Wir trauern um Prof. Dr. Karl Hecht

Ein kämpferischer Humanist, Arzt und Wissenschaftler ist von uns gegangen.
Karl Hecht, Foto: privat

Prof. Karl Hecht ist im Alter von 98 Jahren gestorben. Wir trauern mit seiner Familie, besonders mit seiner Frau Elena. Über 70 Jahre wirkte Karl Hecht als Arzt und Wissenschaftler, für den die Gesundheit der Menschen im Mittelpunkt stand. Sein großes Wissen über die Gesetzmäßigkeiten der Natur, den Menschen als ihrem Teil, tiefe Einblicke und Erfahrungen in  mehrere Gebiete der Medizin, eigene Forschung und die heilende Arbeit mit Menschen ließen ihn ganzheitliche Methoden für eine gesunde Lebensweise und zur Behandlung von Krankheiten entwickeln. 

 

An der Charité in Berlin leitete Karl Hecht das Institut für Chronobiologie und Stressforschung, er war Mitarbeiter im Kosmonauten- und Marsprogramm der ehemaligen Sowjetunion und behandelte als Arzt unzählige Patienten.

In der Weltraummedizin forschte er über die Überlebensbedingungen der Kosmonauten und wurde so zum Fachmann für die Auswirkungen von Strahlung. Er entwickelte ein tiefes Verständnis für die Bedeutung der elektromagnetischen Felder für alles Leben. „Wir schwimmen in einem elektromagnetischen Ozean“ - diese Erkenntnis vertiefte er in vielen Untersuchungen. Als intimer Kenner der sowjetischen Forschung - er war ausländisches Mitglied der russischen Akademie der Wissenschaften - wusste er aber auch um die Gefahren der ionisierenden und nicht-ionisierenden Strahlung. In den 1960er- bis 1980er-Jahren war er auf vielen internationalen Konferenzen Zeitzeuge des Disputs zwischen Ost und West zu den Wirkungen der nicht-ionisierenden Strahlung.

Vor der flächendeckenden Einführung des Mobilfunks im Jahr 1996 beauftragte ihn das damalige Bundesministerium für Telekommunikation, die Ergebnisse der sowjetischen Forschung aufzuarbeiten. Sein Abschlussbericht warnte: Diese Strahlung schädigt die Gesundheit. Der Bericht verschwand im Archiv. Von da an wurde Karl Hecht zu einem der schärfsten Kritiker des Ausbaus der Mobilfunktechnologie. Seine Analysen und Artikel ermöglichten den Bürgerinitiativen und diagnose:funk, die Kritik auf wissenschaftlicher Grundlage zu führen. Elektrohypersensiblen stand er mit seinem Rat zur Seite, und als Gutachter unterstützte er die strahlungsgeschädigten Radarsoldaten vor Gerichten. Auch diagnose:funk begleitete er mit seinem Rat.

In der DDR war Karl Hecht ein hoch angesehener Wissenschaftler, der frei forschen konnte. Dieses Privileg habe er gehabt, so sagte er uns bei einem Besuch, weil er für den „großen Bruder“ in der Weltraummedizin arbeitete. Durch dieses Privileg sah er sich verpflichtet, sein Wissen den Menschen zur Verfügung zu stellen, und so führte er am Wochenende kostenlos Sprechstunden für Patienten durch. Wenn man ihn in den letzten Jahren in Berlin-Köpenick am Müggelsee in seiner bescheidenen Plattenbauwohnung besuchte, erkundigte er sich zuerst nach der Lebensweise, dem Gesundheitszustand, führte Blutdruckmessungen durch, mahnte, man solle doch täglich mindestens zwei Stunden spazieren gehen, bevor es zur Diskussion um Strahlung und Politik ging. Es war beeindruckend.

Karl Hechts Vermächtnis ist groß. Nicht nur, dass viele seiner Artikel bis heute die Mobilfunkdebatte prägen. Seine ganzheitlichen Methoden zu einer natürlichen Lebensweise und Behandlung von Krankheiten hat er in den letzten Jahren in mehreren Büchern niedergeschrieben. Mögen sie vielen Menschen und vor allem Ärzten zum Leitfaden für eine vorsorgende und heilende Medizin werden.

Bücher von Karl Hecht, Spurbuchverlag

Das letzte Interview mit Prof. Karl Hecht vom März 2021

Die Autoren und Filmemacher Ingo Leipner und Joachim Stall (SWR) zeichneten dieses Interview als Archivmaterial im Auftrag von diagnose:funk am 24.03.2021 auf.

Die Fragen an Prof. Hecht mit Kapitelmarken innerhalb des Videos:
00:00 Wollten Sie Astronaut werden?
02:56 Das Experiment von Andechs
13:49 Mobilfunk-Risiken
15:44 Schlafstörungen durch Funk
17:45 Medizinische Ausbildung / Studie für damaliges Bundesamt für Telekommunikation
20:26 Ergebnis der Recherchen
22:25 Arbeitsschutz in der Sowjetunion
23:57 Biologische Störungen und ihr zeitlicher Verlauf
29:12 Patient mit Elektrohypersensibilität
30:09 Welche Strahlung ist schädlich?
31:46 Könnte es auch andere Faktoren geben?
33:45 Grenzwert in West und Ost / thermische und nicht-thermische Effekte
37:10 Wirkmechanismen
39:45 Radarsoldaten
43:09 WLAN und das Stressgedächtnis
49:00 Blick in die Zukunft

Publikation zum Thema

Format: A4Seitenanzahl: 36 Veröffentlicht am: 07.05.2018 Bestellnr.: 235Sprache: DeutschHerausgeber: diagnose:funk

Die Wirkung der 10-Hz-Pulsation der elektromagnetischen Strahlungen von WLAN auf den Menschen

Eine Dokumentation von Prof. Dr. Karl Hecht
Autor:
diagnose:funk / Prof. Karl Hecht
Inhalt:
Welche biologische Wirkung hat die kontinuierliche 10 Hz-Pulsung der 2,45 GHz-WLAN-Technologie? Diese Frage wird im Review von Isabel Wilke „Biologische und pathologische Wirkungen der Strahlung von 2,45 GHz auf Zellen, Fruchtbarkeit, Gehirn und Verhalten" aufgeworfen, aber nicht abschließend behandelt. Karl Hecht geht darauf - auch basierend auf den Forschungen von L. v. Klitzing - detailliert ein.
Heft 6, März 2012Format: A4Seitenanzahl: 64 Veröffentlicht am: 01.03.2012 Bestellnr.: 706Sprache: Deutsch

Zu den Folgen der Langzeiteinwirkungen von Elektrosmog

Wirkungen des Mobil- und Kommunikationsfunks
Autor:
Prof. Karl Hecht
Inhalt:
Prof.Karl Hecht erstellte in den 1990er Jahren im Auftrag des Bundesamtes für Telekommunikation eine Aufarbeitung des Forschungsstandes sowjetischer Arbeiten. Die Ergebnisse waren brisant und verschwanden im Archiv. In dieser Broschüre sind sie veröffentlicht. Auf der Grundlage eines breiten medizinischen und statistischen Datenmaterials, das er der Auswertung von 878 russischsprachigen Studien verdankt, kann Karl Hecht an einem Zeitraum von bis zu zwei Jahrzehnten deutliche gesundheitsschädigende Langzeitwirkungen elektromagnetischer Felder zeigen. Am Beispiel seiner Forschungsrecherche macht er aber auch anschaulich, wie solche Ergebnisse tabuisiert werden, wenn sie ökonomischen und politischen Interessen widersprechen.
Artikel veröffentlicht:
30.09.2022
Autor:
diagnose:funk

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