Offener Brief an den Präsidenten der Bundesnetzagentur

5G-Versteigerung / das Leiden betroffener Menschen
Die Umweltärztin Barbara Dohmen aus Murg (Baden-Württemberg) schrieb anlässlich der 5G-Frequenzversteigerung einen Offenen Brief an den Präsidenten der Bundesnetzagentur. Aus ärztlicher Sicht schildert sie beeindruckend, welche dramatische Folgen die lückenlose Verstrahlung für elektrohypersensible Menschen haben wird.
Dr. Barbara DohmenFoto: privat

                                                                                     Freiburg, 17.3.2019

Sehr geehrter Herr Homann,

da Sie am kommenden Dienstag, den 19.3.2019 als Präsident der Bundesnetzagentur den Vorsitz bei der Versteigerung der  5. Mobilfunkgeneration, 5G, innehaben, wende ich mich an Sie mit der eindringlichen Bitte, sich mit nachfolgender Schilderung zu den Ihnen wahrscheinlich unbekannten Auswirkungen der Mobilfunktechnologie im Gesundheitswesen Kenntnis zu verschaffen. Es handelt sich um eine beunruhigende Morbiditätszunahme, die wir umweltmedizinisch ausgebildeten Ärzte in unserem beruflichen Alltag seit Beginn des Ausbaus der drahtlosen Kommunikationstechnologie mit 2G, 3G, 4G beobachten:

In meiner Funktion als seit 1993 niedergelassene Allgemeinärztin mit Schwerpunkt Umweltmedizin sehe ich eine immer stärker zunehmende neue Patientengruppe in meine Praxis drängen. Es sind dies Menschen, die unter dem sogenannten Mikrowellensyndrom, - auch Elektrohypersensibilität genannt - leiden, d.h. sie reagieren sofort oder verzögert auf Hochfrequenz emittierende Anlagen mit dauerhaften gesundheitsbeeinträchtigenden Funktionsstörungen - je nach individueller Organanfälligkeit: Schlafstörungen, allgemeine Erschöpftheit, Kopfschmerzen oder Schmerzzustände in anderen Körperbereichen, Sehstörungen, Schwindel, Brechreiz, Benommenheit, Denk-, Konzentrations-, Lern- und Gedächtnisstörungen, Ohrenschmerzen und Ohrgeräusche, Bluthochdruck, plötzliche Beschleunigung der Darmperistaltik, Herzrhythmusstörungen, Verspannung, Nervosität, Gereiztheit oder depressive Verstimmung und Angst bis hin zu Panikattacken, um nur die am häufigsten auftretenden Leiden zu nennen. Mit der weiterhin zunehmenden, ubiquitären Strahlungsintensität zeigen die Beeinträchtigungen meiner Patienten eine immer ausgeprägtere Tendenz, für Schwerst-Betroffenen wird es mittlerweile lebensbedrohlich.              

Die Liste der durch Hochfrequenz mitverursachten ernsthaften Erkrankungen ist zudem erschreckend lang: In unserer umweltmedizinischen Betreuung beobachten wir vermehrt neurodegenerative Erkrankungen und Epilepsien, und in unseren Fachorganen häufen sich Artikel zu Burn out, vorzeitiger Demenz, Schlaganfällen bei immer jüngeren Patienten und zu einem erheblichen Anstieg von Krebserkrankungen.

Die Funksensiblen unterscheiden sich im Vergleich zu den anderen, mich aufsuchenden Umweltkranken darin, dass bei diesen bisher gesunden und meist jungen Patienten –( viele im Alter zwischen 20 und 40 Jahren )- durch Funkeinwirkungen ganz plötzlich oder langsam zunehmend oben genannte Krankheitsbilder auftraten, die sie schließlich wegen der Schwere der Symptome dazu zwangen, ihren Beruf aufzugeben, in dem sie gern und gut gearbeitet hatten.
Viele leben mittlerweile von Hartz IV und haben in der Regel große Mühe, Behörden und den medizinischen Dienst davon zu überzeugen, dass sie nicht arbeitsscheu, sondern krank sind. Sie versuchen mit dem Mut des Verzweifelten sich mit diesem bisher nicht gekannten Leben am Existenzminimum zu arrangieren und in ländlichen, strahlenarmen Bereichen einen funkarmen Platz zu finden, wo sich ihre Beschwerden noch auf ein halbwegs erträgliches Maß reduzieren lassen.

Fast überall in der Gesellschaft stoßen Funkkranke auf Ungläubigkeit, Unverständnis und Ablehnung, besonders dann,

  • wenn sie sich in ihrer Not anderen zumuten müssen und wegen ihrer einsetzenden Beschwerden z.B. darum bitten, doch das Handy auf Flugmodus bzw. ganz auszuschalten oder weiter entfernt zu benutzen
  • oder wenn sie ihren Wohnungsnachbarn darum bitten, gemeinsam eine funkfreie Lösung für dessen Smartphone, Schnurlostelefon, W-LAN- Router, Bluetooth oder Babyphone zu finden
  • oder wenn sie eine Krankenhauseinweisung verweigern müssen, da alle stationären Einrichtungen inzwischen mit W-LAN ausgerüstet sind oder zusätzlich auf dem Krankenhausdach ein Funkmast steht.

Oft sind diese funksensiblen Patienten, die zu mir kommen, sehr tief gefallen: So mussten sie einschneidende Veränderungen in ihrem Lebensbereich in Kauf nehmen, um ihre Beschwerden abzumildern:

  • Der Schlafbereich wird vom letzten Geld abgeschirmt oder an einem funkärmeren Ort, oftmals in den Keller verlegt,
  • der Schlaf ist nur noch im Gartenhaus, im Auto oder Wohnwagen an einer funkarmen Stelle im Wald möglich,
  • viele meiner Patienten sind unzählige Male umgezogen, weil sie die Funkbelastung immer wieder einholte.

Diejenigen, welche die häusliche Funkbelastung nicht verringern können, halten sich die meiste Zeit - auch tagsüber -unter ihrem funkabschirmenden Baldachin auf (wohlgemerkt innerhalb ca. 2 Quadratmetern!) oder sie flüchten in die meist noch weniger belastete Natur, fernab von jeder Zivilisation, um sich dort für kurze Zeit so zu spüren, wie es für sie einmal selbstverständlich war.

Diese Strahlensensiblen leben isoliert und ausgegrenzt vom üblichen gesellschaftlichen Leben. Eine Teilhabe am gesellschaftlichen Leben und jeder Gang für alltägliche Besorgungen muss von den Funksensiblen genau geplant werden, um die Krankheitsauswirkungen durch den unvermeidlichen Kontakt mit Handystrahlen durch Mitmenschen, mit W-LAN TO GO oder durch Funkmasten so gering wie möglich zu halten.

Dies ist ein unhaltbarer Zustand, denn in unserer Verfassung stehen Grundrechte jedem Bundesbürger zu: Artikel 2: Das Recht auf Leben und körperliche Unversehrtheit, Artikel 3: Niemand darf wegen seiner Behinderung benachteiligt werden, Artikel 13: Unverletzlichkeit der Wohnung!

Viele meiner Patienten äußern sich daher sehr verzweifelt, sie sind nicht nur arbeitslos und verarmt, viel bedrohlicher noch wirkt auf sie, dass sie weiterhin von Politik und einer Mobilfunk-gesteuerten Gesellschaft nicht ernst genommen werden. Zusätzlich verlässt sie angesichts der wachsenden Hochfrequenzbelastung und der ministerialen Ankündigung, alle Funklöcher zu schließen bei zunehmenden Krankheitssymptomen aller Mut und jede Zuversicht, jemals wieder ein qualitativ gutes Leben führen zu können.
Etliche geben zu, schon daran gedacht zu haben, ihr armseliges Leben zu beenden. Zwei meiner verzweifelten Patienten haben den Suizid bereits vollzogen, eine Patientin übergoss sich mit Benzin, eine weitere vergiftete sich mit Kohlenmonoxid, eine dritte konnte in letzter Minute noch gerettet werden. Es ist nicht leicht, als begleitende Ärztin all dieses Leid ohne Möglichkeit einer therapeutischen Hilfestellung seit über 20 Jahren auszuhalten.

Bei einer in gesundheitlicher Hinsicht bereits absolut an der Obergrenze belasteten Bevölkerung bedeutet die geplante ubiquitäre Einführung von 5G mit Millionen von neuen Sendeeinrichtungen und tausenden von Satelliten- zudem mit den völlig unerforschten neuen Millimeterwellen-  eine ungeheure Ausweitung der bereits jetzt enormen Hochfrequenzbelastung. Diese aggressive Strahlung durchdringt nicht nur Häuserwände, sondern ebenso alle lebenden Organismen! All den Elektrohypersensiblen, die mittlerweile zahlenmäßig die Größenordnung aller an Diabetes Erkrankten in Deutschland erreicht haben und deren Anzahl stetig im Steigen begriffen ist, nehmen Sie mit diesen bevorstehenden Auktionen die letzte mögliche Zuflucht, womit ihre Überlebenschancen noch weiter gemindert werden!

Sehr geehrter Herr Homann, sind Sie sich Ihrer Verantwortung bewusst?

Haben Sie gründlich darüber nachgedacht, was Sie morgen mit dem Beginn einer ganzen Reihe von Frequenz-Versteigerungen an die vier bietenden Mobilfunkbetreiber zur Installation der 5 G Technologie lostreten?                            

  • Damit werden nicht nur wir Menschen, sondern alle Lebewesen, ja die ganze Natur als unsere Lebensgrundlage,  -ganz zuvorderst die Bäume - ,unsere Ressourcen, unsere Atmosphäre, unser Wetter mit dem bereits kränkelnden Klima, unsere schon jetzt im Sinkflug befindliche Demokratie und nicht zuletzt unser verbrieftes Recht auf Privatsphäre einer in der Menschheitsgeschichte in diesem Ausmaß noch nie dagewesenen lebensverachtenden Zerstörungskraft ausgesetzt
  • Damit wird die Mobilfunktechnologie und ihr jetziger blindlings abgesegneter weiterer Ausbau zur größten je von Menschen erzeugten Gefährdung für alles Leben auf diesem Planeten!

Als Ärztin ist es mir vollkommen unbegreiflich, dass die oberste Priorität einer Bundesbehörde nicht der Gesunderhaltung aller Bürger, insbesondere der nächsten Generation gilt, sondern auf Prestige und Profit ausgerichtet ist.

Ich bitte Sie daher sehr eindringlich, eine andere Sichtweise anzunehmen, die Leben und Gesundheit der Ihnen anvertrauten Menschen und Umwelt als das absolut Wertvollste hochhält!

Wenn Sie hingegen den verhängnisvollen Auswirkungen dieser krankmachenden Kommunikationstechnologie morgen Tor und Tür öffnen, indem Sie unseren Äther an eine alles durchdringende Technologie verscherbeln, wird das Leiden von Mensch und Natur zukünftig gewaltige Ausmaße annehmen und sich auf unsere gesamte Mitwelt und auf alle nachfolgenden Generationen dramatisch auswirken!

In der Hoffnung, dass Sie sich der hohen Verantwortung Ihres Handelns bewusst werden angesichts der nicht nur von mir, sondern ebenso von hunderten von Wissenschaftlern weltweit angemahnten immensen Gefahren (https://www.5gspaceappeal.org/the-appeal)

grüßt Sie mit großer Besorgnis

Barbara Dohmen

 

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Artikel veröffentlicht:
22.03.2019

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