Und die ZEIT spielt bei diesem Spiel mit und veranstaltete im November 2015 mit der Telekom-Stiftung eine Bildungskonferenz, unter der Leitung des zum Lobbyisten mutierten Ex-OB Schuster.
Der Medienprofessor Ralf Lankau (Offenburg) hat die Ergebnisse dieser Konferenz aktuell in dem Artikel „Mit Smartphone und WLAN lernt man besser. Ihre Telekom. Stiftungspropaganda zu Digitaltechnik und (eigenen) Geräten im Unterricht („Bring Your Own Device“)“ kommentiert. Erziehungswissenschaftler (s. PDFs unter Downloads) decken in Analysen auf, dass die sogenannte „Digitale Schulreform“ von der Industrie gesteuert ist. Sie hat nichts mit Bildung zu tun, sondern ist Kompetenz – Konditionierung der Schüler für die Interessen der Industrie.
Leider fallen viele Lehrerverbände und Kultusministerien auf die Panikstrategie (Der Standort ist gefährdet / Pisa-Schock) herein, mit der sie für die kritiklose Einführung digitaler Medien reif gemacht werden. Die sogenannte „Digitale Bildung“ – ein Kerngedanke aller neuen Lehrpläne – schadet unseren Kindern. Bildung kann nur als lebendiges zwischenmenschliches Geschehen stattfinden, mit dem Ziel der Entfaltung der Persönlichkeit in sozialer Verantwortung. „Bildung vollzieht sich also im personalen Bezug von Lehrenden und Lernenden: Bildung basiert auf Beziehung“ (KRAUTZ, s. PDF). Die Ersetzung zwischenmenschlicher Beziehungen durch Smartphones, TabletPCs und Algorithmus-gesteuerter Lernprogramme verhindert Bildung.
Hinter dem Begriff Digitale Bildung steht das Menschenbild eines Homo Oeconomicus, eines Menschen, für den die Maximierung seines eigenen Vorteils im Vordergrund steht. Vereinzelt am TabletPC, überwacht und gesteuert von Algorithmen, sollen die anpassungsfähigen Eigenschaften antrainiert werden, die industriellen Verwertungs- und Konsuminteressen nützen. Das versteckt sich hinter dem Begriff „Kompetenzvermittlung“. Bereits Kinder und Schüler werden zu Ich AGs. Die Marktlogik wird zur Logik des Lernens. Lehrer und Erzieher werden zum Lernbegleiter degradiert. Nicht die Erkenntnisse der pädagogischen Wissenschaft leiten die derzeitige Bildungsreform, sondern die Anforderungen der Industrie, kaschiert mit Fortschrittsbegriffen, definiert und durchgesetzt in den Ministerien von Lobbyorganisationen der Industrie, u.a. von der Bertelsmann-Stiftung. Eine Erziehungsreform auf der Grundlage behavioristischer Konditionierung muss man ablehnen: „Daher ist mit aller notwendigen Klarheit zu formulieren: Es gibt weder fachliche noch fachdidaktische noch pädagogische Notwendigkeiten, digitale Medien und Lehrmittel zwingend im Unterricht einzusetzen. Die einzigen, für die der Einsatz digitaler Techniken und Medien in (Hoch)Schulen tatsächlich von Bedeutung ist, sind die Anbieter von Hard- und Software, die ihre Umsätze durch ständig zu aktualisierende IT-Produkte und Dienste auch an staatlichen Schulen verstetigen können“ (LANKAU, s. dazu PDF).
Analysen zum Bildungskongress der Telekom / ZEIT und Hintergründe der gegenwärtigen „digitalen“ Bildungsreform finden Sie rechts unter Downloads.