16. Juni - Tag der Elektrohypersensibilität (III)

Prof. Karl Hecht: Der elektromagnetische Ozean – Lebenswichtiger Umweltfaktor in Gefahr
Prof. Karl Hecht forschte auch über elektromagnetische Felder, insbesondere bei seiner Mitarbeit bei sowjetischen Raumfahrtprogrammen zur Gesundheit der Kosmonauten bei ihren Raumflügen. Im folgenden Fachartikel stellt er die substantielle Bedeutung des Magnetfeldes und elektromagnetischer Felder für das Leben dar und welche Konsequenzen die Verschmutzung der natürlichen Umwelt mit Elektrosmog hat.
Prof. Karl HechtFoto: privat

Unser Planet Erde ist von einer elektromagnetischen Hülle umgeben. Wir „schwimmen“ in einem unsichtbaren elektromagnetischen Ozean. Die Magnetosphäre, als Magnetfeld der Erde bezeichnet, befindet sich etwa 45.000 km (= sieben Erdradien) von der Erde entfernt und bietet uns einen Schutzschild gegen die elektromagnetischen Stürme der Sonne, die diese von Zeit zu Zeit bei ihren naturgesetzmäßigen Eruptionen in das Weltall schleudert. Im Norden unserer Erdkugel können wir diese in Form des nächtlichen Nordlichts sehen. Nordlichter sind wunderschöne Naturschauspiele. Blitze reflektieren ebenfalls die elektromagnetische Hülle unserer Erde und zeigen uns deren gewaltige Naturkraft. Der Mensch ist daher ein elektromagnetisches Wesen. Die Bioelektrizität des Menschen können wir messen. Sie ist Grundlage zahlreicher diagnostischer Verfahren, etwa EEG (Hirnströme), EKG (Herzströme), EMG (Muskelströme), EDA (Hautströme). In gleicher Weise ist es möglich, die Magnetfelder des Gehirns (MEG) und des Herzens (MKG) zu messen.

Besondere Bedeutung kommt den Potentialänderungen und deren Weiterleitungen an den Membranen von Sinnes-, Nerven- und Muskelzellen, die als Grundelemente erregbarer Systeme funktionieren, zu. Die Zellen der erregbaren Systeme können selbsterregte Frequenzen (Eigenrhythmen) neu erzeugen. Deren Funktionen sind durch Licht, Temperatur, Bioelektrizität, ionales Milieu, pH-Wert, elektromagnetische Felder sowie durch endogene und exogene Wirkstoffe zu beeinflussen. Ist die Bioelektrizität des Menschen gestört, so liegen Krankheiten vor. Der klinische Tod wird mit dem Erlöschen der elektrischen Hirnaktivität definiert. Krankheiten sind immer eine Störung der elektrobiologischen Aktivität des Menschen.

Das Magnetfeld der Erde steuert den circadianen Rhythmus des Menschen

Rütger Wevers Untersuchungen zu den Wechselbeziehungen zwischen circadianer Rhythmik des Menschen und der 10-Hz-Frequenz des EMF der Erde im berühmten Bunker von Andechs bei München sind weithin bekannt. Wever hat untersucht, wie nicht bewusst wahrgenommene physikalische Faktoren wie etwa EMF auf die circadiane Periodik von Körperfunktionen wirken können. Dazu gehören nach Wever: „[…] die in unserer Atmosphäre vorhandenen elektrischen und magnetischen Felder; und hier ist das magnetische Feld mit einer Frequenz von etwa 10 Hz von Schumann und König  besonders interessant, da dieses Feld in seiner Intensität einen ausgeprägten Tagesgang hat und damit möglicherweise zur Synchronisierung auf eine Periode von 24 Stunden beitragen könnte.“ Wever ging dabei von folgenden Überlegungen aus:

"Mit dem Nachweis einer Wirkung von 10-Hz-Feldern auf die circadiane Periodik des Menschen ist zugleich die Frage einer möglichen Wirkung dieser Felder auf den Menschen überhaupt beantwortet. Auch für diese Frage ist die Frequenz von ca. 10 Hz interessant: Die besonders stabile α-Wellen-Komponente des Elektro-Enzephalogramms hat eine Frequenz von 10 Hz, ferner vibriert die gesamte Körperoberfläche von Warmblütern mechanisch mit einer Frequenz von etwa 10 Hz. Nach der Entdeckung der 10-Hz-Atmosphären- Strahlung (auch die Erdoberfläche vibriert mechanisch mit einer Frequenz von etwa 10 Hz) stellt sich daher die Frage nach einer Wirkung der irdischen Schwingung auf den Menschen über eine Beeinflussung der menschlichen Schwingung gleicher Frequenz. Für die Beantwortung dieser Frage hat sich die Messung der circadianen Periode unter konstanten Bedingungen als besonders empfindlicher Test erwiesen."

Wever konnte unter speziellen Untersuchungsbedingungen auch nachweisen, dass die natürlichen elektromagnetischen Felder die gleiche Wirkung auf die circadiane Periodik von Körperfunktionen  haben wie ein künstliches elektrisches 10-Hz-Feld. Wenn diese aber fehlen, tritt eine endogene Desynchronisation auf. Scholkmann et al. haben einen zirka 10-Jahres-Ryhthmus der geomagnetischen Aktivität und Blutparameter nachgewiesen.

Elektromagnetisches SpektrumGrafik: diagnose:funk nach Oberfeld (2005)

Interaktion zwischen Hirnfunktion und schwachen elektromagnetischen Feldern

Adey und Bawin haben ebenfalls die Interaktion zwischen Hirnfunktionen und schwachen elektromagnetischen Feldern nachgewiesen. Umfangreiche Ergebnisse zur Wirkung von schwachen elektromagnetischen Feldern liegen auch von Presman vor. Er schrieb genauso wie Persinger et al. und Ludwig  den Hirnfunktionen eine hohe Empfindlichkeit gegenüber den schwachen natürlichen und künstlichen EMF-Feldern zu, wie Wever dies bei den rhythmischen Prozessen, insbesondere den circadianen Rhythmen der Körperfunktionen feststellte.

Untersuchungsergebnis: Insgesamt zeigen die beschriebenen Versuche einerseits, dass die circadiane Periodik auch durch nicht wahrnehmbare physikalische Faktoren beeinflusst werden kann und andererseits, dass bisher nicht berücksichtigte Faktoren unserer natürlichen Umwelt durchaus einen messbaren Einfluss auf den Menschen, besonders auf seine Hirnfunktionen, ausüben können.

Verschmutzung des lebenswichtigen natürlichen elektromagnetischen Ozeans mit Elektrosmog

1968 wurde die Politik in den USA durch Ärzte und Wissenschaftler gezwungen, einen Regierungsreport zur Wirkung von EMF-Strahlungen erarbeiten zu lassen. Im Dezember 1971 lag dieser Report vor; er trug den Titel „Ein Programm zur Kontrolle der elektromagnetischen Umweltverseuchung“. Erstellt hatten ihn Experten, die 1968 vom Präsidialbüro für Funk und Fernmeldewesen der USA (OTP Office of Telecommunications Police) berufen wurden. IhrReport zeigt in einem bisher kaum bekannten Maße die Umweltgefährdung durch die wachsende Verbreitung der Mikrowellen in der technischen Kommunikation und in der Industrie auf. Um dies nur an wenigen Zitaten daraus zeigen:

  • Die elektromagnetischen Strahlungen von Radar, Fernsehen, Fernmeldeeinrichtungen, Mikrowellenöfen, industriellen Wärmeprozessen, medizinischen Bestrahlungsgeräten und vielen anderen Quellen durchdringen die heutige Umwelt, im zivilen wie im militärischen Bereich [...]
  • Wenn nicht in naher Zukunft angemessene Vorkehrungen und Kontrollen eingeführt werden, die auf einem grundsätzlichen Verständnis der biologischen Wirkungen elektromagnetischer Strahlungen basieren, wird die Menschheit in den kommenden Jahrzehnten in ein Zeitalter der Umweltverschmutzung durch Energie eintreten, die mit der chemischen Umweltverschmutzung von heute vergleichbar ist [...]

Die Realisierung des Regierungsreports soll am Widerstand von Wirtschaft und Militär gescheitert sein. Heute im Jahr 2017 ist diese 1971 prognostizierte Umweltverschmutzung mit Energie in bisher ungekanntem Ausmaß Realität. Die mit Antennen verunstaltete Umwelt strahlt einen unübersichtlichen Frequenzsalat über unseren Planeten und stört die natürliche Symbiose des natürlichen elektromagnetischen Ozeans mit den Lebewesen unseres Planeten, die in der Evolution auf eine Frequenz von zirka 10 Hz eingestellt worden ist. Über die gesundheitsschädigenden Folgen dieser Umweltverschmutzung durch Energie liegen Mengen von Forschungsergebnissen vor. Dazu in diesem Rahmen nur wenige Beispiele.

Ulrich Warnke und Peter Hensinger haben in ihrem Forschungsbericht mit dem Titel Steigende „Burn-out“-Inzidenz durch technisch erzeugte magnetische und elektromagnetische Felder des Mobilund Kommunikationsfunks 2013 (Download s.u.) molekularbiologisch gut fundiert die pathogene Rolle des oxidativen Stresses, das heißt die Erzeugung eines Überschusses von freien Radikalen (ionisierter Sauerstoff), bei der Einwirkung von Funkwellen überzeugend dargestellt. Warnke und Hensinger belegen eindeutig, dass die Generierung der O2- und NO-Radikale im menschlichen Organismus mit schwacher Energie erfolgt, die mehrere Größenordnungen unterhalb des thermischen Rauschens liegt.

Die Ergebnisse von Ulrich Warnke und Peter Hensinger wurden 2014 von einer ukrainischen Forschergruppe um Igor Yakymenko vom Institut für Experimentelle Pathologie, Onkologie und Radiobiologie bestätigt. Sie bewiesen, dass Funkwellen (Mikrowellen niedriger Intensität) oxidativen Stress verursachen. In der wissenschaftlichen Zeitschrift Oxidant and Antioxidant in Medical Science vom 29.03.2014 berichten diese Wissenschaftler, dass 76 von 80 Studien (92,5 %) die gesundheitsschädigende Wirkung von Funkwellen durch oxidativen Stress nachgewiesen haben.

Yakymenko et al. berichten, dass in den angeführten 80 Studien am häufigsten ROS (Reaktive Sauerstoffspezies; freie O2-Radikale) Lipidperoxidation, Proteinperoxidation und Stickstoffmonoxid (NO) im Übermaß nachgewiesen worden sind. Auch Yakymenko et al. unterstreichen, dass das Generieren des Übermaßes an O2- und NO-Radikalen mit schwachen EMF ausgelöst wird. Sie geben 0,1 μW/cm2 oder SAR: 0,30 μW/kg an.

2015 überraschte diese Forschergruppe aus Kiew mit weiteren massiven Beweisen der Verursachung von oxidativem Stress durch schwache EMF-Strahlungen. Wissenschaftsportalen ist folgende Nachricht zu entnehmen:

„Kabellose Geräte können zur Entstehung einer Reihe von Krankheiten beitragen. Das besagt eine Studie von Forschern aus der Ukraine, den USA und Finnland. Ausschlaggebend dafür sei das metabolische Ungleichgewicht, das durch die Strahlung hervorgerufen wird“, heißt es. Die Überblicksanalyse erschien in Electromagnetic Biology and Medicine (Download s.u.). Wissenschaftler von Universitäten in Kiew, Bloomington (Indiana) und Kuopio werteten 100 aktuelle wissenschaftliche Studien zu den potenziellen Gefahren von Hochfrequenzstrahlung in geringer Intensität aus. 93 davon hätten bestätigt, dass Hochfrequenzstrahlung in Organismen oxidative Folgen hat.

„Diese Daten sind ein klares Signal für die wahren Gefahren, die diese Art von Strahlung für die menschliche Gesundheit darstellt“, sagte Studienautor Igor Yakymenko vom Kiewer Institut für experimentelle Pathologie, Onkologie und Radiobiologie.

Die Schädigung der Gesundheit durch Hochfrequenzstrahlungen ist das eine Hauptproblem, aber zwischenzeitlich wird ein weiteres deutlich sichtbar: Die zunehmende Unfruchtbarkeit als weltweites Phänomen. Das Fachmedium diagnose:funk stellt in der Februarausgabe brennpunkt 2016 130 diesbezügliche Studienergebnisse vor (Download s.u.), die beweisen, dass Körpernähe von Smartphones und Tablets zu Hoden- und Spermienschädigung, aber auch zu DNA-Strangbrüchen und zur Schädigung der Embryonen während der pränatalen Ontogenese führen können.

Resümee

Die Verschmutzung des lebenswichtigen natürlichen elektromagnetischen Ozeans mit technischer Energie (Elektrosmog) ist heute ein gravierender Eingriff ungeahnten Ausmaßes in die Natur und in das Leben der Menschen, der leider generell ignoriert, bagatellisiert und sogar hypochondrisiert wird, wenn Betroffene Hilfe für ihr Leiden suchen. Die Naturheilkundler sollten es als ihre ärztliche Pflicht betrachten, sich gegen die Verschmutzung der natürlichen Umwelt durch Elektrosmog einzusetzen und hyperelektrosensiblen Menschen die gebührende ärztliche Hilfe zuteilwerden zu lassen.

Autor: Dr. med. Dr. med. habil. Karl Hecht, Professor für Neurophysiologie und emeritierter Professor für experimentelle und klinische pathologische Physiologie der Humboldt-Universität (Charité) zu Berlin, Member of the International Academy of Astronautic, Mitglied der russischen Akademie der Wissenschaften und Ehrenpräsident der Europäischen Akademie für medizinische Prävention.

Abdruck mit freundlicher Genehmigung des Verlags. Quellenangaben im Original, s. Downloads.

Quelle: Spurbuchverlag - spurbuch.deBuchcover

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Anregungen zur Minimierung - Was jeder selbst tun kann
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Dr. G. Oberfeld (Land Salzburg), Dipl.-Ing. J. Gutbier (diagnose:funk)
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Seit September 2018 ist der vollständig überarbeitete Ratgeber "Elektrosmog im Alltag" mit dem veränderten Titel "Elektrostress im Alltag" erhältlich. Die nun vorliegende 5. Auflage wurde von 56 auf 60 Seiten erweitert. Wieder mit dabei ist die Landessanitätsdirektion Salzburg, auf deren „Informationsmappe Elektrosmog“ von 2008 diese Broschüre aufbaut. Mit einfacher Sprache, kurzen Texten, über 150 Bildern, Grafiken und Tabellen sowie einfache Icons für jede Empfehlung wird versucht, das komplexe Thema der Elektromagnetischen Felder (EMF) für Laien verständlich zu erläutern. Hilfestellung zur Selbsthilfe durch Prävention ist das Anliegen der Autoren. Wir danken Dr. Martin Virnich, Dr. Dietrich Moldan, Dirk Herberg und Dipl. Ing. Dietrich Ruoff für ihre Unterstützung bei der Erstellung.
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