Verdreifachung des Energieverbrauchs
Der TAB-Bericht weist nach: Der Energie- und Ressourcenbedarf digitaler Infrastrukturen hat inzwischen ein enormes Ausmaß erreicht und steigt zukünftig exponentiell an, obwohl große Potentiale zur Energie- und Ressourceneinsparung auch in der Modernisierung der Mobilfunknetze liegen würden. Eine Kernaussage:
- „Die Annahmen für das Worst-Case-Szenario scheinen weiterhin plausibel, sodass ein Anstieg des Energiebedarfs auf maximal 58,5 TWh/a (von 22 TWh/a in 2022, d. Verf.) für 2030 denkbar erscheint“ (S.27). [1]
Das ist ein Anstieg um fast 300%. Um die Dimension diese Anstieges einschätzen zu können: Der Nettostromverbrauch in Deutschland betrug im Jahr 2021 rund 508 Terawattstunden, der Verbrauch von Hamburg im Jahr 2019 bei 11,775 TWh. Das bestätigt unsere These: Als Geschäftsmodell der Industrie ist die Digitalisierung ein Klimakiller. Das wird in der öffentlichen Diskussion nicht problematisiert, im Gegenteil, die Digitalisierung wird ohne regulatives Eingreifen des Staates gefördert, die Smart City-Projekte, Pläne für das autonome Fahren oder die Digitalisierung der Schulen sind Beispiele. Der TAB schreibt:
- „Das Anwendungsfeld der privaten Internet- und digitalen Mediennutzung gilt als wichtiger Treiber für das Ansteigen des IKT-bedingten Energiebedarfs. Dieser setzt sich aus dem Energieverbrauch der Endgeräte, die in privaten Haushalten in Deutschland in enormer Zahl im Einsatz sind (u. a. Fernsehgeräte, Spielekonsolen, Geräte für den digitalen Audioempfang), sowie den durch die Nutzung induzierten Energieverbrauch in Rechenzentren und Übertragungsnetzen zusammen. Aber nicht nur die Nutzung, sondern auch die sehr energieintensive Herstellung der elektronischen Geräte trägt in erheblichem Umfang zum Energieverbrauch bei.“ (S.16)
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d:f Artikelserie: Digitalisierung, Mobilfunk, 5G und ihre Auswirkungen auf das Klima
Die ungebremste Digitalisierung ist durch ihren massiven Energie- und Ressourcenverbrauch zu einem Brandbeschleuniger der Klimakrise geworden. In der Serie listen wir zahlreiche Untersuchungen, die diesen Zusammenhang unter verschiedenen Aspekten darstellen.
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Ohne regulierendes Eingreifen des Staates ist die Digitalisierung ein Klimakiller
Der TAB widerlegt das Argument, durch neue Technologien wie 5G oder leistungsfähigere Smartphones werde ein Beitrag zum Energiesparen geleistet. Der Rebound-Effekt zehrt diese Einsparungen nicht nur auf, sondern beschleunigt den Verbrauch:
- „Dabei sinkt der Energieverbrauch der Endgeräte tendenziell, während bei dem durch die private Internet- und digitale Mediennutzung verursachten Energiebedarf in den IKT-Infrastrukturen eine entgegengesetzte Entwicklung zu beobachten ist. So stieg der Energiebedarf in den Übertragungsnetzen und in Rechenzentren zwischen 2010 und 2018 von 8,5 auf 10,7 TWh/a. Dabei beschleunigte sich der Anstieg seit 2015 deutlich: Lag dieser zwischen 2010 und 2015 noch bei 1,2 % p. a., wurden zwischen 2015 und 2018 jährlich 6 % mehr Energie in den IKT Infrastrukturen verbraucht.
- Als wichtige Ursachen hierfür gelten die zunehmende Vernetzung der Endgeräte und generell die stärkere private Nutzung von Internetdiensten (insbesondere Audio- und Videostreaming), wodurch immer mehr Rechenzentrumskapazitäten benötigt werden und der private Datenverkehr in den Übertragungsnetzen stark ansteigt. Die Folge davon ist, dass die IKT-Infrastrukturen einen immer größeren Anteil am Energieverbrauch der privaten Internet- und digitalen Mediennutzung beisteuern: Lag dieser 2010 noch bei 27 %, belief er sich 2018 bereits auf 41,4 %. Setzt sich dieser Trend fort, so ist künftig wieder von einer Erhöhung des Gesamtenergieverbrauchs durch die private Internet- und digitale Mediennutzung auszugehen.“