320 Besucher:innen im Hospitalhof zu Smart City & 5G

Bürger:innen und Fachleute diskutieren, die Stuttgarter Stadtverwaltung drückt sich
15. April 2019. Wieder war der Saal voll, das Interesse an der Zukunft der Stadt Stuttgart und der Region ist groß, das zeigte vor allem die niveauvolle Diskussion.
Infoveranstaltung zu Smart City & 5G im Stuttgarter Hospitalhof 2019Foto: diagnose:funk

Fast alle Diskussionsbeiträge der Besucher:innen zeigten sich entsetzt, dass eine Bürgerbeteiligung, entgegen den Beteuerungen in den Hochglanzbroschüren, nicht gewollt ist. Wieder hatte sich kein Vertreter der Stadt Stuttgart bereit erklärt, sich den Fragen zu den Digitalisierungsplänen für die Region zu stellen. Impulsvorträge und die einführende Podiumsdiskussion bestritten:

  • Steffen Braun, Leiter des Forschungsbereiches Stadtsystemgestaltung im Fraunhofer-Institut IAO in enger Zusammenarbeit mit dem Digitalisierungsministerium des Landes BW.
  • Peter Hensinger, Vorsitzender der Bürgerinitiative Stuttgart West „Mobilfunk in Stuttgart“ und 2. Vorsitzender der Verbraucherschutzorganisation „diagnose:funk“.
  • Andreas Neider, Philosoph, Buchautor und Medienpädagoge und Kritik der digitalen Transformation.
  • Moderation: Ulrich Morgenthaler, Forum 3 Stuttgart

Sehr informativ war der 20-minütige Beitrag von Steffen Braun über die Digitalisierungsvorschläge des Fraunhofer Institutes und ihre Umsetzung in Baden-Württemberg. Er betonte, dass sie an ökologischen und nachhaltigen Kriterien orientiert werden müssen. Die Impulsvorträge von Peter Hensinger und Andreas Neider stellten dem entgegen, dass die Digitalisierung als Geschäftsmodell der Industrie eine Sackgasse ist, weil sie nur der Profitmaximierung und Machtausübung dient. Anschaulich erläuterte dies Andreas Neider am autonomen Fahren, das keine Mobilitätsprobleme lösen wird (Die Vorträge stehen im Kasten rechts zum Herunterladen). Auch Steffen Braun konstatierte, dass ohne regulierende Eingriffe des Staates und ohne Bürgerbeteiligung die Digitalisierung mit großen Risiken verbunden ist. Peter Hensinger baute seinen Vortrag auf zwei Zitaten des Wissenschaftlichen Beirats der Bundesregierung Globale Umweltveränderungen (WBGU) auf:

  • "Die Digitalisierung entfaltet ihre disruptive (also zerstörerische) Kraft mit großer Geschwindigkeit und globaler Reichweite, während ihre Regulierung größtenteils nacheilend erfolgt."
  • "Ohne aktive politische Gestaltung wird der digitale Wandel den Ressourcen- und Energiever­brauch sowie die Schädigung von Umwelt und Klima weiter beschleunigen."

Gegen diese Entwicklung, vor allem die Gefahren durch 5G, müsse jetzt der Widerstand entwickelt werden. Er rief zur Beteiligung an der Unterschriftensammlung in der Region auf. Großer Beifall am Schluss der Veranstaltung und Dank an die Veranstalter Forum 3 und Hospitalhof.

v.l.n.r. Ulrich Morgenthaler (Forum 3), Steffen Braun (Fraunhofer Institut), Peter Hensinger (diagnose:funk), Andreas Neider (Autor, Philosoph) Bild: diagnose:funk
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