Berlin. Der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland e.V. (BUND) kritisiert in einer aktuellen Stellungnahme das „Grünbuch Energieeffizienz“ der Bundesregierung. Die Digitalisierung der Energiewende sei kein Selbstzweck. Vor allem zwei Risiken der zunehmenden Digitalisierung vernachlässige das „Grünbuch“: den zusätzlichen Energieverbrauch und die Erhöhung der elektromagnetischen Strahlung. Der BUND fordert die Bundesregierung auf, diese Risiken sorgfältig zu bedenken und im Rahmen der Strategie zur Digitalisierung der Energiewende zu minimieren.
Das Bundeswirtschaftsministerium hatte mit dem „Grünbuch Energieeffizienz“ einen Dialog für eine langfristige Strategie zur Reduktion des Energieverbrauchs eröffnet. Der BUND hält solch einen Vorstoß für längst überfällig. Nun gelte es, verbindliche Schritte daraus abzuleiten und diese zügig umzusetzen – so Irmela Colaço, die Energieeffizienz-Expertin des BUND.
Titelblatt Grünbuch EnergieeffizienzQuelle: bundesregierung.deHinsichtlich des zusätzlichen Energieverbrauchs durch verstärkte Digitalisierung wird an die Bundesregierung appelliert, hierzu Szenarien zu entwickeln und diese den zu erwartenden Energiespareffekten gegenüberzustellen. Um den Energieverbrauch in Grenzen zu halten, sei eine wirksame Strategie vorzulegen. Dazu sollten verstärkte Maßnahmen für Effizienzsteigerungen in Rechenzentren gehören sowie Überlegungen zur Begrenzung der Datenübertragungskapazitäten und zur Regelung von Übertragungsintervallen. Wegen der steigenden Strahlenbelastung fordert der BUND die Regierung auf, vorrangig kabelgebundene Lösungen zur Verfügung zu stellen. Außerdem müsse ein Rechtsanspruch auf Verweigerung zum Einbau funkbasierter intelligenter Messtechnik sichergestellt werden.
Vor kurzem hatte bereits die Bayerische Staatszeitung (Nr. 45) einen „Appell gegen Zwang zu funkenden Zählern“ präsentiert. In der Schlussthese des von acht Professoren unterzeichneten Appells heißt es: „Digitale Zähler- und Mess-Systeme funktionieren auch ohne Funk und Powerline. Unvermeidbare Vorschriften und Realisierungen ihres Einbaus sollten deshalb zeitnah verpflichtend mit dem Angebot alternativer Lösungen wie Ethernet-LAN, Festnetz-DSL oder Glasfaser verknüpft werden.“ Oft werde inzwischen gefordert, das Vorsorgeprinzip außer Kraft zu setzen, damit technischer Fortschritt nicht behindert werde – doch das sei unethisch: „Gerade angesichts der an Tempo zunehmenden Technologisierung unserer Kultur braucht es dringend kritische Reflexionsbereitschaft hinsichtlich der möglichen Folgen.“ Unabhängig von wissenschaftlichen Beweislagen gelte es, Sorgen, Ängste und Beschwerden von Bürgerinnen und Bürgern spätestens dort zu respektieren, wo ihre Meinungsfreiheit mit dem eigenen Lebensstil auch den persönlichen Wohnraum betreffe.
Im Hintergrund stehen zunehmende Versuche, die digitale Revolution auch mittels Digitalisierung von Mess-Systemen bei Strom und Wasser voranzutreiben. Von Verbraucherseite her wird hier oftmals angemessener Daten- und Strahlenschutz vermisst.