Petition zur
Wissenschaftler-
Erklärung

Trojaner aus Berlin: Der „Digitalpakt#D“

Wissenschaftler und Pädagogen starten Petition
Im Oktober 2016 hat Bundesbildungsministerin Johanna Wanka einen Digitalpakt angekündigt. 40.000 Schulen in Deutschland sollen in den nächsten fünf Jahren mit Computern und WLAN ausgestattet werden. Der Bund stelle dafür bis 2021 fünf Milliarden Euro zur Verfügung. Was positiv klingt – 5 Milliarden Euro für Schulen – erweist sich als trojanisches Pferd.

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Erklärung von Wissenschaftlern und Pädagogen zum „Digitalpakt#D“ von Bundeswissenschaftministerin Wankas vor dem IT-Gipfel "Digitale Bildung" in Saarbrücken

Unter dem Titel "Trojaner aus Berlin: Digitalpakt#D" steht ab dem 3. November 2016 eine Petition auf der Homepage der Gesellschaft für Bildung und Wissen. Deren Erstunterzeichner - 34 Wissenschaft­lerinnen und Wissenschaftler und Pädagogen – formulieren darin ihre inhaltliche Kritik an dem von Bundeswissenschaftsministerin Wanka initiierten „Digitalpakt#D“. Dieser verspricht den über 40.000 Schulen in Deutschland in den nächsten fünf Jahren 5 Mrd. Euro für Investitionen in Hardware.

Der Betrag ist fiktiv, da erst die nächste Bundesregierung nach der Bundestagswahl 2017 dessen Auszahlung beschließen kann. Konkret sind dagegen die mit dem Pakt verbundenen massiven Eingriffe in das Schulsystem und das Selbstverständnis der Lehrerinnen und Lehrer. Er verpflichtet Bundesländer und Schulen nicht nur, pädagogische Konzepte für den Einsatz von digitalen Geräten und Medien im Unterricht zu entwickeln. Der Einsatz von Digitaltechnik und Lernprogrammen soll zugleich in allen Lehramtsstudiengängen verpflichtend verankert werden – ohne Differenzierung nach Schulformen, Alter der Schülerinnen und Schüler oder der zu lehrenden Fächer.

Dabei gibt es nach mittlerweile über 40 Jahren Erfahrung mit Computern im Unterricht keine wissenschaftlich validen Belege für deren Nutzen. „Vielmehr kommt es auf die Lehrperson an“, so exemplarisch die Telekom-Studie „Schule digital. Der Länderindikator 2015“ (S. 8) Das ist Konsens, selbst bei Befürwortern von Digitaltechnik.

Mit seinem Digitalpakt greift das BMBF nicht nur in die Hoheit der Länder in Bildungsfragen ein, sondern auch in die Lehrerbildung und die Curricula der Universitäten und Pädagogischen Hochschulen. Vor allem aber ist er ein direkter und massiver Eingriff in die Lehr- und Methodenfreiheit jeder einzelnen Lehrerin oder jedes einzelnen Lehrers. Denn die Gestaltung des Unterrichts und der Einsatz von (analogen wie digitalen) Medien entscheiden Lehrkräfte. Dass der Pakt ein Vielfaches an Folgekosten für Updates, Techniker und Softwarelizenzen nach sich zieht, rundet das Doppelgesichtige des Paktes ab. Am Schluss der Erklärung heißt es daher:

"Der „Digitalpakt#D“ ist Teil einer Neudefinition von Schule und Unterricht auf dem Weg zu einer zunehmend vollautomatisierten, digital gesteuerten „Lernfabrik 4.0“. Lehrkräfte werden zu Sozialcoaches und Lernbegleitern degradiert. Statt Unterricht ist die automatisierte Belehrung durch Computerprogramme und Sprachsysteme das Ziel. Diese Konzepte kommen nicht aus der Pädagogik, sondern aus der Kybernetik und dem Behaviorismus.“ EU-Präsident Martin Schulz schrieb schon 2014:‘Internetkonzerne und Geheimdienste wollen den determinierten Menschen. Wenn wir weiter frei sein wollen, müssen wir uns wehren und unsere Politik ändern.‘ Das gilt insbesondere für die Bildungspolitik, die sich von der Fixierung auf Digitaltechnik lösen und sich wieder den Menschen und ihren Lern- und Bildungsprozessen zuwenden muss, damit auch die kommenden Generationen eine humane und demokratische Zukunft haben."

Die Erklärung "Trojaner aus Berlin. Der„Digitalpakt#D“" kann auf der Homepage der Gesellschaft für Bildung und Wissen e.V. (bildung-wissen.eu) mit der Liste der Erstunterzeichner heruntergeladen und dort online unterzeichnet werden.

  • Erklärung mit Erstunterzeichnern als PDF: Unter Downloads
  • Unterstützung der Erklärung mit Ihrer Unterzeichnung:
    Direktlink unter weiterführende Links

Pressekontakt:

Prof. Dr. R. Lankau, Fak. M+I, HS Offenburg, Badstr. 24, 77652 Offenburg | bildung-wissen.eu | futur-iii.de | ralf.lankau@bildung-wissen.eu, Tel.: 0049 (0)781 205 134 / 0049 (0)781 9495 070

Dr. Matthias Burchardt, Institut für Bildungsphilosophie, Anthropologie und Pädagogik der Lebensspanne, Universität zu Köln, Alberts-Magnus-Platz, 50931 Köln, Tel.: 00-49-(0)221-470-4114

Peter Hensinger, Bismarck. 63, 70197  Stuttgart, Tel: 0049 (0)711 638 108

Publikation zum Thema

Format: A4Seitenanzahl: 12 Veröffentlicht am: 19.10.2016 Sprache: DeutschHerausgeber: diagnose:funk

Digitale Bildung – ein Geschäftsmodell der IT-Branche auf Kosten der jungen Generation

Festvortrag, am 16.10.2016, zum 11-jährigen Bestehen der Initiative Info Mobilfunk Neckartenzlingen.
Autor:
Peter Hensinger, diagnose:funk
Inhalt:
Bundeswissenschaftsministerin Wanka stellt 5 Milliarden Euro für die Ausstattung von Schulen mit TabletPCs und WLAN bereit. Welche Zielsetzungen damit verfolgt werden, analysiert Peter Hensinger in seinem Vortrag.
Format: A4Seitenanzahl: 24 Veröffentlicht am: 22.03.2016 Sprache: Deutsch

Homo politicus - Homo oeconomicus - Homo algorithmicus

BigData und der Wandel der Erziehung zur Konditionierung für den neoliberalen Wachstumswahn
Autor:
Peter Hensinger
Inhalt:
Auf einer Ärztefortbildung an der Uni Frankfurt/Oder analysierte Peter Hensinger in seinem Vortrag "Homo politicus-Homo oeconomicus-Homo algorithmicus. BigData und der Wandel der Erziehung zur Konditionierung für den neoliberalen Wachstumswahn" die ökonomischen Triebkräfte und die psycho-sozialen Auswirkungen der digitalen Bildungsreform.
4. überarbeitete und aktualisierte Auflage Format: A5Seitenanzahl: 100, farbig Veröffentlicht am: 15.09.2019 Bestellnr.: 103Sprache: DeutschHerausgeber: diagnose:funk, Titelfoto: Cora Müller - stock.adobe.com

Vorsicht WLAN!

Risiken und Alternativen beim Einsatz von WLAN in Schulen, am Arbeitsplatz und Zuhause.
Autor:
diagnose:funk | Dr. K. Scheler, Dipl.-Ing. (FH) G. Krause
Inhalt:
"Kein WLAN an Schulen" - warum eigentlich nicht? Smartphones, Tablets, Spielekonsolen u.v.m. nutzen in der Regel WLAN statt Kabelverbindungen mit dem Router. Als scheinbar risikolose Basistechnologie wird WLAN derzeit vermarktet: Hotels, Bibliotheken, Gaststätten, Erholungsparks, Busse und Bahnen, sogar Städte und Gemeinden werben mit ihren kostenlosen WLAN-Hot-Spots. Auch in immer mehr Schulen soll und wird WLAN eingesetzt. Heute wissen wir: WLAN ist eine Risikotechnologie, viele Einzelstudien weisen bei ständig wiederkehrender Bestrahlung mit WLAN Gesundheitsgefahren nach, die WHO hat sie als möglicherweise krebserregend eingestuft. Die gesundheitlichen Gefahren von WLAN insbesondere für Kinder und Jugendliche im Hinblick auf ihre Entwicklung und ihre kognitiven Funktionen sind erheblich. Mit welchen Maßnahmen kann jeder seine persönliche Strahlenbelastung minimieren? .Welche Möglichkeiten haben Schulen Risiken weitestgehend zu vermeiden? Und welche leistungsfähigeren Alternativen zum heutigen WLAN gibt es bereits heute? Darüber klärt dieser Ratgeber auf.
Artikel veröffentlicht:
03.11.2016
Autor:
Prof. Dr. R. Lankau, Fak. M+I, HS Offenburg
Quelle:
Gesellschaft für Bildung und Wissen e.V. (GBW)

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