Berufsunfähigkeitsrente durch Elektrohypersensibilität

Spanisches Gericht anerkennt Recht auf Leistung
Fernmeldetechniker mit Elektrosensibilität wird Arbeitsunfähigkeit zuerkannt, weil er in Umgebung mit WLAN arbeitet. Das Oberste Gericht (Tribunal Superior de Justicia) von Madrid erkennt das Recht auf eine Leistung an, die ihm die Sozialbehörde (INSS) verweigerte.

Ein Telekommunikationstechniker, der bei Ericsson arbeitete und unter Elektrohypersensibilität litt, gewann vor dem Obersten Gerichtshof in Madrid einen Prozess. Elektrohypersensibilität ist ein neurologischen Syndrom, das bei der Exposition gegenüber Computern, WLAN, Handys sowie allgemein in Umgebungen mit starken elektrischen und elektromagnetischen Feldern auftritt. Es wurde anerkannt, dass er nicht weiter seinen Beruf ausüben kann, ohne krank zu werden und dass er daher Anrecht auf eine Berufsunfähigkeitsunterstützung hat. Die staatliche Sozialbehörde Spaniens (INSS) verweigerte ihm diese vor zwei Jahren, indem sie sich darauf berief, dass es schwierig sei, die Existenz dieses Syndroms zu beweisen.

„Es ist die erste volle Berufsunfähigkeit, die wir je ausschließlich aufgrund dieses Syndroms erstritten haben“, erklärte der Rechtsanwalt Jaume Cortés von der Col·lectiu Ronda. Die spanische Sozialbehörde (INSS) vertrat die Einschätzung, dass es unmöglich sei, die funktionellen Beeinträchtigungen aufgrund dieses Syndroms der Elektrosensibilität zu bestimmen. Dabei berief sie sich auf Berichte der Weltgesundheitsorganisation zur „Heterogenität und Unklarheit der Symptome“.

„Telefonate mit dem Handy lösten bei mir in weniger als einer Minute Tinnitus und Kopfschmerzen aus. Neben erröteten Ohren durch das Handy konnte ich kaum schlafen, ich wurde aggressiv und verursachte dadurch schließlich sogar Unfälle. Ich war wie betrunken und mein Gehirn arbeitete immer langsamer. Schließlich vergaß ich die Namen von Freunden aus meinem gesamten Leben. All das zusammen steigerte die Depression, die Angst ...“, erklärt Ricardo de Francisco, ein 47-jähriger Fernmeldetechniker, bei dem alle kabellosen Techniken zu einem starken und immer vielfältigeren Leiden führten. Anfangs dachte er, dass es sich um ein psychiatrisches Problem handele, aber die Fachärzte schlossen dies aus. „Die Funktion meiner Schilddrüsen normalisierte sich, sobald ich einen Monat nicht mehr bei der Arbeit war und das Gleiche geschah in anderen Bereichen meines Körpers.“

Er erlebte eine Phase bei Ericsson, in der es abwärts ging. Während dieser Zeit, wurde dieses Syndrom zudem nicht anerkannt. „Meine Ärztin vom medizinischen Dienst sagte mit, dass es diese Krankheit nicht gebe.“ Danach entließen sie ihn eben wegen seiner Elektrosensibilität. In der Firma gab es keinen Ort, der frei von elektromagnetischen Wellen war. Zudem gab es keine telematischen Aufgaben, bei denen das Risiko der Haftung des Unternehmens für seine Gesundheit verringert werden konnte.

Er wurde arbeitslos und beantragte seine Arbeitsunfähigkeit: „Wo finde ich einen Arbeitsplatz, an dem es keinen Router gibt?“ Zuerst wurde ihm die Anerkennung verweigert und jetzt hat er sie über den gerichtlichen Weg erstritten. Er kann nicht arbeiten. Außerdem kann er keine öffentlichen Verkehrsmittel nutzen. Unter anderem deshalb, weil sich die Sensibilität auf chemische Stoffe ausdehnt. „Ich erkunde Dörfer, in die ich ziehen könnte, aber auch dort gibt es WLAN in den Straßen.“…….

Im Fall des Madrider Fernmeldetechnikers war ein Bericht des staatlichen Gesundheitswesens entscheidend. In seinem Fall war er von einem im Thema gut bewanderten Internisten des Krankenhauses von Guadalajara verfasst. „Es ist die Geschichte aller dieser Krankheiten. Sie existieren nicht, bis die Betroffenen sich wehren und ein Richter sie anerkannt. Dann werden sie bekannt“, erklärt der Rechtsanwalt des Col·lectiu Ronda. So geschah es mit der Fibromyalgie, der chronischen Müdigkeit, wegen der es heute 300 als behindert anerkannte Personen gibt, sowie mit der multiplen chemischen Sensibilität, wegen der 50 Prozesse gewonnen wurden. Jetzt ist die Elektrosensibilität an der Reihe.

Artikel veröffentlicht:
07.09.2016
Autor:
Ana Macpherson, Barcelona 02.08.2016. Deutsche Übersetzung:Verein für Elektrosensible und Mobilfunkgeschädigte e.V.. Veröffentlicht auf diagnose:funk mit freundlicher Erlaubnis des Vereins.
Quelle:
www.lavanguardia.com

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