UK Million Women-Studie (I): Meldung mit Millionenwert - Handy macht keine Tumoren!

Der Leiter der UK Million Women Studie hat schon einmal versagt.
Im ersten Halbjahr 2022 ging eine regelrechte Beruhigungswelle durch die deutschen Medien: Mobilfunkstrahlung sei unbedenklich für die Gesundheit. Das beweise die bisher weltweit größte Studie zu Hirntumoren und Kinder, die MOBI-Kids-Studie (auf diese Fehlinterpretation gehen wir demnächst ein), auch der Beweis für Erwachsene liege vor mit der UK Million Women Studie. Und die STOA-Studie, herausgegeben vom Technikfolgenausschuss des EU-Parlaments, die Schädigungen nachweist, sei unwissenschaftlich.
Sind sie einem Krebsrisiko ausgesetzt? Darüber geht die wissenschaftliche Debatte.Foto:freepik.com /7089990

Von März bis Juni übernahmen flächendeckend deutsche Leit-und Lokalmedien die dpa-Meldung, die UK Million Women Studie des Teams um Joachim Schüz habe bewiesen: Handy macht keine Tumoren.[1] Bereits 2006 und 2011 publizierte Schüz die Dänische Kohortenstudie mit gleichem Ergebnis. Die Studie wurde in der Fachwelt bis hin zur WHO als nicht aussagekräftig kritisiert (s.u.).

Das Ergebnis der UK Million Women Studie klingt beruhigend, doch dass Handys keine Tumore auslösen, beweist diese Studie nicht, aus zwei Gründen:

1. In der Studie wurde die Gruppe, die für ein erhöhtes Hirntumorrisiko überhaupt in Frage kommt, nämlich Langzeit - und Vielnutzerinnen (1.640 Stunden kumuliert), unzureichend analysiert. In der Kritik von Prof. Joel Moskowitz, Universität Berkeley (USA) heißt es dazu:

  • „Die Studie ist nicht ausreichend aussagekräftig, da die Analysestichprobe nur wenige Teilnehmerinnen mit intensivem Handygebrauch, der Gruppe mit dem größten Hirntumorrisiko, enthielt (2). Nur 18 % der Handynutzerinnen telefonierten ≥ 30 Minuten pro Woche (etwa 4 Minuten pro Tag oder 26 Stunden pro Jahr). Nicht "mehr als 3 %" der Mobiltelefonnutzerinnen hatten eine kumulative Gesprächszeit ≥ 1.640 Stunden, das oberste Dezil der Handynutzung in der 13-Nationen Interphone Study (3), und die einzige Untergruppe, für die ein signifikant höheres Hirntumor Risiko besteht.“ [2]

Die Entwarnungsbotschaften in den Medien beruhen auf den Daten von Wenig-Nutzerinnen, aus denen keine Schlüsse für ein Tumorrisiko gezogen werden können.

2. Die UK Million Women Studie ist eine epidemiologische Studie, die mit Fragebogen arbeitete. Sie kann keine kausale Aussagen im Sinne eines Beweises treffen, sondern ist eine Korrelation mit einer Teilwahrheit und muss nach den Bradford-Hill-Kriterien im Zusammenhang mit Ergebnissen aus in-vivo und in-vitro Studien abgeglichen werden, um einen solchen Beweis führen zu können. Studien, die diese wissenschaftliche Methode anwenden, kommen zu dem Ergebnis: für Viel- und Langzeitnutzer besteht ein erhöhtes Tumorrisiko.[3]

Fazit:

Niemand behauptet, jeder Handynutzer bekomme einen Hirntumor. Diesem Risiko sind nach dem Stand der Wissenschaft Lang- und Vielzeitnutzer ausgesetzt, deren Anzahl allerdings seit dem Beginn des Smartphone-Zeitalters zugenommen hat. Diese Untergruppe, die aussagekräftige Hinweise hätte liefern können, wird in der UK Million Studie nicht separat analysiert und bewertet. Diese brisanten Daten, die die UK Million Women Studie quasi im Kleingedruckten liefert,  werten wir in einem >>> zweiten Artikel aus!

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dpa-Meldung (Zeitungsausschnitt, klicken für Gesamtartikel)Bild: dpa / diagnose:funk

Leitmedien verbreiten die frohe Kunde - kritische Leserbriefe werden ignoriert

In einem Leserbrief an die Süddeutsche Zeitung zur entwarnenden dpa-Meldung bringt es ein diagnose:funk Mitglied auf den Punkt:

„Was ist von einer Studie zu halten, die aussagt, dass die Handynutzung „unter normalen Bedingungen das Risiko für einen Hirntumor nicht erhöht“; diese Aussage aber auf einer unrealistischen Nutzungsdauer der Teilnehmer beruht und Kinder und Jugendliche darin nicht erfasst wurden? So nutzten 82 Prozent der Teilnehmer an dieser Studie ihr Handy weniger als 30 Minuten pro Woche (!). Ist das normal? Es ist allgemein bekannt, dass eine derartige Nutzungsdauer heute wirklichkeitsfremd ist, was sowohl Zweifel an diesem Studienergebnis als auch am Titel des SZ-Artikels aufkommen lässt. Tatsächlich sprechen Studien von einer Handynutzung von über 40 Stunden pro Woche.

Zumal die wissenschaftliche Datenlage inzwischen eindeutig ist: Mobilfunkstrahlung ist gesundheitsschädlich. Das steht unter anderem in einem Briefing des wissenschaftlichen Dienstes des EU-Parlaments, das steht auch in einer Studie des beratenden wissenschaftlichen Gremiums der Schweizer Regierung (BERENIS), und das steht im neuesten Review, den der Ausschuss für Technikfolgenabschätzung des Europaparlaments (STOA) herausgegeben hat.“ (März 2022)

Die Süddeutsche Zeitung sah keinen Anlass, diesen Leserbrief abzudrucken.

Die UK Million Women Studie: Risikoentsorgung mit Folgen

Sagen wir es deutlich: Die UK Million Women Studie könnte man als Junk-Science bezeichnen mit dem Ziel, eine „Paralyse durch Analyse“ herzustellen, um Verwirrung zu stiften. Diese Taktik stammt von der Tabakindustrie, die in eigenen Laboren Entwarnungsstudien produzieren ließ nach der Methode: Wir haben regelmäßige Raucher untersucht und konnten beweisen, dass sie keinen Lungenkrebs bekommen. Die Untersuchungspersonen rauchten täglich eine Zigarette, Kettenraucher wurden nicht untersucht (typisiertes Beispiel). In der ARTE-Sendung vom 05.07.2022 über Neonicotinoide, das sind Pestizide, die zum Insektensterben führen, schilderte ein französischer Wissenschaftler eine weitere Methode. Die Industrie präsentiert Studien, die infizierte Tiere 24-Stunden lang beobachten, mit einem Nullergebnis. Bekannt ist aber, dass mindestens 3 Tage untersucht werden muss, um bei diesen Stoffen ein Ergebnis festzustellen.[4]

Die UK Million Women Studie reiht sich ein in Risikoentsorgungsstudien, die absatzfördernd sind. Angesichtes der vielen konsistenten Hinweise auf das Krebsrisiko, aktuell dokumentiert durch die vom Technikfolgenausschuss des EU-Parlaments herausgegebene STOA-Studie, tragen die UK Million Women Studie und die Pressemeldungen zur sorglosen Handynutzung und damit zur Gesundheitsschädigung bei.

Lesen Sie zur aktuellen Studienlage den neuen >> Impulsvortrag zum Stand der Forschung von diagnose:funk.

Dass Joachim Schüz, der leitende Autor der UK Million Women Studie, der auch dem ICNIRP-Kartell zuzuordnen ist, nun auch Mitarbeiter der IARC (Internationale Agentur für Krebsforschung der Weltgesundheitsorganisation in Lyon/Frankreich) wurde, ist mehr als bedenklich.[5] Und ebenso bedenklich ist, dass das kritische Potential deutscher Journalisten wohl deshalb versagt, weil solche Meldungen ihr Wunschdenken bestätigen, dass doch der eigene Handygebrauch problemlos ist. Und viele Handy-Junkies saugen solche frohe Botschaften in sich hinein. Die UK Million Women Studie hat tatsächlich viel mit Millionen zu tun, sie trägt dazu bei, dass die Kassen der IT-Konzerne klingeln. Insofern hat ihr Titel einen Realitätsbezug.

UK Million Women Studie in der Tradition der Dänischen Kohortenstudie

Joachim Schüz hatte sich schon mit der Dänischen Kohortenstudie von 2006 (Update 2011) wissenschaftlich disqualifiziert.[6] Auch diese Studie ging weltweit durch die Presse mit der Botschaft: Kein erhöhtes Tumorrisiko. Das Leitportal Microwave News schrieb dazu 2011:

  • „Die jüngste Aktualisierung der dänischen Handy-Krebs-Studie wird als die größte und beste aller Zeiten angepriesen. Sie zeigt "keinen Zusammenhang zwischen der Nutzung von Mobiltelefonen und [Gehirn-]Tumoren", heißt es in der Presseerklärung.
  • Glauben Sie kein Wort davon.
  • Am 20. Oktober veröffentlichte das British Medical Journal den dritten Teil der Kohortenstudie der dänischen Krebsgesellschaft, die seit den 1980er Jahren rund 400.000 Mobiltelefonteilnehmer beobachtet ... Von Anfang an wurde das dänische Projekt dafür kritisiert, dass mehr als 200.000 Firmenkunden, ein Drittel der tatsächlichen Zahl der dänischen Handynutzer, der vorgesehenen Studienpopulation, ausgeschlossen wurden. Die Forscher hatten kaum eine andere Wahl: Sie kannten die Namen der Personen nicht, die von ihren Arbeitgebern bezahlte Handys benutzen, und hatten daher keine Möglichkeit, die Personen in den Mobiltelefonteilnehmerlisten mit denen in den Tumorregistern abzugleichen. Alle sind sich einig, dass diejenigen, die ausgeschlossen wurden, die stärksten Nutzer waren. Im Zeitraum des dänischen Projekts - von 1987 bis 1995 - waren Mobiltelefone teuer, und es ist nicht abwegig, anzunehmen, dass diejenigen, die ihre Rechnungen nicht selbst bezahlen mussten, die meiste Gesprächszeit aufbrachten.“[7]

Auch die WHO bezeichnet Schüz´ Kohortenstudie als eine „ohne Aussagekraft“

Wegen dieser Verschleierung der Nutzungszeiten und - gewohnheiten wurde diese Studie selbst in der konservativ verfassten WHO Monographie 102 im Kapitel Cohort study and early case–control studies als nicht aussagekräftig kritisiert: [8]

  • „Eine große Kohortenstudie an der gesamten Bevölkerung Dänemarks umfasste Mobiltelefon-Abonnenten mit einem Median von 8 Jahren Vertragsdauer. Die Studie zeigte kein erhöhtes Risiko für Gliome, basierend auf 257 exponierten Fällen. Wegen der Abhängigkeit/Beschränktheit auf das Abonnement bei einem Mobilfunkanbieter  als Ersatz für die Nutzung von Mobiltelefonen, hat diese Studie eine erhebliche Fehlklassifizierung bei der Bewertung. Mehrere Fall-Kontroll-Studien wurden in einem Zeitfenster durchgeführt, das relativ früh imZeitraum der zunehmenden Nutzung durchgeführt ist. Drei dieser Studien stützten sich auf Selbstauskünfte über den Verlauf der Mobiltelefon-Nutzung, und eine finnische Studie stellte eine Verbindung zu Mobiltelefon Aufzeichnungen über Handy-Abonnements. Die Effekt-Schätzungen aus diesen Studien waren im Allgemeinen zu ungenau, um aussagekräftig zu sein.“(S. 408)

Es war klar, die Dänische Kohortenstudie scheint eine Gefälligkeitsstudie zu sein. Auf Microwave News werden diese Zusammenhänge dargestellt und die Kritik verschiedener Wissenschaftler zitiert, u.a. aus der Medizinischen Universität Wien:

  • „Michael Kundi von der Medizinischen Universität Wien geht noch viel weiter. Die dänische Studie ist "die am stärksten verzerrte Studie unter allen bisher veröffentlichten Studien", sagte er uns. Kundi erklärte, er habe Berechnungen angestellt, um die dänische Studie aus dem Jahr 2006 um die "Kontamination" zu korrigieren, die dadurch entstanden sei, dass so viele Langzeitkonsumenten unter den Kontrollpersonen waren, und er habe einen "hochsignifikanten Anstieg des Gliomrisikos" festgestellt. Er sagte voraus, dass bei einer ähnlichen Korrektur der neuesten Daten das Risiko "noch ausgeprägter sein würde".“[9]

Quellen

[1] Schüz J, Pirie K, Reeves GK, Floud S, Beral V, for the Million Women Study Collaborators. Cellular telephone use and the risk of brain tumors: update of the UK Million Women Study. J Natl Cancer Inst. 2022; djac042, https://doi.org/10.1093/jnci/djac042.

[2] Joel M. Moskowitz (2022): Cellular Telephone Use and the Risk of Brain Tumors: Update of the UK Million Women Study, Oxford University Press, JNCI J Natl Cancer Inst (2022) 00(0): djac109,Link zum Volltext: https://www.emf-portal.org/de/article/47697

[3] Carlberg M, Hardell L (2017): Evaluation of Mobile Phone and Cordless Phone Use and Glioma Risk Using the Bradford Hill Viewpoints from 1965 on Association or Causation, BioMed Research International Volume 2017, Article ID 9218486, https://doi.org/10.1155/2017/9218486 https://www.emf-portal.org/de/article/31674, erschienen auf Deutsch als diagnose:funk Brennpunkt

[4] Insektenkiller. Wie Chemieriesen unser Ökosystem zerstören, https://www.arte.tv/de/videos/098073-000-A/insektenkiller/,  5.07.2022

[5] https://www.iarc.who.int/staff_member/joachim-schuz/, https://www.europeancancer.org/212-joachim-schuz.html

[6] Frei P elt al. (2011): Use of mobile phones and risk of brain tumours: update of Danish cohort study BMJ 2011; 343: d6387doi: https://doi.org/10.1136/bmj.d6387

[7] Slesin, L (2011): The Danish Cohort Study: The Politics and Economics of Bias, https://microwavenews.com/DanishCohort.html

[8] WHO Monograph 102: Non-ionizing Radiation, Part 2: Radiofrequency Electromagnetic Fields, IARC Monographs on the Evaluation of Carcinogenic Risks to Humans Volume 102, 2011, S. 408

[9] https://microwavenews.com/DanishCohort.html (2011):The Danish Cohort Study:
The Politics and Economics of Bias

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Stellungnahme von Joel M. Moskowitz PhD, Univ. Berkeley zur UK Million Women Studie

Joel M. Moskowitz PhDFoto: Lance Iversen / The Chronicle

Mobiltelefonnutzung und das Risiko von Gehirntumoren: Update der UK Million Women Studie (RE: Cellular Telephone Use and the Risk of Brain Tumors: Update of the UK Million Women Study)

Joel M. Moskowitz, PhD, School of Public Health, University of California, Berkeley, CA, USA

>>> Originaltext zum Download


 

 

 

Wie die dänische Kohortenstudie (1) litt auch die jüngste Arbeit von Schüz et al. (2), die den Zusammenhang zwischen Nutzung von Mobiltelefonen und Hirntumorrisiko in der Million Women Study unter einer schlechten Expositionsbewertung, die wahrscheinlich zu einer Fehlklassifizierung der Exposition beitrug. 

Darüber hinaus war der Teilnehmerschwund in dieser Studie hoch (68 %), auch ist die Studie nicht ausreichend aussagekräftig, da die Analysestichprobe nur wenige Teilnehmerinnen mit intensivem Handygebrauch, der Gruppe mit dem größten Hirntumorrisiko, enthielt (2). Nur 18 % der Handynutzerinnen telefonierten ≥ 30 Minuten pro Woche (etwa 4 Minuten pro Tag oder 26 Stunden pro Jahr). Nicht "mehr als 3 %" der Mobiltelefonnutzerinnen hatten eine kumulative Gesprächszeit ≥ 1.640 Stunden, das oberste Dezil der Handynutzung in der 13-Nationen Interphone Study (3), und die einzige Untergruppe, für die ein signifikant höheres Hirntumor Risiko besteht.

Zu den weiteren methodischen Einschränkungen der Studie gehört das Versäumnis, die Nutzung von Schnurlostelefonen zu kontrollieren, ein potenzieller Schädigungsfaktor, sowie die fehlende Kontrolle für die Nutzung von Freisprechanlagen, die das Hirntumorrisiko aufgrund der Exposition gegenüber Mikrowellenstrahlung verringert, indem die Handys während des Telefonats nicht am Kopf gehalten werden (4).

Obwohl die Studie von Schüz et al. (2) den guten Rat gibt, "unnötige Exposition zu reduzieren", erweist die Zusammenfassung dieses Papiers der öffentlichen Gesundheit einen Bärendienst, denn sie endet mit einer irreführenden Behauptung: "Unsere Ergebnisse unterstützen die sich häufenden Beweise, dass die Nutzung von Mobiltelefonen unter normalen Bedingungen die Häufigkeit von Hirntumoren nicht erhöht."

Wie können die Autoren dieses Papiers argumentieren, dass ihre Ergebnisse für "übliche Bedingungen" gelten, wenn der Umfang der Handynutzung in ihrer Analysestichprobe viel geringer war als für das Vereinigtes Königreich (UK) "üblich"? Nach Schätzungen der Mobilfunkindustrie nutzte im Jahr 2011 der durchschnittliche Mobilfunkkunde im Vereinigten Königreich 126 Minuten Gesprächszeit pro Monat für ausgehende Telefonate (29 Minuten pro Woche oder 4,1 Minuten pro Tag) (5). Dies ist eine konservative Schätzung der Gesamtgesprächszeit, da sie eingehende Anrufe nicht berücksichtigt. In den USA war die Gesprächszeit etwa dreimal so hoch wie im Vereinigten Königreich (5).

Diese Behauptung ist auch deshalb problematisch, weil eine kürzlich durchgeführte Meta-Analyse von 46 Fall-Kontroll Studien (6) eine signifikant erhöhte Inzidenz von Hirntumoren fand bei einer kumulativen Telefonierzeit von ≥ 1.000 Stunden (etwa 17 Minuten pro Tag über einen Zeitraum von 10 Jahren). Außerdem untersuchten Philips et al. (7) die Inzidenz von Hirntumoren in England von 1995 bis 2015 und fanden einen zweifachen Anstieg der standardisierten Inzidenz des häufigsten bösartigen Hirntumors, des Glioblastoms multiforme, zusammen mit einem Rückgang der Inzidenz von Hirntumoren niedrigeren Grades, was auf einen tumorfördernden Effekt der zunehmenden Nutzung von Mobiltelefonen in diesem Zeitraum hinweist.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die Studie von Schüz et al. (2) für die meisten Mobiltelefonbenutzer keine Gewähr für die Sicherheit vor Hirntumoren bietet, vor allem nicht für diejenigen, die in einem jüngeren Alter mit der Nutzung von Mobiltelefonen beginnen als die Frauen mittleren und höheren Alters, die an dieser Studie teilnahmen.

Referenzen

1. Söderqvist F, Carlberg M, Hardell L. Review of four publications on the Danish cohort study on mobile phone subscribers and risk of brain tumors. Rev Environ Health. 2012;27(1):51–58. doi:10.1515/reveh-2012-0004.

2. Schüz J, Pirie K, Reeves GK, Floud S, Beral V, for the Million Women Study Collaborators. Cellular telephone use and the risk of brain tumors: update of the UK Million Women Study. J Natl Cancer Inst. 2022; djac042, https://doi.org/10.1093/jnci/djac042.

3. INTERPHONE Study Group. Brain tumour risk in relation to mobile telephone use: results of the INTERPHONE international case–control study. Int J Epidemiol. 2010; 39(3):675-694. https://doi.org/10.1093/ije/dyq079.

4. Carlberg M, Hardell L. Evaluation of mobile phone and cordless phone use and glioma risk using the Bradford Hill viewpoints from 1965 on association or causation. Biomed Res Int. 2017;2017:9218486. doi: 10.1155/2017/9218486. Downloaded from https://academic.oup.com/jnci/advance-article/doi/10.1093/jnci/djac109/6608754 by guest on 22 June 2022, https://www.emf-portal.org/de/article/31674, erschienen auf Deutsch als diagnose:funk Brennpunkt

5. Richter F. Americans talk on their mobile phones more than anyone else. Statista. October 11, 2013. https://www.statista.com/chart/1272/mobile-phone-use-in-oecdcountries. Accessed April 6, 2022.

6. Choi Y-J, Moskowitz JM, Myung S-K, Lee Y-R, Hong Y-C. Cellular phone use and risk of tumors: systematic review and meta-analysis. Int J Environ Res Public Health. 2020; 17(21):8079. https://doi.org/10.3390/ijerph17218079; Anm d:f: siehe dazu auch: https://www.diagnose-funk.org/aktuelles/artikel-archiv/detail?newsid=1635

7. Philips A, Henshaw DL, Lamburn G, O’Carroll M-J. Brain tumours: Rise in glioblastoma multiforme incidence in England 1995-2015 suggests an adverse environmental or lifestyle factor. J Environ Public Health. 2018; 2018:7910754. doi:10.1155/2018/7910754.

Originaltext veröffentlicht in: J Natl Cancer Inst 2022:djac109  / Journal of the National Cancer Institut

Übersetzungen: diagnose:funk

Publikation zum Thema

Format: A4Seitenanzahl: 24 Veröffentlicht am: 15.05.2017 Bestellnr.: 234Sprache: DeutschHerausgeber: diagnose:funk

Handystrahlung und Gehirntumore

Stand der Forschung
Autor:
diagnose:funk / Übersetzung der Studie von Michael Carlberg und Lennart Hardell
Inhalt:
"Hochfrequente Strahlung sollte als ein Karzinogen eingestuft werden, das beim Menschen Gliome hervorrufen kann. (...) Die derzeit gültigen Richtlinien zur Exposition gegenüber hochfrequenter Strahlung müssen überarbeitet werden" (Carlberg / Hardell). Übersetzung des Reviews zum Stand der Forschung über Krebsrisiken der nicht-ionisierenden Strahlung des Mobilfunks, verfasst von den schwedischen Wissenschaftlern Michael Carlberg und Prof. Lennart Hardell: "Evaluation of Mobile Phone and Cordless Phone Use and Glioma Risk Using the Bradford Hill Viewpoints from 1965 on Association or Causation".
Format: A4, 8 SeitenVeröffentlicht am: 17.01.2020 Bestellnr.: 238Sprache: DeutschHerausgeber: diagnose:funk

Professor James C. Lin: Die NTP-Studie weist das Krebspotential der Mobilfunkstrahlung nach.

diagnose:funk Brennpunkt
Autor:
Prof. James C. Lin / diagnose:funk
Inhalt:
Prof. James C. Lin (University of Illinois) nimmt in dem Artikel "Die Bedeutung von Primärtumoren in der NTP-Studie zur Langzeitexposition von Ratten gegenüber Mobilfunkstrahlung" (2019) zu den Ergebnissen der NTP-Studie (USA) und der Ramazzini-Studie (Italien) Stellung. Beide Studien untersuchten, ob Mobilfunkstrahlung Krebs auslösen kann. Prof. James C. Lin war lange führendes Mitglied der ICNIRP und ist ein weltweit angesehener Experte. Er gehörte dem Peer-Review-Panel der NTP-Studie an. Die NTP- und die Ramazzini-Studie haben eine Krebs auslösende Wirkung der nicht-ionisierenden Strahlung des Mobilfunks nachgewiesen. Lin weist mit diesem Artikel ausdrücklich die Versuche zurück, die Bedeutung dieser Studienergebnisse herunterzuspielen.
Format: DIN A4Seitenanzahl: 10 Veröffentlicht am: 01.11.2018 Bestellnr.: Newsletter-Sonderausgabe November 2018Sprache: DeutschHerausgeber: Schweizerisches Tropen- und Public Health-Institut

Evaluierung der NTP-Studie und der Ramazzini-Studie

BERENIS-Newsletters, Sonderausgabe
Autor:
BERENIS
Inhalt:
Diese Sonderausgabe des BERENIS-Newsletters enthält eine detaillierte Evaluierung von zwei neuen Krebsstudien mit Mäusen und Ratten bei lebenslanger hochfrequenter Exposition: 1) „NTP-Studie“ aus den USA (NTP 2018a, 2018b, 2018c, 2018d, 2018e; Wyde et al. 2016, 2018a, 2018b) 2) „Ramazzini-Studie“ aus Italien (Falcioni et al. 2018)
Titelblatt BT-DrucksacheQuelle: bundestag.de
Bundestagsdrucksache 15/1403Format: A4Seitenanzahl: 100 Veröffentlicht am: 08.07.2003

Technikfolgenabschätzung: Monitoring - "Gesundheitliche und ökologische Aspekte bei mobiler Telekommunikation und Sendeanlagen

Bericht des Ausschusses für Bildung, Forschung und Technikfolgenabschätzung
Inhalt:
Der Bericht des TAB bietet einen gut strukturierten Überblick über den Stand der Diskussion bis zum Ende des Jahres 2002 und vermittelt Grundlagenwissen zu Terminologie, Effekten und Wirkungen der Mobilfunkstrahlung. U.a. wird auf die Problematik bei der wissenenschaftlichen Anerkennung von athermischen Effekten und dem "Phänomen der Elektrosensibilität" eingegangen. Schlussfolgerungen: Die umfangreichen Informationen und vorgenommenen Analysen aus Studien weisen darauf hin, dass hochfrequente Strahlung im Frequenzbereich der mobilen Telekommunikation eine Reihe von biologischen Effekten (mit möglichen gesundheitlichen Auswirkungen) verursachen könnte.
Januar 2022Format: A4Seitenanzahl: 12 Veröffentlicht am: 18.01.2022 Bestellnr.: 246Sprache: deutschHerausgeber: diagnose:funk

STOA-Studie: Gesundheitliche Auswirkungen von 5G


Autor:
diagnose:funk
Inhalt:
Dieser Brennpunkt fasst die Ergebnisse der 198-seitigen STOA-Studie zusammen. Das Science and Technology Options Assessment Komitee (STOA) des Europäischen Parlaments veröffentlichte im Juni 2021 die Studie "Gesundheitliche Auswirkungen von 5G. Aktueller Kenntnisstand über die mit 5G verbundenen karzinogenen und reproduktiven Entwicklungsrisiken, wie sie sich aus epidemiologischen Studien und experimentellen In-vivo-Studien ergeben". Die Studienlage zu Krebs und Fertilität wird in der Studie dargestellt und daraus Forderungen für den Strahlenschutz abgeleitet. Die Studie wurde im Auftrag der STOA erarbeitet, das kompetente Autorenteam setzt sich aus Wissenschaftlern des Ramazzini-Institutes (Italien) zusammen. Die deutsche Übersetzung stammt von diagnose:funk und ist auch als Buch zum Selbstkostenpreis erhältlich.
Format: A4Seitenanzahl: 16 Veröffentlicht am: 08.02.2017 Bestellnr.: 233Sprache: DeutschHerausgeber: diagnose:funk

Studie weist nach, wie Grenzwerte scheinwissenschaftlich legitimiert werden

Mobilfunk-Grenzwerte entzaubert
Autor:
Sarah J. Starkey / diagnose:funk
Inhalt:
Der neue diagnose:funk 'Brennpunkt' behandelt die Studie "Fehlerhafte offizielle Bewertung der Sicherheit von Funkstrahlung durch die Beratergruppe für nicht-ionisierende Strahlung" (2016) von S. J. Starkey und liegt in deutscher Übersetzung vor. Die Studie zeigt am Beispiel des AGNIR-Berichtes (Advisory Group On Non-ionising Radiation, Großbritannien), mit welchen Methoden eine Rechtfertigung der Grenzwerte zusammengezimmert und manipuliert wird. Ergänzung: Die Beratergruppe AGNIR wurde im Mai 2017 aufgelöst. In England gab es so gut wie keine Berichterstattung darüber. Am 17.10.2018 hat das Investigativ-Portal http://truepublica.org.uk diese heimliche Abwicklung aufgedeckt. Siehe unten stehende Links zum englischen Artikel und zur Online-Übersetzung.
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