Erstes Netzwerktreffen "Stopp 5G" der Region Stuttgart

90 Teilnehmer vereinbaren, den Widerstand weiterzuführen
Am 25.5.2019 fand das erste 5G-Netzwerktreffen Region Stuttgart (Ludwigsburg, Esslingen, Göppingen, Rems-Murr, Böblingen, Stuttgart) im Bürgerzentrum Stuttgart-West statt. Die Telekom will dieses Industriezentrum, eine Metropole der Autoindustrie und des Maschinenbaus, mit einem Pilotprojekt von über zwei Milliarden Euro, digitalisieren. Am Tag zuvor wurde der Vertrag mit der Region abgeschlossen.
Prof. Mario Babilon beim Vortrag über das Leben von Elektrohypersensiblen.Bild: diagnose:funk

Zu dem Netzwerktreffen hatten der BUND KV Stuttgart, Attac Schorndorf, das Klima- und Umweltbündnis Stuttgart und die Mobilfunkinitiative Stuttgart eingeladen. Die 90 TeilnehmerInnen, die alle Vorort aktiv sind, wollten darüber beraten, wie die Aufklärung und der Widerstand v.a. gegen den 5G Ausbau und wie die Kampagne "Breitband in kommunaler Hand" weitergeführt werden sollen. Am Tag zuvor hatten wir vor der Schwabenlandhalle gegen den Telekom-Deal eine Kundgebung durchgeführt.    

Mit drei Impulsvorträgen wurde der Nachmittag eingeleitet. Peter Hensinger (Vorstand von diagnose:funk) stellte den Forschungsstand zu 5G dar und die Ursachen und Konsequenzen der digitalen Transformation, die mit dem Telekom-Deal in der Region beschleunigt werden soll:

  • Die Digitalisierung als Geschäftsmodell der Industrie kann zum "Brandbeschleuniger" der Klimakatastrophe werden. Warum der Wissenschaftliche Beirat der Bundesregierung (WBGU) diese Warnung ausspricht, wird im Vortrag erläutert.
  • Die Digitalisierung und Smart City bedeuten Überwachung und Aufhebung der Privatsphäre.
  • Mit 5G werden unsere Städte noch mehr mit Elektrosmog verseucht.
  • Seine Schlussfolgerung: weil die Digitalisierung Auswirkungen auf das Klima, die Umwelt, auch Pflanzen und Tiere, die Demokratie und die Gesundheit hat, müssen wir Netzwerke mit allen Umweltverbänden vor Ort knüpfen.
  • Peter Hensinger legte dar, dass es zu dieser Entwicklung Alternativen gibt. Sein Vortrag kann unter Downloads heruntergeladen werden.

Prof. Mario Babilon schilderte anhand des Tagesablaufs eines Elektrohypersensiblen, was 5G, die totale Vernetzung aller Lebensvorgänge durch strahlende Geräte, für ihn bedeuten wird und wie jetzt schon sein Lebensraum eingeschränkt ist.

Jörn Gutbier, Vorsitzender von diagnose:funk und Fraktionsvorsitzender der Gemeinderatsfraktion der GRÜNEN in Herrenberg, analysierte, wie der Telekom-Deal in Stuttgart strategisch durchgesetzt wurde. Die Gemeinderäte wurden gezielt von der Diskussion um die Vertragsinhalte ausgeschlossen. Auch auf Kreisebene wurde, wie Beispielhaft für Böblingen bekannt, den Räten die Einsicht in die sog. "Kooperationsrahmenvereinbarung" - entgegen der Verabredung/Vereinbarung im Verwaltungs- und Finanzauschuss vom 25. Feb. - der Vertrag nicht vorgelegt. Entgegen der Behauptung von Herr Bahde auf den Festakt zur Unterzeichnung war es kein demokratischer Prozess. Bis heute kennen nur die Stuttgarter StadträtInnen den geheimen Vertrag. Nirgendwo fand eine wirklich öffentliche Auseinandersetzung über diesen Hinterzimmerdeal statt.

In einem Coup unter Ausschaltung der Konkurrenz soll die Telekom das Monopol zum Ausbau erhalten. Das zeigt jetzt auch der Protest des Bundesverbandes Breitbandkommunikation (BREKO) gegen diesen Deal. Jörn Gutbier schlug vor, dass die Gemeinderäte in der Region fordern, dass ihnen die bisher geheimen Verträge ausgehändigt und in Gemeinderatssitzungen diskutiert werden. Nur dadurch ist auch eine Diskussion um (wahrscheinlich) bessere Alternativen im Glasfaserausbau möglich. Nur dadurch kann auch noch der Freifahrtschein für den 5G-Ausbau auf der Straßenebene und für neue Sendeanlagenstandort kritisch diskutiert werden. Die Zusammenfassung der Analyse von Jörn Gutbier ist hier veröffentlicht.

Bild: diagnose:funk

Vernetzungen wurden organisiert

Dann setzten sich die TeilnehmerInnen in ortsbezogenen Arbeitsgruppen zusammen, um sich kennenzulernen, feste Termine und Aufklärungsaktionen zu vereinbaren. Auch die anwesenden Elektrohypersensiblen vereinbarten eine Zusammenarbeit. Ein Video über das Treffen wurde gefilmt. In der abschließenden Plenumsdiskussion wurden offene Fragen diskutiert, regelmäßige Treffen vereinbart und beschlossen, die Unterschriftensammlung gegen 5G weiterzuführen und im Herbst an die neugewählten Regionalräte zu übergeben. Es hat Spaß gemacht, v.a. weil wir gesehen haben, wie viele neuen Menschen in der Region aktiv geworden sind.

Infotisch der Initiative Mobilfunk Stuttgart: persönliche Gespräche bei Kaffee und KuchenBild: BI Mobilfunk Stuttgart-West
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