Inhalt des ElektrosmogReport 2021-4 (>> Klick auf blaue Zeile führt zur Studienbesprechung)
>>> WLAN, Bakterien und Antibiotikaresistenz
Said‐Salman I, Yassine W, Rammal A, Hneino M, Yusef H, Moustafa M (2021): Effects of Wi‐Fi Radiofrequency Radiation on Carbapenem‐Resistant Klebsiella pneumoniae. Bioelectromagnetics 42 (7), 575–582
Die Strahlung bewirkt Änderungen der Zellmembranen und fördert das Eindringen von Substanzen durch die Membran-Kanäle, was eine Änderung der Empfindlichkeit gegenüber Antibiotika herbeiführt.
>>> EMF stören Redox-Gleichgewicht
Sieroń K, Knapik K, Onik G, Romuk E, Birkner E, Kwiatek S, Sieron A (2021): Electromagnetic Fields Modify Redox Balance in the Rat Gastrointestinal Tract. Front Public Heal. 2021;9(September):1-10. doi:10.3389/fpubh.2021.710484
Eine 4-wöchige Exposition gegenüber elektromagnetischen Feldern, mit ähnlichen Eigenschaften wie sie in der Umwelt vorkommen, konnte das Redox-Gleichgewicht im Verdauungstrakt beeinflussen. Laut den Autoren sollte eine chronische Belastung mit diesen elektromagnetischen Feldern als potentieller Risikofaktor für Pathologien des Verdauungstraktes gelistet werden.
>>> Review: HF-Wirkung auf Spermien
Yu G, Bai Z, Song C, Cheng Q, Wang G, Tang Z, Yang S (2021): Current progress on the effect of mobile phone radiation on sperm quality: An updated systematic review and meta-analysis of human and animal studies. Environ Pollut. 2021;282:116952. doi:10.1016/j.envpol.2021.116952
Die Ergebnisse der Meta-Analyse zum Stand der Forschung zur Einwirkung von HF auf Spermien zeigen, dass sowohl beim Menschen als auch in Tierversuchen verminderte Spermienqualität in Verbindung mit hochfrequenten elektromagnetischen Feldern gebracht werden kann.
>>> Review: HF-Wirkung auf männliche Hormone
Maluin SM, Osman K, Jaffar FHF, Ibrahim SF (2021): Effect of Radiation Emitted by Wireless Devices on Male Reproductive Hormones: A Systematic Review. Front Physiol. 2021;12(September):1-8. doi:10.3389/fphys.2021.732420
Trotz offener Fragen stimmen die meisten Tierstudien darin überein, dass die langfristige Belastung mit Hochfrequenz männliche Fortpflanzungshormone, insbesondere Testosteron, beeinflussen kann. Aus diesem Grund empfehlen die Autoren langfristigen und übermäßigen Gebrauch von drahtlosen Kommunikationsgeräten zu vermeiden, um nachteilige Auswirkungen zu verringern. Wirkung und Mechanismus von Hochfrequenzstrahlung auf die Hypothalamus-Hypophysen-Hoden-Achse sind noch fraglich, es bedarf weiterer Forschung.
>>> Review: Oxidativer Stress und die Mechanismen
Georgiou CD, Margaritis LH (2021): Review: Oxidative Stress and NADPH Oxidase: Connecting Electromagnetic Fields, Cation Channels and Biological Effects. International Journal of Molecular Sciences 22, 10041. https://doi.org/10.3390/ijms221810041
Die Auswertung der Studienlage ergab, dass EMFs Mechanismen beeinflussen, die ROS-Bildung zur Folge haben, weil durch die Felder Membranen und spannungsabhängige Kationenkanäle in ihrer Funktion beeinträchtigt werden, gefolgt von Stressaktivierung und vermehrter Expression von Hitzeschockproteinen. Das geht einher mit Verhaltens- und physiologischen Veränderungen wie Durchlässigkeit der Blut-Hirn-Schranke, Gedächtnisschwäche, Änderungen der Genexpression, Autophagie, Apoptose, verkürzter Lebenserwartung, DNA-Schäden und Krebs.
>>> Review: Ionenkanäle, oxidativer Stress und DNS-Schäden
Panagopoulos, D.J., Karabarbounis, A., Yakymenko, I., & Chrousos, G.P. (2021): Human-made electromagnetic fields: Ion forced-oscillation and voltage-gated ion channel dysfunction, oxidative stress and DNA damage (Review). International Journal of Oncology, 59, 92. https://doi.org/10.3892/ijo.2021.5272
Bedeutende experimentelle Belege zeigen, dass die bioaktiven Parameter in einem komplexen Signal seine ELF-Komponenten sind und dass nicht modulierte und nicht gepulste HF-Signale allein in der Regel keine biologischen Wirkungen hervorrufen.
>>> Review: Kalzium-Signalisierung durch den spannungsabhängigen Anionenkanal
Ullrich, V., & Apell, H. J. (2021): Electromagnetic Fields and Calcium Signaling by the Voltage Dependent Anion Channel. Open Journal of Veterinary Medicine, 11(01), 57. doi: 10.4236/ojvm.2021.111004.
Die Forscher präsentieren zwei neue Hypothesen für die EMF-Forschung, die Erklärungen für viele Beobachtungen liefern würden: erstens, dass, neben anderen spannungsabhängigen Ionenkanälen, VDAC mit verantwortlich ist für biologische Wirkungen von EMF. Zweitens, dass der Benzodiazepin-Rezeptor TSPO auch als Magnetosensor fungiert. In Verbindung mit VDAC als Sensor für das elektrische Feld würde die Spezifität und Empfindlichkeit des Komplexes zur Wahrnehmung von EMFs erhöht, möglicherweise in dem Maße, dass Hirnströme durch den VDAC/TSPO-Komplex in neuronalen Plasmamembranen detektierbar werden könnten. Diese Hypothesen sollten umgehend durch Experimente geprüft werden.
>>> Review: EMF-Wirkung auf Ionenkanäle
Bertagna F, Lewis R, Silva SRP, McFadden J, Jeevaratnam K (2021): Effects of electromagnetic fields on neuronal ion channels: a systematic review. Ann N Y Acad Sci. 2021;1499(1):82-103. doi:10.1111/nyas.14597
Die Ergebnisse dieser Übersichtsarbeit lassen den Rückschluss zu, dass sowohl niederfrequente, als auch hochfrequente elektromagnetische Felder Ionenkanäle in vielerlei Hinsicht beeinflussen können.
>>> Review: Elektrosensibilität
Redmayne, M., & Reddel, S. (2021): Redefining electrosensitivity: A new literature-supported model. Electromagnetic Biology and Medicine, 40(2), 227–235. https://doi.org/10.1080/15368378.2021.1874971
Das neue Grundbild, das durch die Forschung der letzten Jahrzehnte zunehmend bestätigt wird, ist die Erkenntnis, dass alles Leben und alle Menschen in gewissem Maße elektrosensibel sind, und krankhafte Erscheinungen dieser Elektrosensibilität erst auftreten, wenn die Fähigkeit des Organismus sich selbst zu reparieren und regulieren (Homöostase) ernsthaft gestört ist.
>>> Wirkung von EMF und Pestiziden auf Honigbienen
Lupi, D., Palamara Mesiano, M., Adani, A., Benocci, R., Giacchini, R., Parenti, P., Zambon, G., Lavazza, A., Boniotti, M. B., Bassi, S., Colombo, M., & Tremolada, P. (2021): Combined Effects of Pesticides and Electromagnetic-Fields on Honeybees: Multi-Stress Exposure. Insects, 12(8), 716. https://doi.org/10.3390/insects12080716
Die Forscher wollten am Multistress-Standort die kumulativen Auswirkungen von zwei verschiedenen Stressfaktoren bewerten: die Exposition gegenüber Pestiziden (wie beim Pestizidstress-Standort) und das Vorhandensein eines elektromagnetischen Feldes einer Hochspannungsleitung. Der Gesundheitszustand der Bienen war an dem Standort mit Multistress-Exposition am schlechtesten. Hier hat nur ein Bienenvolk von den vier zu Beginn vorhandenen überlebt. An diesem Standort wurde ein komplexes Bild negativer Auswirkungen beobachtet.
>>> Wirkung schwacher statischer Magnetfelder
Gurhan H, Bruzon R, Kandala S, Greenebaum B, Barnes F (2021): Effects Induced by a Weak Static Magnetic Field of Different Intensities on HT‐1080 Fibrosarcoma Cells. Bioelectromagnetics 42, 212–223
Diese Ergebnisse zeigen, dass schwache statische Magnetfelder die Zellwachstumsrate je nach Feldstärke und Einfallswinkel steigern oder hemmen und Änderungen der ROS-Konzentrationen bewirken können.
Kommentar: 5G, Gesundheit, Wirtschaft und Politik
Hardell L (2021): Health Council of the Netherlands and evaluation of the fifth generation, 5G, for wireless communication and cancer risks. World Journal of Clinical Oncology 12 (6), 393–403, DOI: https://dx.doi.org/10.5306/wjco.v12.i6.39
Die Schlussfolgerung im niederländischen Bericht, dass es keinen Grund für den Ausbaustopp von 5G mit niedrigen Frequenzen gibt, so kritisiert Prof.Hardell, ist nicht gerechtfertigt angesichts der aktuellen wissenschaftlichen Ergebnisse zum Krebsrisiko. Hardell kommentiert dieses Problem und plädiert für einen sofortigen Aufschub der 5G-Einführung, da die ICNIRP-Richtlinien nicht auf objektiven Daten zu Gesundheitsrisiken beruhen.
Der niederländische Bericht auf Basis des „ICNIRP-Kartells“ enthält zudem auffallend widersprüchliche Aussagen, weil geschlussfolgert wird, es können schwere Gesundheitsschäden wie Krebs und Geburtsdefekte möglich sein. Trotzdem hat man keine Einwände gegen die Einführung von 5G und empfiehlt, Krebs und Geburtsschäden später zu erforschen.