkung auf die Leber.

Peleg et al. (2022) legen eine zweite Studie zur krebserregenden Wirkung von Radar vor. Hinsichtlich Elektrohypersensibilität fragen Kacprzyk et al. (2021): Welche Quellen von elektromagnetischen Feldern sind für elektrosensible Personen besonders besorgniserregend?

In einem Nachruf würdigt der ElektrosmogReport das Lebenswerk von Prof. Karl Hecht, der im September 2022 im Alter von 98 Jahren gestorben ist.

Studien im ElektrosmogReport 4/2022 von A-Z

 

Auswirkungen von Hochfrequenz niedriger Intensität auf Oxidantien-Antioxidantien-Parameter und DNA-Schäden in der Leber von Ratten

Alkis ME, Akdag MZ, Dasdag S (2021): Effects of Low-Intensity Microwave Radiation on Oxidant-Antioxidant Parameters and DNA Damage in the Liver of Rats. Bioelectromagnetics. 2021;42(1):76-85; DOI: 10.1002/bem.22315

  • Die Leber ist sehr empfindlich gegenüber den Einflüssen reaktiver Sauerstoffspezies. Aus diesem Grund wurde in der vorliegenden Studie die Auswirkung einer Langzeitexposition mit schwacher Hochfrequenz auf oxidative und antioxidative Parameter, DNA-Schäden und Lipidperoxidation in der Leber von Ratten untersucht. Die Intensität des hochfrequenten Feldes war weit unterhalb der ICNIRP-Richtlinien.

Mögliche gesundheitliche Auswirkungen auf das menschliche Gehirn durch verschiedene Generationen der mobilen Telekommunikation: eine überblicksartige Einschätzung der Auswirkungen von 5G

Hinrikus, H., Koppel, T., Lass, J., Orru, H., Roosipuu, P., & Bachmann, M. (2022). Possible health effects on the human brain by various generations of mobile telecommunication: a review based estimation of 5G impact. International Journal of Radiation Biology, 1-12;
DOI: 10.1080/09553002.2022.2026516

  • Die 5G-Technologie unterscheidet sich von den vorherigen Generationen vor allem durch die Verwendung höherer HF-EMF-Bänder und neuartiger, komplexerer Signalstrukturen. Die Auswirkungen der höheren Frequenzen und der veränderten Signalstruktur könnten mögliche Gründe für Unterschiede bei den gesundheitlichen Auswirkungen von 5G im Vergleich zu früheren Generationen sein. Insgesamt wurden 73 Publikationen in die Überprüfung einbezogen. Die Studien wurden in vier Kategorien eingeteilt: Ruhe-Elektroenzephalographie (EEG), Schlaf-EEG und Schlafqualität, ereigniskorrelierte Potentiale sowie Kognition-Verhalten und Hirnstoffwechsel. Die Mehrheit der Studien (68 von 73) wurde bei Expositionsniveaus durchgeführt, die unterhalb des offiziellen ICNIRP-Grenzwerts von 2 W/kg liegen (nicht-thermisch).

Review: Auswirkungen von hochfrequenter elektromagnetischer Strahlung auf Neurotransmitter im Gehirn

Hu C, Zuo H, Li Y (2021): Effects of Radiofrequency Electromagnetic Radiation on Neurotransmitters in the Brain. Front Public Heal. 2021;9(August):1-15;
DOI: 10.3389/fpubh.2021.691880

  • Die vorliegende Übersichtsarbeit fasst die Auswirkungen von hochfrequenten elektromagnetischen Feldern auf Neurotransmitter im Gehirn zusammen. In Abhängigkeit der Strahlendosis kann Hochfrequenz zu einem abnormalen Gehalt dieser beiden Neurotransmitter im Gehirn führen. Die überwiegende Mehrheit der analysierten Publikationen beschreibt Störungen der Acetylcholin-Synthese und des -Metabolismus nach Hochfrequenzbefeldung, welche in Mängeln der kognitiven Funktionen resultieren kann.

Welche Quellen von elektromagnetischen Feldern sind für elektrosensible Personen besonders besorgniserregend?

Kacprzyk A, Kanclerz G, Rokita E, Tatoń G. (2021): Which sources of electromagnetic field are of the highest concern for electrosensitive individuals?–Questionnaire study with a literature review. Electromagnetic Biology and Medicine, 40(1), 33-40; DOI: 10.1080/15368378.2020.1839489

  • Diese Studie zur Erfassung und Analyse der EHS-Population wurde mithilfe eines webbasierten Fragebogens durchgeführt, der vier Monate lang im Jahr 2018 zugänglich war. Die vollständige Umfrage umfasste 32 Fragen. Die Teilnehmer wurden als EHS eingestuft, wenn sie auf die Frage "Beeinträchtigen elektrische/elektronische/telekommunikative Geräte Ihr Wohlbefinden?" bejahten und mindestens ein Gerät angaben, das ihrer Meinung nach einen solchen Einfluss hat.

Genetische Analyse des Cryptochroms bei der Magnetosensitivität von Insekten

Kyriacou CP, Rosato E (2022): Genetic analysis of cryptochrome in insect magnetosensitivity. Frontiers in Physiology, 1522; DOI: 10.3389/fphys.2022.928416

  • Das Erdmagnetfeld spielt eine wichtige Rolle bei den spektakulären Wanderungen und Navigationsfähigkeiten vieler höherer Tiere, insbesondere der Vögel.  Ritz schlug 2004 vor, dass eine Klasse von Proteinen, die ursprünglich in Pflanzen und Tieren identifiziert wurden, die Cryptochrome (CRYs), das Potenzial haben, magnetische Reaktionen über einen Radikalpaar-Mechanismus (RPM) zu vermitteln. Es wurde experimentell nachgewiesen, dass Drosophila-Fliegen auf Magnetfelder reagieren. "sehen".

Auswirkungen eines von einem Mobilfunkmast erzeugten elektromagnetischen Strahlungsgradienten auf die Verteilung von Landvögeln und Insekten in einem Savannenschutzgebiet

Nyirenda, V. R., Namukonde, N., Lungu, E. B., Mulwanda, S., Kalezu, K., Simwanda, M. et al (2022): Effects of phone mast-generated electromagnetic radiation gradient on the distribution of terrestrial birds and insects in a savanna protected area. Biologia, 1-13;
DOI: 10.1007/s11756-022-01113-8

  • In dieser Studie wurden die Auswirkungen der von Mobilfunkmasten erzeugten EMS auf das Vorkommen (Abundanz) und den Artenreichtum von Landvögeln und Insekten im Kafue-Nationalpark, Sambia, untersucht. Die Beobachtungen im Felde liefen über drei Jahre (2016–2018). Die Vielfalt der Tierwelt nahm mit zunehmender EMS-Stärke signifikant ab.

Radar- bzw. Funkbelastung und Krebs im militärischen Umfeld

Peleg M, Berry EM, Deitch M, Nativ O, Richter E (2022): On radar and radio exposure and cancer in the military setting. Environ Res. 2023;216(P2):114610; DOI:10.1016/j.envres.2022.114610

  • Im militärischen Bereich wird hochfrequente Strahlung für Kommunikation, Radar und elektronische Kriegsführung eingesetzt. Die Studie ist eine Aktualisierung der Studie von 2018 (Peleg et al. 2018), welche sich ebenfalls mit den Auswirkungen von Hochfrequenzbelastung auf Krebs im militärischen Umfeld befasste. In beiden Arbeiten wurden Daten von Krebspatienten, welche an oder mit Radareinrichtungen arbeiteten, mit Daten des israelischen Krebsregisters verglichen. Die Daten wurden anhand prozentualer Häufigkeiten verschiedener Krebsarten, d.h. Anteilen der jeweiligen Krebsarten, analysiert.

Auswirkungen von 5G-Hochfrequenz auf das räumliche Gedächtnis und Emotionen bei Mäusen

Qin TZ, Wang X, Du JZ et al. (2022): Effects of radiofrequency field from 5G communications on the spatial memory and emotionality in mice. Int J Environ Health Res. 2022;00(00):1-12; DOI: 10.1080/09603123.2022.2149708

  • Das Ziel der vorliegenden Studie war es, die Auswirkungen von 4,9 GHz-Hochfrequenz auf Verhalten und Gedächtnisleistung von Mäusen zu untersuchen. Außerdem wurde das Gehirn der Versuchstiere untersucht. So soll eine experimentelle Grundlage zu Bewertung und Prävention von Gesundheitsrisiken, ausgehend von 5G-Kommunikationstechologie, geschaffen werden.

Wirkung von elektromagnetischer Strahlung auf den Redox-Status, die Acetylcholinesteraseaktivität und zelluläre Schädigung, die zur Verminderung des Arbeitsgedächtnisses im Gehirn von Ratten beiträgt

Sharma S, Shukla S (2020): Effect of Electromagnetic Radiation on Redox Status, Acetylcholine Esterase Activity and Cellular Damage Contributing to the Diminution of the Brain Working Memory in Rats. J Chem Neuroanat. 2020;106(106):101784; DOI:10.1016/j.jchemneu.2020.101784

  • Die vorliegende Studie überprüft in vivo an einem Rattenmodell, ob ein Zusammenhang zwischen oxidativem Stress in Verbindung mit dem Redox-Glutathion-Stoffwechsel, Zellschädigung im Hippocampus und Veränderungen des Arbeitsgedächtnisses existiert. Die Autoren beobachten oxidativen Stress, vermittelt durch erhöhte Lipidperoxidation und erschöpften Redox-Stoffwechsel, verminderte Acetylcholinesterase-Aktivität und zelluläre Degeneration im Hippocampus. Diese Hochfrequenzwirkung auf Zell- bzw. molekularer Ebene führen letztendlich zu einer verschlechterten Gedächtnisleistung der Versuchstiere.

Väterliche Hochfrequenzbefeldung verursacht geschlechtsspezifische Veränderungen in der Gewichtsentwicklung und dem Glukosestoffwechsel bei Nachwuchs von Mäusen

Yan S, Ju Y, Dong J, Lei H, Wang J, Xu Q, Ma Y, Wang J, Wang X (2022): Paternal Radiofrequency Electromagnetic Radiation Exposure Causes Sex-Specific Differences in Body Weight Trajectory and Glucose Metabolism in Offspring Mice. Frontiers in Public Health, 10(May), 1-11; DOI: 10.3389/fpubh.2022.872198

  • Das Ziel der vorliegenden Studie war es, die Hochfrequenzwirkung auf Schädigung von Hoden, Spermienparameter und die männliche Fortpflanzungsfähigkeit anhand eins Mausmodells in vivo zu untersuchen. Außerdem wurde der Glukosestoffwechsel analysiert. Die Ergebnisse dieser Studie weisen darauf hin, dass sich die Wirkung hochfrequenter elektromagnetischer Felder nicht auf bestrahlte Individuen beschränkt, sondern auch die Nachkommen betreffen kann.

Ein rational entworfener Baustein des mutmaßlichen Magnetorezeptors MagR

Yang P, Cai T, Zhang L, Yu D, Guo Z, Zhang Y. et al (2022): A rationally designed building block of the putative magnetoreceptor MagR. Bioelectromagnetics, 43(5), 317-326; DOI: 10.1002/bem.22413

  • Der Magnetsinn der Tiere trägt zu ihrer bemerkenswerten Fähigkeit bei, auf gleichbleibenden Routen zu wandern und mit Präzision zurückzukehren. Seit den ersten experimentellen Nachweisen des Magnetsinns bei Zugvögeln in den 1960er und 70er Jahren hat sich das Feld erheblich weiterentwickelt. Zwei Hypothesen, die eine auf Magnetit, die andere auf biochemischen Reaktionen mit Radikalpaaren beruhend, wurden seit Jahrzehnten vorgeschlagen und werden auch heute noch lebhaft diskutiert.
Artikel veröffentlicht:
09.12.2022
Artikel aktualisiert:
12.12.2022
Autor:
Redaktion ElektrosmogReport / diagnose:funk
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