Das Schulze-Scheuer-Papier zum 5G-Ausbau an die Bürgermeister

Die Kommunen sollen zum Marktplatz digitaler Geschäftsmodelle werden
Alle Kommunen und Landkreise bekamen im April 2020 von Umweltministerin Svenja Schulze und Verkehrs- und Digitalminister Andreas Scheuer einen gemeinsamen Brief mit Ratschlägen, wie sie auf die massive Kritik am 5G-Ausbau reagieren sollen, um diesen beschleunigt durchzusetzen. diagnose:funk bittet alle Bürgerinitiativen und aktiven Bürger:innen, sich in ihrer Kommune mit den Bürgermeister:innen und Gemeinderät:innen in Verbindung zu setzen. Einen Musterbrief findet man unter Downloads.
Digitalkabinett mit Schulze und Scheuer, gebrieft von der IT-IndustrieBild: bundesregierung.de

Die Bedenken der Kritiker:innen zu gesundheitlichen Risiken und zu den Folgen der Digitalisierung seien unbegründet, wird den Bürgermeister:innen und Landrät:innen mitgeteilt. Die Kommunen werden angewiesen:"Sie müssen bei der Standortsuche für neue Mobilfunkanlagen mitwirken und letztendlich die geplanten Sendeanlagen vor Ort aktiv unterstützen." Deutschland müsse sich zum Leitmarkt für 5G entwickeln. Im Schatten der Corona-Krise, wo die Arbeit von Gemeinderät:innen, Bürgerinitiativen und Umweltverbänden lahmgelegt ist, forcieren die Netzbetreiber den LTE- und 5G-Ausbau.[1] Das dürfen sich die Kommunen nicht gefallen lassen. Um die Kommunen auf die neuen Geschäftsmodelle der IT-Branche einzuschwören, wird von der Bundesregierung ein Frage-Antwort-Papier mitgeliefert, das die Unterwerfung unter die Industrieinteressen dokumentiert. Wir gehen ausführlich auf die Kernpunkte dieser Schulze-Scheuer-Papiere ein.

An die Bürgermeister:innen gerichtet heißt es im Anschreiben:

  • „Die beispiellose Corona-Krise, zu deren Bewältigung Sie vor Ort hervorragende Arbeit leisten, macht noch einmal deutlich, wie wichtig hochleistungsfähige digitale Infrastrukturen und eine durchgehende Erreichbarkeit gerade in Krisenzeiten sind."

diagnose:funk fordert seit 2009 den lückenlosen Ausbau von Glasfaser als Hauptschlagader digitaler Kommunikation: Breitband in kommunaler Hand! Die Bürgermeister:innen können ein Lied davon singen, wie dies behindert und lange Zeit nur sogenannte wirtschaftliche Gebiete ausgebaut wurden. Die Lücken und Schwächen bei der Versorgung mit schnellem Internet in der Fläche sind auf die Netzpolitik bisheriger Regierungen zurückzuführen. Die Minister Schulze und Scheuer schreiben weiter:"Perspektivisch werden die Vorzüge der vernetzten Gesellschaft nur mit einem flächendeckenden Ausbau des Mobilfunks und des Mobilfunkstandards 5G zu realisieren sein.“ Vorzüge bringt Glasfaser, aber nicht die krankmachende Verstrahlung durch eine Technologie, die als möglicherweise krebserregend eingestuft ist. 

Frage der Bundesregierung: "Warum brauchen wir überhaupt 5G und neue Mobilfunkmasten?"

Die Antwort der Minister Schulze und Scheuer, Deutschland brauche 5G ...

  • Zur Effektivität und Zuverlässigkeit des ÖPNV und für das autonome Fahren.
  • In der  Landwirtschaft zur  Steuerung und Dosierung von Pflanzenschutzmitteln und den Düngereinsatz, die Schädlingsbefallüberwachung mithilfe von Drohnen, oder die Waldflächenüberwachung z.B. zur Brandfrüherkennung.
  • Im Gesundheitssektor für telemedizinische 5G-Anwendungen und zur häuslichen Pflege.

Unser Kommentar: Wollen das die Kommunen und ihre Einwohner:innen? Sie wollen einen besseren ÖPNV, weniger Autos, eine ortsnahe medizinische Versorgung, eine intakte Natur und gesunde Nahrung. Mit der Digitalisierung wird das Gegenteil eingeleitet.

ÖPNV: Für einen effektiven und zuverlässigen ÖPNV braucht es mehr Züge, Busse und Bahnen mit moderner Antriebs- und Steuerungstechnik, eine bessere Taktung, vor allem des Nahverkehrs, mehr Personal, mehr Güter auf die Schiene, die regelmäßige Wartung der Infrastruktur und ein Ende des Kaputtsparens vor allem der Infrastruktur der Deutschen Bahn. Dann braucht es keine App mehr, die pünktlich die Verspätungen anzeigt. Nicht notwendig sind geplante autonome, 5G-gesteuerte fahrerlose Züge, wie sie bereits erprobt werden. Abgesehen davon gibt es schon lange rechnergesteuert fahrende Züge - auch ohne 5G.

Autonomes Fahren: Wer will eigentlich autonomes Fahren? Es braucht radikal weniger Autos. Sie sind eine Hauptursache der Umweltzerstörung, des klimakillenden Ressourcen- und Energieverbrauchs. Mit der Infrastruktur für das autonome Fahren soll der Vorrang des Autoverkehrs zementiert werden: "Die digitale Optimierung des Verkehrs soll .. nicht der Reduktion des Verkehrsaufkommens dienen, sondern die Voraussetzung für sein weiteres Anwachsen schaffen" (Lange, S / Santarius,T 2018:65).[2] Die Autoindustrie plant mit dem autonomen Fahren einen Angriff auf den ÖPNV. Die Wirtschaftsprüfungsgesellschaft Deloitte hat untersucht, wie es bereits im Jahr 2035 aussehen könnte: "Erstens: Jede dritte Strecke wird dann mithilfe autonomer Fahrdienste zurückgelegt. Zweitens: Diese selbstfahrenden Dienste werden nur noch halb so viel kosten wie der öffentliche Personennahverkehr ...  Punkt drei: Das Verkehrsaufkommen dürfte wegen der vielen Robotaxis um bis zu 40 Prozent steigen" (Süddeutsche Zeitung, 10.09.2019).[3] Dafür sollen jetzt die Weichen gestellt werden.

Landwirtschaft 4.0: Für die Digitalisierung landwirtschaftlicher Prozesse braucht niemand das echtzeitfähige 5G-Netz. Damit sollen die Weichen weiter in Richtung digitalisierter, industrieller Hochleistungs­landwirtschaft gestellt. Sie ist die Ursache für die Auslaugung und Zerstörung unserer Böden, pestizidverseuchten Monokulturen, den Schädlingsbefall, mit verheerenden Folgen für die Nahrung, Flora und Fauna und die Gesundheit der Bevölkerung. Mit noch mehr Pestiziden und Düngern soll die industrielle Ausbeutung der Natur digital gesteuert fortgesetzt werden. Was wir brauchen, ist ein radikaler Schnitt für ein Umsteuern zu einer ökologischen Landwirtschaft in Symbiose mit Mensch und Natur. [4]

Telemedizinische Anwendungen: Telemedizin, Fernbehandlungen, Patientenbetreuung auch in strukturschwachen Gebiete brauchen kein 5G, sondern erfolgen heute schon aus technischen und aus Sicherheitsgründen über Glasfaserkabel (Breitband). Die Nutzung der Luftschnittstellen bleibt die Ausnahme, z.B. für Rettungswagen über den bisherigen Mobilfunk. Es ist widersinnig, z.B. Krebspatienten über Mobilfunkanwendungen häuslich zu pflegen, nachdem vom Bundesamt für Strahlenschutz selbst nachgewiesen wurde, dass diese Strahlung Krebs beschleunigend wirkt. Für eine bessere medizinische Versorgung muss das Kaputtsparen unseres Gesundheitswesens zur Bedienung von Renditeansprüchen aufhören. Der Gesundheits-Notstand wird nicht durch Digitalisierung und mehr WLAN behoben werden. Statt einer weiteren Dehumanisierung brauchen wir mehr und besser bezahltes Personal auf Grundlage eines renditefreien, solidarischen Gesundheitsversicherungssystems.

Frage der Bundesregierung: Wie wird die Einhaltung der Grenzwerte bei Mobilfunk-Sendeanlagen sichergestellt?

Die Antwort der Minister Schulze und Scheuer:

  • "Selbst wenn man direkt in der Abstrahlrichtung eines Sendemastes lebt, ist der Grenzwert in der Regel immer noch sehr deutlich unterschritten. Die Grenzwerte schützen auch besonders empfindliche Bevölkerungsgruppen wie kranke Menschen oder Kinder."

Unser Kommentar: Die Grenzwerte sind von vorneherein so hoch angesetzt, dass der Mobilfunk-Ausbau stattfinden kann. Und es ist einfach falsch. Die Grenzwerte berücksichtigen nicht Kinder, nicht Schwangere, nicht alte Menschen und nicht Kranke, erfassen nur eine Exposition von 6 Minuten und keine Langzeitwirkungen.[5] Die Grenzwerte enthalten nach Auskunft der Bundesregierung keine Vorsorgekomponente und schützen nur vor akuter Erwärmung.[6] Die Erklärung, dass bei Einhaltung der Grenzwerte die Menschen geschützt seien, entbehrt jeder Grundlage.

Die neuen Grenzwertrichtlinien der ICNIRP von 2020, die die Bundesregierung wiederum als Grundlage ihrer Verordnungen akzeptiert, sind abzulehnen. Prof. Dr. Hans-Peter Hutter (Wien) begründet dies:

  • „Seit langem bestimmt eine sehr kleine Anzahl von Personen eines Vereins, der seine Mitglieder selbst bestimmt, die internationale Grenzwertsetzung. Indem die Beobachtungen von Effekten im Niedrigdosisbereich als nicht gesundheitlich relevant bezeichnet beziehungsweise abgetan werden und nur thermische Effekte als einzig relevant dargestellt werden, werden automatisch höhere Grenzwerte abgeleitet als in irgendeinem anderen Gebiet der Umweltmedizin. Diese werden, durch die Mobilfunklobby gestützt, der Politik als ausreichend vermittelt, die das auch zufrieden zur Kenntnis nimmt, weil sie selbst davon durch den Verkauf der Frequenzen und die hohe Steuerleistung der Mobilfunkindustrie profitiert ... Die vorliegende Arbeit sollte bestenfalls ignoriert, aber keinesfalls für internationale Grenzwert-Festlegungen herangezogen werden."[7]
Andreas Scheuer, BMin a.D.Bild: bundesregierung.de

Frage der Bundesregierung: Unterscheidet sich die gesundheitliche Wirkung der elektromagnetischen Felder von 5G-Sendeanlagen von derjenigen der bisherigen Mobilfunknetze?

 

 

 

 

 

 

Die Antwort der Minister Schulze und Scheuer:

  • "Es gibt keinen grundsätzlichen Unterschied zwischen elektromagnetischen Feldern bisheriger Mobilfunknetze  und denjenigen von 5G-Sendeanlagen. Nach dem aktuellen wissenschaftlichen Kenntnisstand gehen von den elektromagnetischen Feldern, unabhängig von der genutzten Technik, bei Einhaltung der Grenzwerte keine gesundheitlichen Risiken aus."

Unser Kommentar: Das ist mehrfach falsch. Richtig ist: Einen grundsätzlichen Unterschied zwischen GSM, UMTS, LTE und 5G gibt es nicht, alles ist nicht-ionisierende Strahlung. Doch bereits zu GSM und UMTS gibt es dutzende Studien, die zelltoxische Auswirkungen nachweisen. Jede Frequenz, neue Bandbreiten und Modulationsarten können sich unterschiedlich auf die Zellen auswirken, das wird verschwiegen. Deshalb fordert das Bundesamt für Strahlenschutz zurecht:

  • "Grundsätzlich fordert das BfS, dass wesentliche Parameter neuer Techniken so rechtzeitig bekannt gegeben werden, dass die Wissenschaft und der Strahlenschutz Gelegenheit haben, vor der Einführung der neuen Techniken deren Gesundheitsverträglichkeit zu prüfen.[8]

Das ist aber nicht der Fall. Zu den jetzt freigegebenen 5G-Diensten auf den Frequenzen 700, 800, 1.800, 2.000 und 3.600 MHz gibt es keinerlei spezifische Forschung.

Folgerichtig meint die Präsidentin des BfS, Dr. Inge Paulini, zu sensiblen Personen: „Der Ausbau der 5G-Netze sollte auf jeden Fall so erfolgen, dass sensible Orte, Orte, wo diese Menschen  sich aufhalten - Kindergärten, Schulen, Krankenhäuser – dass die erst mal ausgenommen werden.“[9]

Denn insbesondere die Auswirkungen der geplanten hohen 5G-Frequenzen über 26 GHz sind überhaupt nicht erforscht. Das wird im Schulze-Scheuer-Papier sogar unumwunden zugegeben:

"Direkte Wirkungen auf innere Organe sind nicht zu erwarten. Indirekte Einflüsse auf den gesamten Körper, die über die Haut vermittelt werden könnten, sind noch wenig untersucht. Um die geltenden Grenzwerte weiterhin abzusichern, wird das Bundesamt für Strahlenschutz die Verteilung der Exposition für die Bevölkerung sowie eventuelle biologische und gesundheitliche Wirkungen der noch wenig erforschten Frequenzbänder (bei 26 Gigahertz und höher) weiter untersuchen. Die ersten solchen Forschungsvorhaben wurden bereits begonnen."

Damit wird offen zugegeben, dass der 5G-Roll-Out ein Feldversuch am Menschen ist. Und die ersten Forschungsergebnisse weisen nach, dass 5G mit Gesundheitsrisiken verbunden ist. Zwei Papiere der EU bestätigen das (Blackman 2019 und Karaboytcheva 2020).

Frage der Bundesregierung: Es gibt immer mehr Geräte, die mit Funk ausgestattet sind. Ist das nicht schon viel zu viel?

Die Antwort der Minister Schulze und Scheuer:

  • "Bisher gibt es keine Hinweise, dass durch die vielen neuen Geräte mit Quellen elektromagne­tischer Felder deutlich mehr Strahlung beim einzelnen Menschen ankommt und Grenzwerte überschritten werden. So summiert sich dann zwar die Strahlung des WLAN-fähigen Kühlschranks und des vernetzen Bluetooth-Lautsprechers und des schnurlosen Telefons zu Hause. Aber auch in der Summe sind die Grenzwerte immer noch weit unterschritten."

Unser Kommentar: Hier wird einfach geblufft. Der achte Mobilfunkbericht der Bundesregierung bestätigt, dass die Bevölkerung durch 5G-Mobilfunk einer immer höheren Dosis zelltoxischer Mikrowellenstrahlung ausgesetzt werden wird: „Die Digitalisierung der Gesellschaft schreitet rasant voran. Dies wird zu einer starken Zunahme der drahtlosen Kommuni­kation insgesamt, mit vermehrtem Einsatz elektromagnetischer Felder und damit auch zu einer insgesamt höheren Belastung der Bevölkerung führen.“[10] Das SmartHome, einem entscheidenden Wachstumsmarkt, den die Bundesregierung forciert, wird eine verstrahlte Zone werden. WLAN, DECT-Telefone, strahlende Haushaltsgeräte, die Einstrahlung durch 5G-Sender, das wird die Menschen hohen Belastungen aussetzen. Die Schweizer Mobilfunkbetreiber fordern zur Realisierung nicht zufällig eine Erhöhung der Grenzwerte. Man sollte nicht vergessen: diese Strahlung ist von der WHO als möglicherweise krebserregend eingestuft.

Ministerin Svenja Schulze: Wo ist die kritische Haltung geblieben? Bild: SPD-NRW - nrwspd.de

Welchen Fragen weichen Schulze und Scheuer aus?

Die Digitalisierung als profitables Geschäftsmodell der Industrie wird den Energie- und Ressourcenverbrauch in die Höhe schnellen lassen. Die gesamte digitale Steuerung gesellschaftlicher Prozesse beruht auf der Transparenz persönlicher Daten und ist ein Schritt zum Überwachungsstaat. Im Schatten der Corona-Krise wird die seit langem geplante digitale Überwachungsstruktur perfektioniert.[11] Ministerin Svenja Schulze hatte bisher vor dieser Entwicklung gewarnt. Warum werden die Kommunen über diese Risiken nicht mehr informiert?

Smart City, Smart Country: Energieschleuder, überwacht, verstrahlt

Über diese Folgen der digitalen Transformation findet so gut wie keine gesellschaftliche Debatte statt. Digitalisierung gilt als der Fortschritt schlechthin, und alle Parteien sind dafür und eignen sich das FDP-Motto an: Digital First, Bedenken Second. Ganz anders der Wissenschaftliche Beirat der Bundesregierung Globale Umwelt­veränderungen (WBGU). Er hat sich mit einer besorgten Stellungnahme zu Wort gemeldet:

"Eine große technische Revolution ist im Gang. Wie wird sie das Zusammenleben der Menschheit auf diesem Planeten verändern?...Wie kann sie genutzt werden, um die großen Mensch­heits­herausforderun­gen zu lösen?" Seine Antwort ist alarmierend:

  • "Die Digitalisierung entfaltet ihre disruptive (also zerstörerische) Kraft mit großer Geschwindigkeit und globaler Reichweite, während ihre Regulierung größtenteils nacheilend erfolgt."
  • "Ohne aktive politische Gestaltung wird der digitale Wandel den Ressourcen- und Energieverbrauch sowie die Schädigung von Umwelt und Klima weiter beschleunigen."[12]

Denn so, wie es derzeit nahezu unreguliert ablaufe, so der Wissenschaftliche Beirat, bestehe die Gefahr einer Steigerung des Energie- und Ressourcenverbrauchs, der Gefährdung der Freiheit durch BigData und Überwachung. Für diese Entwicklung steht 5G. Auch deshalb lehnen wir seine Einführung ab. Die vielen Kommunen, die sich Klimabündnissen angeschlossen, den Klimanotstand ausgerufen haben, können dieser profitgetriebenen Digitalisierung nicht zustimmen. Es muss gefordert werden, dass dafür ein ökologischer Fußabdruck vorgelegt wird.

Welche Entwicklung forciert die Bundesregierung? In den 50er Jahren des letzten Jahrhunderts wurden die Städte, ja das ganze Land umgebaut für die Autoindustrie mit ökologischen Folgen, die sich auf den Menschen, Tiere, die ganze Umwelt und das Klima verheerend ausgewirkt haben. Dasselbe erleben wir jetzt: wieder soll für neue Produkte, diesmal das autonome Auto, das Internet der Dinge und die Landwirtschaft 4.0 das Land umgebaut werden, nicht für die Menschen, sondern für noch mehr zerstörerisches Wachstum. Auch die Bundeswehr will 5G für das in Echtzeit vernetzte Schlachtfeld. Der zuständige Staatssekretär forderte auf einer Bundes­wehr­tagung: "Die Anforderungen der Sicherheitsbehörden müssen bei der anstehenden Vergabe weiterer Frequenzbänder ihre Umsetzung finden. Die Frequenzen sind die Macht der Zukunft."[13]

Mit den Schulze-Scheuer-Papier sollen diese Ziele durchgesetzt werden.

Kommunen können ihre Rechte wahrnehmen!

Das Schulze-Scheuer-Papier gibt einen wichtigen Hinweis, wie die Kommunen ihre Verantwortung für Gesundheit, Ökologie und Demokratie in die Hand nehmen können:

"Der Ausbau von 4G und der Aufbau von 5G wird durch die Netzbetreiber in enger Abstimmung mit den Kommunen auf Grundlage der „Vereinbarung über den Informationsaustausch und die Beteiligung der Kommunen beim Ausbau des Mobilfunknetzes“ erfolgen. Auf Grundlage dieser „Mobilfunkvereinbarung“ wird den Kommunen ein Mitspracherecht bei der Auswahl von Mobilfunkstandorten im Stadt-/Gemeindegebiet eingeräumt. So haben sich die Betreiber verpflichtet,

  • die Kommunen über ihre Pläne zum Netzausbau detailliert zu unterrichten und alle in Frage kommenden Standorte zu benennen.
  • Die Kommunen haben wiederum das Recht, alternative Standorte vorzuschlagen und es steht ihnen bei neuen Funkanlagen überdies ein Stellungnahme- und Erörterungsrecht zu.
  • Die Ergebnisse dieser Beteiligung muss der Netzbetreiber berücksichtigen.
  • Es wird erwartet, dass Netzbetreiber auch die Bürgerinnen und Bürger informieren und den konstruktiven Dialog suchen ...
  • Die Kommunen werden von den Netzbetreibern bei der Auswahl eines neuen Standortes in jedem Fall um Stellungnahme gebeten. Die Ergebnisse dieser Beteiligung müssen die Mobilfunkunternehmen berücksichtigen."

Bürgerinitiativen und Gemeinderäte, lasst Euch unterrichten, arbeitet zusammen mit den Gemeinderäten Mobilfunkvorsorgekonzepte mit der Priorität Gesundheit aus, und lasst die Zusicherung des Schulze-Scheuer-Papiers, also der Bundesregierung, Realität werden:

  • "Die Ergebnisse dieser Beteiligung müssen die Mobilfunkunternehmen berücksichtigen."

Und ein Ergebnis der Entscheidung in kommunaler Selbstverwaltung kann auch ein Moratorium für 5G sein, so wie es bereits dutzende Kommunen beschlossen haben.

Ausführliches juristisches Material und Video Vortrag über die Rechte der Kommunen: Bernd I. Budzinski: Widerstand gegen 5G – warum eigentlich?  Mindestens 5 Gründe. Artikel und Video-Vortrag

Quellen

[1] https://www.welt.de/newsticker/dpa_nt/infoline_nt/netzwelt/article207432651/Vodafone-startet-Ausbau-von-5G-in-der-Flaeche.html

[2] LANGE, S / SANTARIUS,T (2018): Smarte grüne Welt? Digitalisierung zwischen Überwachung, Konsum und Nachhaltigkeit, München

[3] Thomas Fromm: Das wäre das Ende der Straßenbahnen, Süddeutsche Zeitung 10.09.2019

[4] siehe dazu: Martin Grassberger (2020): Das leise Sterben, Warum wir eine landwirtschaftliche Revolution brauchen, um eine gesunde Zukunft zu haben, Wien

[5] ICNIRP statement 2002,general approach, Health Phys. 82, 540-548 (S. 546): "Verschiedene Gruppen in einer Bevölkerung können Unterschiede in ihrer Fähigkeit haben, eine bestimmte NIR-Exposition zu tolerieren. Zum Beispiel können Kinder, ältere Menschen und einige chronisch kranke Menschen eine geringere Toleranz für eine oder mehrere Formen der NIR-Exposition haben als der Rest der Bevölkerung. Unter solchen Umständen kann es sinnvoll oder notwendig sein, für verschiedene Gruppen innerhalb der Allgemeinbevölkerung getrennte Richtwerte zu entwickeln, aber es wäre effektiver, die Richtwerte für die Allgemeinbevölkerung so anzupassen, dass sie solche Gruppen einbeziehen."

Gandhi et al. ((2011): Exposure Limits: The underestimation of absorbed cell phone radiation, especially in children, Electromagnetic Biology and Medicine, 31(1): 34–51, 2012

[6] Bundestagsdrucksache 14/7958 (2002). Die Bundesregierung bestätigte in der Antwort vom 4. Januar 2002 auf eine Große Anfrage der Fraktion der CDU/CSU, dass die Grenzwerte keine Vorsorgekomponente enthalten. Auf die Frage der CDU/CSU-Fraktion nach der wissenschaftlichen Begründung des Strahlenschutzes antwortete die Bundes­regierung:

  • "Die internationalen Gremien haben allerdings bisher darauf verzichtet, Vorsorgeaspekte in ihre Überlegungen mit einzubeziehen." (S. 14)
  • „Die o.g. Bewertungen der SSK (Strahlenschutzkommission) stimmen mit den Einschätzungen interna­tio­naler wissenschaftlicher Expertengremien überein. Bei der Ableitung der gelten­den Grenzwerte, die die Grundlage der Standortbescheinigung bilden, hat das Vorsor­ge­prinzip keine Berück­sichtigung gefunden.“ (S.18)

[7] Science Media Center, 12.03.2020: ICNIRP Richtlinien zur Exposition durch elektromagnetische Felder; https://www.sciencemediacenter.de/alle-angebote/rapid-reaction/details/news/icnirp-richtlinien-zur-exposition-durch-elektromagnetische-felder/

[8] https://www.bfs.de/DE/themen/emf/hff/wirkung/hff-diskutiert/hff-diskutiert.html

[9] Interview in 3sat: ab Minute 2:20, http://www.3sat.de/mediathek/?mode=play&obj=79212

[10] Bundestagsdrucksache 19/6270 (2019): „Achter Bericht der Bundesregierung über die Forschungsergebnisse in Bezug auf die Emissionsminderungsmöglichkeiten der gesamten Mobilfunktechnologie und in Bezug auf gesundheitliche Auswirkungen“

[11] Der NZZ-Journalist Adrian Lobe deckt in seinem Buch "Speichern und strafen. Die Gesellschaft im Datengefängnis"(2019) auf, wie die digitale Überwachungsstruktur in den letzten Jahre heimlich installiert wurde.

[12] https://www.wbgu.de/de/service/presseerklaerung/digitalisierung-in-den-dienst-nachhaltiger-entwicklung-stellen

siehe auch: Fachleute des Weltbiodiversitätsrats IPBES beziehen Position zur COVID-19-Pandemie": "Es gibt eine einzige Spezies, die für die COVID-19-Pandemie verantwortlich ist – der Mensch." IPBES-Expert*innen machen in einem Gastbeitrag auf den Zusammenhang zwischen dem Verlust der Artenvielfalt und Pandemien aufmerksam und beziehen Stellung."

[13] https://www.diagnose-funk.org/aktuelles/artikel-archiv/detail&newsid=1384

Publikation zum Thema

Januar 2020Format: DIN A4Seitenanzahl: 100 Veröffentlicht am: 16.03.2020 Bestellnr.: 787, Preis: 9,50 Euro ISBN-10: ISBN 978-3-9820585-1-1Sprache: DeutschHerausgeber: diagnose:funk

Smart City, Digitale Bildung, Elektromagnetische Felder

Informationen zu den Folgen der digitalen Transformation unserer Gesellschaft
Autor:
Dr. Wolfgang Baur, Prof. Karl Hecht, Peter Hensinger M.A., Prof. Wilfried Kühling, Prof. Gertraud Teuchert-Noodt, Dipl. Biol. Isabel Wilke, Dr. Ulrich Warnke
Inhalt:
Sammelband der 100 Argumente - ein Handbuch für Eltern, Erzieher und Pädagogen und die Arbeit von Bürgerinitiativen. Die digitale Transformation der Gesellschaft prägt seit ca. 15 Jahren unsere Epoche.Wir sind Zeitzeugen dieses schnellen Wandels und können ihn noch beeinflussen. Die digitale Transformation hat Folgen für die Demokratie, die Umwelt und die Entwicklung des Individuums, seine Gesundheit und Psyche! Dieser Sammelband enthält 15 Artikel, die v.a. in der Zeitschrift umwelt-medizin-gesellschaft erschienen sind. Jeder Artikel informiert kompakt, kurzweilig und wissenschaftlich fundiert über ein Fachgebiet: • Smart City-die Auswirkungen des digitalen Umbaus der Städte • Forschungsergebnisse über digitale Medien und die Gehirnentwicklung bei Kindern • Interviews zur geplanten digitalen Bildung und ihren Risiken • WLAN an Schulen-was man über die Auswirkungen auf das Gedächtnis und Lernen weiß • Der Forschungsstand zu den Risiken der elektromagnetischen Felder des Mobilfunks und 5G • Die Bedeutung der elektromagnetischen Felder für die Evolution • Wissenschaftsdebatte: mit welchen Theorien wird heute versucht, Erkenntnisse über Risiken wegzudiskutieren • Die Ideologie der Digitalisierung. Umfangreiche Quellenangaben zu jedem Artikel geben dem Leser die Möglichkeit, selbst weiter zu recherchieren.
November 2022Format: A5Seitenanzahl: 90 Veröffentlicht am: 01.11.2022 Bestellnr.: 102Sprache: DeutschHerausgeber: diagnose:funk | Titelfoto: contrastwerkstatt - stock.adobe.com

Mobilfunk, 5G-Risiken, Alternativen

Einführung in die Auseinandersetzungen um eine strahlende Technologie
Autor:
Jörn Gutbier & Peter Hensinger
Inhalt:
Viele Menschen setzen sich durch den Protest gegen 5G zum ersten Mal mit den Risiken der Mobilfunkstrahlung auseinander. Jetzt gibt es mit diesem Ratgeber eine Broschüre, die alles Wissenswerte darstellt. Für jeden, der aktiv ist eine Pflichtlektüre. Ist diese Technologie gesundheitsschädlich? Sollten wir Vorsorge betreiben? Wie könnte diese aussehen? Gibt es Alternativen? Der vorliegende Ratgeber will diese Fragen beantworten und bietet mit vielen Quellenangaben die Grundlage, sich selbständig weiter zu informieren. Leseprobe zum Download.
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