Präsident der ÖÄK: Klare Worte zu 5G

Präsentation im Novomatic Forum
Univ.-Prof. Dr. Thomas SzekeresBild: ÖÄK - meduniwien.ac.at

Statement ao. Univ.-Prof. Dr. Thomas Szekeres, Präsident der Österreichischen und der Wiener Ärztekammer
Präsentation: „Österreichischer Infrastrukturreport 2020“ / Infrastruktursymposium Future Business Austria –„Zukunftsinfrastruktur 5G: Vom digitalen Traum zur Wirklichkeit“. 04.11.2019, Novomatic Forum

Sehr geehrte Damen und Herren,

liebe Kolleginnen und Kollegen,

ich freue mich, dass ich heute bei dieser sehr interessanten Veranstaltung des Österreichischen Infrastrukturreports 2020 mit dem Titel „Zukunftsinfrastruktur 5G: Vom digitalen Traum zur Wirklichkeit“ dabei sein darf. Die Diskussion um die 5G-Technologie ist eine sehr wichtige und vor allem sehr vielseitige und es liegt sicherlich an den Verantwortlichen, dass der Traum, der zur Wirklichkeit werden soll, sich nicht als Albtraum entpuppt.

Ich möchte hier heute keinen Streit entfachen, aber als Gesundheitsvertreter möchte ich die Diskussion doch aus einem anderen Blickwinkel betrachten, und vielleicht können wir dann das eine oder andere Argument durchdiskutieren. Fakt ist, dass weder Mobilfunkgegner noch Befürworter Langzeitstudien präsentieren können. Deswegen werden und sollten auch diese von beiden Seiten gefordert werden.

Fakt ist weiters, dass 2011 die Internationale Agentur für Krebsforschung (IARC) Funkstrahlung aufgrund epidemiologischer Studien über Hirntumoren als möglicherweise krebserregend für den Menschen (Gruppe 2B) eingestuft hat. Seitdem haben zusätzliche Studien die Annahme eines kausalen Zusammenhangs zwischen Mobiltelefonnutzung und Krebs erhärtet.

Führende Wissenschaften kamen zu dem Schluss, dass hochfrequente elektromagnetische Strahlung für den Menschen als eindeutiges Karzinogen (Gruppe 1) einzustufen ist. In der Medizin beobachten wir aber auch zunehmend die Folgen durch falsches Nutzungsverhalten, wie beispielsweise Sucht, Verhaltensstörungen oder Erhöhung der Unfallgefahr durch Ablenkung. Die Frage lautet daher: Wurden bisher Gesundheitsschäden bei Menschen durch Mobilfunkstrahlung nachgewiesen? Nun ja, es liegen weltweit bereits mehrere Gerichtsurteile vor, sogar Höchstgerichtsurteile, die die Gesundheitsschäden durch Mobilfunkstrahlung unmissverständlich anerkennen.

  • Auf Basis der bisherigen Informationen ist durch den Aufbau von 5G mit einer weiteren, und zwar erheblichen, schon derzeit vielerorts zu intensiven Hochfrequenzexposition der Bevölkerung zu rechnen. Riesige Datenmengen mittels Mikrowellentechnik im unmittelbaren Lebensbereich des Menschen zu übertragen, ist aus ärztlicher Sicht als eine Fehlentwicklung zu sehen.

Ich möchte mich aber nicht vor Sie hinstellen und keine Lösungen im Gegenzug anbieten. Denn eine Digitalisierung ohne Komfortverlust erreicht man auch durch kabelgebundene Lösungen. Diese sind schneller, datensicherer und nicht potenziell gesundheitsgefährdend. Soweit die Datenübertragung drahtlos sein soll, stehen dafür auch Frequenzen im Infrarot-Spektrum und im Lichtspektrum als LiFi (Light Fidelity) zur Verfügung. Denn das übergeordnete Ziel kann nur eine Datenübertragung in gesundheitsverträglicher Form sein.

Schauen wir in die Welt hinaus: In Städten wie Brüssel, Genf oder im Silicon Valley wurde 5G wieder gestoppt. Wesentlich dafür waren Sicherheitsbedenken, die potenziellen Gesundheitsgefahren und die Tatsache, dass eine hohe Senderdichte zu erwarten ist. Viele Fragen sind nach wie vor ungeklärt oder werden schlicht und einfach nicht beantwortet: Wie viele Sender sind geplant? Was bewirkt die hohe Senderdichte? Woher kommt der Strom für jeden einzelnen Sender? Ist eine Datensicherheit gegeben?

  • Ich fordere von unseren Politikern daher entsprechend des Prinzips der Vorsorge eine genauere Überprüfung der 5G-Technologie. Jede Technologie muss in der EU hinsichtlich der gesundheitlichen Unbedenklichkeit für die Menschen geprüft werden, und das von der elektrischen Zahnbürste bis hin zum Kaugummi. In der Mobilfunktechnologie ist man manchmal jedoch etwas schneller bei der Beurteilung, vielleicht zu schnell.

Sie sehen, sehr geehrte Damen und Herren, das Problem ist vielschichtig und es ist wichtig, dass wir diese Problemstellung eher heute als morgen lösen. Ich freue mich auf eine spannende Diskussion und hoffe, dass wir vielleicht die eine oder andere Lösung heute andenken können.

Quelle: https://www.bau-biologie.at

Artikel veröffentlicht:
03.02.2020
Autor:
Univ.-Prof. Dr. Thomas Szekeres

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