Kinder sind keine kleinen Erwachsenen
"Im Gegensatz zu früheren Generationen sind Kinder heute bereits in einem frühen Alter einer Vielzahl von Quellen der Funkfrequenzstrahlung ausgesetzt," sogar in ihrer vorgeburtlichen Entwicklung, so die Aussage dieses jüngsten staatlichen Gutachtens aus Frankreich. Le Monde France zitiert Olivier Merkel, den Koordinator des Berichts: "Kinder sind keine Erwachsenen im Kleinformat, ... aufgrund ihrer geringeren Größe, ihrer anatomischen und morphologischen Eigenschaften und der Eigenschaften mancher ihrer Gewebe sind sie stärker exponiert. Insbesondere die Randbereiche ihrer Gehirne sind durch Funkfrequenzstrahlung verletzlicher, als die von Erwachsenen."
Die staatliche Behörde empfiehlt, "die vorgeschriebenen Expositionsgrenzwerte zu überdenken", um sicherzustellen, dass es "einen ausreichend großen Sicherheitsfaktor" zum Schutz der Gesundheit kleiner Kinder gibt: Sämtliche Drahtlosgeräte, einschließlich Tablets, schnurloser Telefone, Spielwaren mit Fernsteuerung, Spielzeug mit Drahtlosverbindungen, Babyphones und Überwachungsarmbänder sollten denselben regulatorischen Bestimmungen unterworfen werden wie Handys. Die Einhaltung der vorgeschriebenen Expositionsgrenzwerte sollte bei der üblichen Verwendungsweise der Geräte gewährleistet sein. Dazu gehört der Körperkontakt.
Grenzwerte verschärfen
Die Expositionsgrenzwerte für elektromagnetische Funkfrequenzfelder sollten verschärft werden, um ausreichende Sicherheitsfaktoren zu gewährleisten, damit die Gesundheit und Sicherheit der allgemeinen Bevölkerung gewährleistet ist, insbesondere die Gesundheit und Sicherheit von Kindern.
Das Vertrauen auf die spezifische Absorptionsrate (SAR) für die Festlegung der Expositionsgrenzwerte für den Menschen sollte neu beurteilt und durch die Ausarbeitung eines Indikators ersetzt werden, der die tatsächlichen Expositionen von Handynutzern berücksichtigt, was für verschiedene Bedingungen gilt: Signalart, guter oder schlechter Empfang, Verwendungsart (Anruf, Laden von Daten, usw.), die Stelle, an der das Gerät an den Körper gehalten wird.
"Seit mehreren Jahrzehnten hat meine Forschung und die vieler anderer gezeigt, dass Kinder und kleinere Erwachsene relativ gesehen mehr Strahlung von mobilen Geräten aufnehmen. Leider wurde keine ordentliche Forschung zur langfristigen Nutzung durchgeführt, um die gesamten gesundheitlichen Auswirkungen auf Kinder festzustellen. Ich bin einer der vielen Forscher, die die Verschärfung der aktuellen Bestimmungen zum Schutz von Kindern deutlich empfehlen", erklärte der Berater des Environmental Health Trust Om Gandhi von der Fakultät für Elektro- und Computertechnik an der Universität von Utah, der mehrere Studien veröffentlicht hat, die darauf hinweisen, dass bei Kindern Strahlung tiefer ins Gehirn eindringt als bei Erwachsenen.
"Unmittelbar nach der staatlichen Studie aus den USA (NTP-Studie), die ein erhöhtes Risiko von seltenen Tumoren im Gehirn und Herz in Zusammenhang mit Funkstrahlung bei Ratten zeigt, bietet dieser staatliche Bericht aus Frankreich eine willkommene Erinnerung daran, wie wichtig es ist, das Gehirn und den Körper junger Menschen zu schützen. Das Fehlen von Beweisen der Schädlichkeit für unsere Kinder zum aktuellen Zeitpunkt sollte nicht mit einem Beweis der Sicherheit verwechselt werden", fügte Devra Davis hinzu, Expertin für öffentliche Gesundheit, Gastdozentin für Medizin an der Hebrew Univesity sowie Präsidentin des Environmental Health Trust. "Wir können es uns nicht leisten, junge Menschen als Probanden in einem Experiment zu verwenden, für das wir bald keine nicht exponierte Kontrollgruppe mehr haben werden", fügte sie hinzu.
"Unsere veröffentlichte Forschung zu Handys, aber auch Tablets und Laptops weist darauf hin, dass dieselben Expositionen gegenüber Funkfrequenzstrahlung in bestimmten Geweben zu unterschiedlichen Dosen bei Kindern im Vergleich zu Erwachsenen führen. Der Zertifizierungsprozess für Drahtlosgeräte sollte durch einen Computersimulationsprozess ergänzt werden, bei dem Modelle auf anatomischer Grundlage für unterschiedliche Altersgruppen verwendet werden", erklärten die Professoren Claudio Fernandez und Alvaro de Salles, Berater des Environmental Health Trust von den Fakultäten für Elektrotechnik des Bundesinstituts (IFRS) und der Universität von Rio Grande do Sul (UFRGS) in Brasilien.
Frankreich Vorreiter im Kinderschutz
Frankreich hatte zuvor bereits Gesetze mit einer hohen Schutzwirkung zur Funkfrequenzexposition erlassen. WLAN ist in Kindergärten verboten und in Grundschulen ist es standardmäßig ausgeschaltet (außer wenn es für einen bestimmten Unterricht zeitlich begrenzt verwendet wird). Die staatlichen französischen Gesetze regeln auch die Emissionen von Mobilfunkmasten und WLAN-Sender an öffentlichen Plätzen. Die französischen Gesetze zum Mobilfunk verbieten Handys für kleine Kinder und schreiben die Kennzeichnung der SAR-Werte vor. Außerdem müssen alle Handys mit Freisprechkopfhörern verkauft werden. Dieser neue Bericht fordert eine weitere Verschärfung der Bestimmungen in Anbetracht von Studienergebnissen, nach denen es bei Kindern zu schwerwiegenden Lernstörungen und anderen Problemen im Zusammenhang mit der Exposition gegenüber Funkfrequenzstrahlung kam. Über zwanzig Länder und Regierungen haben verschiedene Schutzrichtlinien erlassen, um die Exposition von Kindern gegenüber Funkfrequenzstrahlung zu verringern.
ANSES forderte auch mehr Forschung, um die gesundheitlichen und psychosozialen Auswirkungen bei Kindern zu beurteilen (schulisches Lernen, Beziehungen in der Familie und dem sozialen Umfeld, usw.), die mit der Verwendung von mobilen Kommunikationsmitteln zusammenhängen, insbesondere aufgrund des Suchtphänomens, der Störung des Tag-Nacht-Rythmus, usw. Die Behörde rät Eltern, "die Handynutzung ihrer Kinder auf ein Minimum zu beschränken, deren Nutzung nachts zu verhindern und die Häufigkeit und Dauer von Anrufen zu verringern".