Stuttgart beschließt Mobilfunk-Projekte

BUND-Initiative im Gemeinderat erfolgreich
Der BUND vertritt bundesweit, dass die Mobilfunk-Strahlenbelastung durch Anwendung neuester Technik minimiert werden muss. Dafür hat sich der BUND Kreisverband Stuttgart im Gemeinderat zusammen mit der Stuttgarter Mobilfunk-Bürgerinitiative eingesetzt, mit einem ersten Erfolg. Der Gemeinderat hat zum Haushalt 2016/2017 beschlossen, dass in Stuttgarter Stadtteilen ein Kleinzellennetz zur Minimierung der Mobilfunkstrahlung nach dem Vorbild von St. Gallen erprobt wird. Außerdem wird in einer Schule als Alternative zu WLAN die VLC-Technologie (Visible Light Communication) eingeführt. Die Initiative zu diesen Anträgen gingen von den GRÜNEN und SÖS LINKE PLuS aus, auch die CDU hat dafür gestimmt.
Rundbrief des BUND Kreisverband StuttgartQuelle: bund-stuttgart.de

Innovativer Mobilfunk - künftig in auch in Stuttgart!

Die Datenmengen, die wir täglich auf unsere Smartphones, Tablets und Rechner laden, verdoppeln sich innerhalb weniger Monate. Die Übertragungsnetze kommen deshalb immer schneller an ihre Grenzen. Die Mobilfunkbetreiber rüsten, unkoordiniert und jeder für sich, nun mit zusätzlichen Sendemasten und WLAN-Angeboten (z.B. WLAN To Go) nach. Dies bedeutet eine immer höhere Strahlenbelastung für uns Menschen.  Mehr Daten - weniger Strahlung, das wäre durch eine abgestimmte Planung möglich. So könnten unnötige Mehrfach-Strahlenbelastungen verhindert und Übertragungsraten verbessert werden. Genau das kann mit dem Kleinzellennetz realisiert werden. Eine Mobilfunkantenne kann durch ca. 20 Kleinstzellen ersetzt werden, die an Häuserecken und Laternen angebracht werden. Dadurch wird die Funkstrecke stark verkürzt, die Funkzellen können mit geringer Leistung und höheren Übertragungsraten senden und empfangen. Die Strahlenbelastung bleibt auch im näheren Umfeld der Sendeanlagen gering. Smartphones und Tablets können dadurch mit weniger Leistung senden und empfangen, weil i.d.R. keine dämpfende Baumasse, Wände und Decken mehr überwunden werden muss. Entscheidend: Wohnungen werden nicht zwangsweise von außen durchstrahlt und bleiben funkarm. Eine gewünschte Indoorversorgung (Wohnung, Arbeitsstelle) kann durch den schnellen Breitbandanschluss, durch Femtozellen oder über den Router individuell eingerichtet werden. Für dieses Pilotprojekt werden in den kommenden zwei Jahren 300.000.-€ zur Verfügung gestellt.

VLC-Surfen über Licht: heute schon möglich

Der zweite Beschluss: zur Datenübertragung an Schulen soll ein Pilotprojekt mit VLC-Technologie (Visible Light Communication) in Zusammenarbeit mit dem Heinrich-Hertz-Institut Berlin finanziert werden. Bereits 2007 warnte die Europäische Umweltagentur (EEA) und 2011 der Europarat vor den möglichen Gefahren für Kinder durch hochfrequente Strahlung durch WLAN oder Mobilfunk. Mittlerweile steht mit VLC eine technische Alternative zur Verfügung, die diese Bedenken ausräumen könnte. Daten werden gesundheitlich unbedenklich auf optischer Basis übertragen. Die Technik ist faszinierend: Handelsübliche LED-basierte Lampen mit einem zusätzlichen Chip werden gleichzeitig als Datensender genutzt. Die Technologie wird vom Fraunhofer Heinrich-Hertz-Institut (HHI) in Berlin entwickelt. Derzeit läuft auf der Insel Mainau ein Modellprojekt, das vom Umweltministerium des Landes Baden-Württemberg unterstützt wird. Ein weiterer Vorteil liegt in der weit höheren Leistungsfähigkeit. VLC ermöglicht sehr hohe Datenraten (über 1 Gbit/s). Schulklassen könnten zukünftig über VLC Unterrichtsfilme ohne Probleme streamen – W-LAN Accesspoints wären damit hoffnungslos überfordert. Und, auch für Schulen nicht unerheblich: VLC ist unter Datenschutzaspekten eine sehr sichere Technologie. In den nächsten zwei Jahren wird an einer Stuttgarter Schule in Zusammenarbeit mit dem Fraunhofer Heinrich-Hertz-Institut und dem Stadtmedienzentrum die VLC-Technologie erprobt und weiterentwickelt. Dafür stehen 120.000.-€ zur Verfügung. Stuttgart kann so einen Beitrag zum technischen Fortschritt und zum Gesundheitsschutz leisten. Noch stehen die Beschlüsse auf dem Papier. Es bedarf nun der Initiative, sie in die Praxis umzusetzen. Wir bleiben am Ball.

Publikation zum Thema

Format: A4Seitenanzahl: 8 Veröffentlicht am: 18.03.2015 Bestellnr.: 229Sprache: Deutsch

Weniger Strahlung - mehr Daten

Intelligente Mobilfunkversorgung in St. Gallen
Autor:
diagnose:funk
Inhalt:
Ist es möglich, die Strahlenbelastung wesentlich zu begrenzen, Wohnungen zu schützen und in Zukunft in Innenstädten und Wohngebieten auf Mobilfunksendemasten zu verzichten? Und besser mobil zu kommunizieren als vorher? Der Praxisbeweis dafür ist da. Politiker, BUND- und Diagnose-Funk Vorstände waren auf Einladung der Stadtverwaltung in St. Gallen. Lesen Sie den Bericht über das Projekt "St. Gallen - Wireless" im neuen Brennpunkt.
Format: A4Seitenanzahl: 20 Veröffentlicht am: 22.12.2015 Sprache: DeutschHerausgeber: diagnose:funk

kompakt 2015 - 4

Topthema: Kleinzellennetz und VLC in Stuttgart | Studien zu WLAN | Schwerpunkt Lobbyismus
Autor:
diagnose:funk
Inhalt:
10 Jahre AB jetzt RICHTIG mobil e.V. | Neue Studien zu WLAN und zu Wirkungen der Mobilfunkstrahlung auf die Fruchtbarkeit | Stuttgart beschließt Projekte zu Kleinzellennetz und VLC | Stuttgarter Ex-OB Schuster als Türöffner für ein Milliardengeschäft | Bundesamt für Strahlenschutz informiert über strahlungsarme Geräte und gibt Warnhinweise | Mobilfunkanbieter sponsern ETH-Forschungsstiftung | Immer stramm auf Atomkurs. Ein Rückblick auf 41 hochgelobte Dienstjahre der deutschen Strahlenschutzkommission | Leserbrief zu WLAN: Datenschutz und Strahlenbelastung. Plötzlich Spendierhosen bei der DB? | Die Mobilfunkforschung im Würgegriff von Industrie und Politik. Von Prof. Franz Adlkofer | Erneute Verurteilung des Bremer Biologie-Professors | Wie die Industrie die Politik in den USA beeinflusst
Artikel veröffentlicht:
26.04.2016
Autor:
Clarissa Seitz und Peter Hensinger
Quelle:
BUND Stuttgart Rundbrief April 2016

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