Studie des BfS: Mehrheit der Bürger über Risiken der Strahlung besorgt
Die Regierung scheint auch aufgeschreckt zu sein durch die Ergebnisse einer Untersuchung des Bundesamtes für Strahlenschutz "Was denkt Deutschland über Strahlung?"[2], die zeigt, dass dieser Legitimationszirkel zur Normalisierung von Gefahren und die sogenannte "Risikokommunikation" bisher wenig Wirkung hatte. Das für das BfS ernüchternde Ergebnis:
- Bundesweit sind 51 Prozent der Bevölkerung über die Risiken beunruhigt, im Süden Deutschlands sogar 58%, nur noch 37 Prozent vertrauen darauf, dass staatliche Institutionen des Strahlenschutzes sie schützen (Götte 2019: 9,33). Schauen wir genauer hin, zeigt sich, dass 83 % der Bevölkerung beunruhigt sind wegen der Strahlung von Mobilfunkmasten (wenig besorgt 31,6 %, eher 30,2 %, sehr 21,2 %) und nur 15,6 % geben an, „gar nicht“ beunruhigt zu sein (ebda S.34).
Die Studie dokumentiert den Argumentationsnotstand des auf Risikoentsorgung ausgerichteten BfS, weil "die eigenhändige Beschäftigung mit Strahlung nicht für diese Beruhigung sorgt, sondern diese Personen im Gegenteil mehr Sorgen haben"(ebda. S. 28). Der denkende Bürger, der sich selbst mit dem Thema befasst, wird zum Problemfall! Wird er durch das BfS auf die anscheinend beruhigende Studienlage hingewiesen, wird das Gegenteil erreicht! Denn dann, so die Untersuchung, "füttern gefundene Informationen, die ja aus sehr heterogenen Quellen stammen können, die Sorgen" (ebda. S.29). Die Verbraucherschutzarbeit durch diagnose:funk, andere mobilfunkkritische Organisationen und der vielen Bürgerinitiativen scheint Wirkung zu zeigen. Das ist doch ein Lichtblick! Hilflos schlägt die Untersuchung vor, dass die Arbeit des BfS statt sachlicher Argumentation in "Richtung Infotainment" gehen und "klassische Marketingstrategien" eingesetzt werden sollen (ebda S.54)! Das kann man so verstehen: Statt Strahlenschutz PR-Kampagnen zur Risikoentsorgung! Unisono betonten die Präsidentin des BfS Dr. Inge Paulini und Prof. Alexander Lerchl im Deutschlandfunk am 02.01.2020, dass eine Schutzpolitik sich erübrige, weil die Strahlung im Normalbetrieb nicht gesundheitsschädlich sein könne. Widerspruch zu dieser Position kam in der aufschlussreichen Sendung von Prof. Wilfried Kühling (BUND).
Quellen:
[1] https://www.zdf.de/nachrichten/heute/kabinett-beschliesst-mobilfunkpaket-und-entlastung-bei-betriebsrenten-100.html
Mobilfunkstrategie der Bundesregierung:https://www.bmvi.de/SharedDocs/DE/Anlage/DG/Eckpunkte-Mobilfunkstrategie.pdf?__blob=publicationFile
Langfassung: https://www.bmvi.de/SharedDocs/DE/Anlage/DG/Digitales/Mobilfunkstrategie.pdf?__blob=publicationFile
[2] Götte S, Ludewig Y (2019): Was denkt Deutschland über Strahlung? Umfrage 2019, Abschlussbericht; Hrsg. Bundesamt für Strahlenschutz, Ressortforschungsberichte zum Strahlenschutz, Vorhaben 3619S72204
https://doris.bfs.de/jspui/bitstream/urn:nbn:de:0221-2019110720000/3/BfS_2019_3619S72204a.pdf
https://www.bfs.de/SharedDocs/Downloads/BfS/DE/berichte/handreichung-strahlenbewusstseinsstudie.html