diagnose:funk produziert einen Film zu den Forschungsergebnissen über Gehirnentwicklung und digitale Medien bei Kindern und Jugendlichen
Vor dieser Sucht-Epidemie warnt seit Jahren Prof. Manfred Spitzer. Prof. Gertraud Teuchert-Noodt hat dazu an der Uni Bielefeldt geforscht. Sie sind Mitbegründer des Bündnisses für humane Bildung. In vielen Artikeln und Gutachten weisen die Referenten des Bündnisses seit Jahren nach, dass digitale Medien auf Sucht programmiert sind und dringend Konzepte für die Erziehung zur Medienmündigkeit entwickelt werden müssen. Die Politik nahm bisher diese Warnungen nicht ernst. Die Digitalisierung der Schulen nach den Vorgaben der IT-Industrie, die im Digitalpakt der Bundesregierung den Ton angibt, wird diese Sucht-Entwicklung beschleunigen. Die immer höheren, körpernahen Nutzungszeiten von Smartphones, Tablets und Wifi-Spielen führen aber auch zu einer ständig wachsenden Strahlenbelastung. In Wechselwirkung mit WLAN an Schulen wird die Digitalisierung das Lernvermögen und die Gesundheit der Kinder und Jugendlichen negativ beeinflussen. Die BZgA-Studie wurde noch vor der Corona-Krise durchgeführt. Die Corona-Krise beschleunigte die Suchtentwicklung noch einmal, das brachte die DAK-Studie "Gaming, Social-Media & Corona" (2020) ans Licht. Weil diese Entwicklung so gravierend für die Jugend ist, produziert diagnose:funk derzeit einen Film über die Forschungsergebnisse zu Sucht und digitalen Medien. Er wird im Frühjahr 2021 erscheinen.
Stimmen und Fakten auf der Homepage der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) zu den Studienergebnissen
Daniela Ludwig, Drogenbeauftragte der Bundesregierung:
„Medien-und Internetabhängigkeit ist quasi die Droge der Zukunft. Immer mehr Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene nutzen die digitalen Medien mehr als ihnen guttut. Auch wenn die Digitalisierung insgesamt ein wertvolles Gut ist – während Corona mehr denn je – müssen junge Menschen wissen, wann sie auch mal ‚offline‘ sein sollten. Dabei hilft meine Kampagne ‚Familie.Freunde.Follower.‘ mit wertvollen und einfachen Tipps für die ganze Familie.“
Prof. Dr. med. Heidrun Thaiss, Leiterin der BZgA:
„Nicht jeder Hinweis auf eine exzessive Mediennutzung sollte pathologisiert werden. Gleichwohl dürfen die Suchtrisiken von digitalen Spielen sowie eine mögliche Verknüpfung mit Glücksspielen nicht verharmlost werden. Die Studiendaten bestätigen, wie wichtig es ist, Jugendlichen die Risiken der exzessiven Nutzung von Internet, Smartphones und Computerspielen aufzuzeigen. Darüber hinaus gilt es, Eltern und andere erwachsene Bezugspersonen für ihre Vorbildrolle für Kinder und Jugendliche zu sensibilisieren. “
Die Studiendaten bestätigen, dass für Jugendliche und junge Erwachsene bei der Internetnutzung nach wie vor Kommunikation und Unterhaltung im Vordergrund stehen. 12- bis 17-Jährige nutzen Computerspiele und das Internet durchschnittlich 22,8 Stunden pro Woche und 18- bis 25-Jährige durchschnittlich 23,6 Stunden pro Woche privat – also nicht für Schule, Studium oder Arbeit.
Im Zeitraum von 2015 bis 2019 ist der Anteil der 12- bis 17-Jährigen und 18- bis 25-Jährigen mit einer problematischen Internetnutzung nochmals gestiegen. Er hat sich bei den Jugendlichen von 21,7 Prozent im Jahr 2015 auf 30,4 Prozent im Jahr 2019 und bei den jungen Erwachsenen von 15,2 Prozent in 2015 auf 23,0 Prozent in 2019 erhöht.
Internetbezogene Störungen treten im Jahr 2019 bei 7,6 Prozent der 12- bis 17-Jährigen auf. Im Jahr 2015 lag dieser Wert bei 5,7 Prozent. Sie treten aktuell bei 4,1 Prozent der 18- bis 25-Jährigen auf und lagen im Jahr 2015 bei dieser Altersgruppe bei 2,6 Prozent.
Unter den 12- bis 17-jährigen weiblichen Jugendlichen und den 18- bis 25-jährigen jungen Frauen ist die internetbezogene Störung beziehungsweise die problematische Nutzung im Jahr 2019 etwas weiter verbreitet als unter männlichen Jugendlichen und jungen Männern entsprechenden Alters.
Die Situation während der Coronavirus-Pandemie im Jahr 2020 war nicht Teil des Erhebungszeitraums dieser Studie und ist darin nicht abgebildet. Die Repräsentativbefragung wurde zwischen April und Juni 2019 unter 7.000 jungen Menschen im Alter von 12 bis 25 Jahren erhoben.